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Sieben goldene Regeln für Hausaufgaben-Anfänger

Hausaufgaben? Es hilft kein Jammern und Klagen: in Deutschland gehören sie von Anfang an dazu. So wie unser Schulsystem „tickt“ können Hausaufgaben helfen, das Lernen zu lernen. Damit Hausaufgaben nicht zu täglichem Streit führen, hier einige Tipps für euch.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Kind macht Hausaufgaben am Tisch

Eltern klagen über Hausaufgaben - sie machen es Kindern damit schwer

Kinder lernen gern. Aber ihr Eifer und ihre Wissbegier werden oft von Eltern viel zu früh gebremst. Beispiel: Stolz kommen die Erstklässler am ersten Schultag aus dem Unterricht zurück. Eine Stunde lang hatten sie ihre Lehrerin kennen gelernt und ihren Platz in der Klasse gefunden. "Mama, Papa, stellt euch vor, wir haben auch schon eine richtige Hausaufgabe!" ruft Lara begeistert. "Oh, ihr Armen. Ihr habt aber eine strenge Lehrerin ..." kommentiert der Vater. Laras Freude ist gebremst. Wie schade, sie hatte sich doch gefreut! Laras Beispiel zeigt, dass Mütter und Väter (und auch Großeltern) eigene schlechte Erfahrungen viel zu oft und voreilig übertragen. Heute sind die meisten Lehrer*innen engagierte Pädagogen, die gezielt Hausaufgaben aufgeben, die den Lernerfolg unterstützen sollen.

Interesse zeigen ist wichtig und stärkt das Kind

Viele Kinder machen ihre Hausaufgaben auch im Hort oder in der Ganztagsschule. Eltern sollten aber trotzdem regelmäßig in den Ranzen schauen und sich vom Kind erklären lassen, was es gemacht hat. Nicht um zu Kontrollieren – das haben oft schon die Erzieher gemacht – sondern vor allem um Interesse am Kind und seinem Lernfortschritt, seinen Erfolgserlebnissen oder Schwierigkeiten zu zeigen.

Sieben goldenen Regeln für euren Praxistest

1. Auf feste Zeiten achten
Welche Zeit gewählt wird, hängt von eurer Familiensituation und von deinem Kind ab. Für viele Kinder hat es sich bewährt, dass zuerst gegessen, erzählt und sich kurz ausgeruht wird. Danach ist Hausaufgabenzeit. Immer. Denn wenn die Hausaufgaben verschoben werden, vermiesen sie den ganzen Tag.  „Aufschieberitis“ führt zu schlechtem Gewissen und verdirbt den Spielspaß. Ist alles erledigt, hat das Kind frei und kann sich auf das Spielen konzentrieren. Es kann aber auch sein, dass ihr als feste Zeit immer die Phase nach dem Spielen und vor dem Abendbrot wählt, z.B. wenn du berufstätig bist oder dein Kind ein zeitintensives Hobby oder lange Schulwege hat. Wichtig sind in jedem Fall Kontinuität und Verlässlichkeit, besonders bei Schulanfängern. Ein regelmäßiger Rhythmus erspart lange Diskussion.

2. Einen festen Platz wählen
Mag das Kind gern am Esstisch arbeiten, weil ein Elternteil in der Nähe ist? Oder ist es stolz auf einen eigenen Schreibtisch? Jede Familie muss herausfinden, was für das Kind am besten ist. Selbst Geschwisterkinder müssen da nicht immer gleich sein. Aber auch am Esstisch sollten alle wichtigen Schul-Utensilien griffbereit und das Essen abgeräumt sein. Und für ältere Schulkinder empfiehlt sich auf alle Fälle ein eigener, ruhiger Platz, an dem sie sich konzentrieren können.

3. Pausen machen und rechtzeitig aufhören
Wenn du merkst, dass dein Kind unkonzentriert ist, sollte es eine kurze Lernpause machen. Vielleicht spürt es das auch selbst? Kinder von 5 bis 7 Jahren können sich in der Regel maximal 15 Minuten am Stück konzentrieren, 8 bis 10-jährige in etwa 20 Minuten. Macht einfach eine kleine Pause – am besten mit Bewegung oder im Freien. Mütter und Väter sollten darauf achten, dass die Kinder nicht zu lange arbeiten. Wie lange in welcher Jahrgangstufe gelernt werden soll, ist ein wichtiges Thema für Elternabende oder Lehrergespräche.

4. Aufgaben gut einteilen und Arbeitspläne machen
Was ist zu tun? Ideal ist, wenn ein Kind selbst sagt: „Mama/Papa, ich mache immer erst die schweren Aufgaben, dann freue ich mich auf die leichten.“ Umfangreiche Arbeiten können idealerweise in der Salamitaktik bewältigt werden. Immer Scheibchen für Scheibchen. Gut ist es auch, wenn es einen Wochenplan gibt, denn so lernen Kinder, die Aufgaben aufzuteilen und nicht alles auf den letzten Drücker zu erledigen.

5. Nicht den Lehrer*in ersetzen wollen
Eltern werden schnell merken, dass das Kind „Frau Meyer“ als höchste Autorität sieht. Auch wenn du selbst etwas vielleicht anders erklären würdest, halte dich an die rechnerischen Lösungswege der Lehrer*innen. Das sind die Fachleute auf deren Kompetenz du bauen kannst.

6. Das Kind lernen lassen
Mal eben schnell vorschreiben? Lieber nicht. Am besten lässt du es allein lernen und gibst nur dann Rat, wenn es dich ausdrücklich fragt. Die Lehrer*innen möchten ja nicht wissen, was du weißt, sondern mit den Hausaufgaben sicherstellen, dass das Gelernte beim ihrem Schüler*in hängen bleibt. Und das Erfolgserlebnis ist bei eigener Leistung größer, als wenn geschummelt wurde.

7. Im Alltag weiter lernen
Lesen und Rechnen lernt man nur für die Schule? Ganz sicher nicht. Wenn du deinem Kind zeigst, dass es tatsächlich Straßenschilder, Prospekte im Supermarkt oder den Fahrplan lesen kann, wird es merken, dass es das Gelernte ganz praktisch anwenden kann. Wenn dein Kind merkt, dass es mit echtem Geld richtig rechnen kann und erste Worte entziffert, wird es gerne lernen. Denn Kinder mögen das und sind wissbegierig!