Kindergeburtstage werden immer mehr zum Event. Und nicht nur die Gastgeber, auch die Gäste wollen alles richtig machen. Vermutlich sind deshalb Geburtstagskisten im Trend, die in einem Laden vom Geburtstagskind mit Wunschgeschenken befüllt werden. Die Gäste gehen hin, wählen eines der vorgegebenen Präsente und bringen es zur Feier mit. Ziemlich praktisch oder einfach unmöglich?
Ina, 39 Jahre, ist selbstständige Fitnesstrainerin und hat zwei Töchter, Klara, 11 Jahre und Finja, 6 Jahre, beide haben ziemlich viele Freundinnen und ohne Kisten würde Ina verzweifeln.
Ich bin ja so dankbar, dass es diese Kisten gibt. Ich finde die nämlich verdammt praktisch. Sowohl als Gast, als auch als Gastgeberin. Nicht jedes Kind hat so eine Kiste, die es mit den Wunschgeschenken gefüllt hat - dann geht die Suche los. Meine Töchter wissen natürlich nicht, ob das Geburtstagskind gern liest oder lieber Musik hört, sie wählen meist einfach etwas über das sie selbst sich freuen würden. Und nicht immer wird sich dann über das Geschenk gefreut.
Wenn ich weiß, wo so eine Kiste steht, muss ich nicht lange überlegen, rein in den Laden, irgendein Geschenk greifen, zahlen, fertig und die Freude ist groß. Wenn meine Töchter feiern, freuen sie sich immer sehr darauf, die Kiste zu befüllen. Dass dann nicht alles auch wirklich geschenkt wird, ist klar – bei acht Gästen dürfen dann auch gern 20 mögliche Gaben ausgesucht werden. Am nächsten Tag gehe ich dann ohne Nachwuchs in den Laden und kaufe die Herzenswünsche selbst – so mache ich mir auch die Schenkerei für die eigenen Kinder leichter.
Sie bekommen wirklich Dinge geschenkt, die sie mögen – das finden sie gut. Hätte mir als Kind auch viel besser gefallen als noch ein Reisespiel. Die mochte ich nämlich nicht, bekam sie aber immer geschenkt. Meine Töchter finden das Geschenke zusammenstellen so toll, die sprechen schon jetzt von ihren Hochzeitslisten und schwärmen davon wie toll das so als Braut sein wird. Wir werden sehen.
Andrea, 31 Jahre, ist Bürokauffrau und Mutter von Anton, 5 Jahre. Erst seit ihr Sohn Kindergartenkind ist, kennt sie Geburtstagskisten. Und findet die furchtbar.
Auf der Einladung zu Pauls sechstem Geburtstag steht: „Ich habe eine Kiste beim Spiellädchen.“ Noch ein Abtrünniger. Hatte Pauls Mutter nicht vor zwei Jahren noch gelästert über diese Unart mit den Kisten? Aber weil es ja fast alle Kinder so machen, finden die anderen Kinder das toll. Ich könnte schreien. Wo bleibt denn da die Vorfreude, wenn das Geburtstagskind schon selbst alle Geschenke ausgesucht hat? Und was ist mit dem Einfühlsamen Aussuchen eines Geschenkes?
Ich schenke den Menschen, die mir wichtig sind, sehr gern etwas. Ich frage eigentlich selten, was sie sich wünschen, sondern höre aufmerksam zu. Meine Mutter erzählte mir irgendwann, als wir Kaffee tranken, dass sie mal davon geträumt hatte, einen Tandemsprung aus einem Flugzeug zu machen. Den bekam sie dann auch zu ihrem 60. Geburtstag geschenkt. Von sich aus hätte sie den aber nie auf eine Wunschliste gesetzt! Wenn ich einen Schal sehe, der zu den Augen meiner Freundin passt, kaufe ich ihn spontan und verschenke ihn bei passender Gelegenheit. Beim Schenken sollte der andere im Mittelpunkt stehen!
Mit diesen Kisten lernen Kinder nicht mehr, aufmerksam auf Gefühle und Wünsche anderer zu achten. Sie müssen doch wissen, worüber ihre Kumpel sich freuen. Ich versuche meinem Sohn das schon beizubringen. Gegen den Trend erfinde ich dann einfach eine Ausrede. Gemeinsam mit Paul suchen wir dann z.B. ein Buch aus, statt die Kiste abzuarbeiten. Bisher kamen die selbst ausgesuchten Geschenke immer sehr gut an, denn es waren echte Geburtstagsüberraschungen und kein vorbestellter Warentausch. Und noch freut sich mein Sohn, wenn seine Freunde ihn mit ihren Geschenken überraschen. Hoffentlich bleibt das so.