Die Phase zwischen 10 und 14 Monaten markiert einen aufregenden Abschnitt in der Entwicklung deines Babys, in dem es eine bemerkenswerte Transformation durchläuft. Während dieser Zeit beginnt dein Kleines zunehmend seine Umgebung zu erkunden, neue Fähigkeiten zu erlangen und eine stärkere Bindung zu seiner Umgebung und zu dir als Elternteil aufzubauen. Von den ersten Schritten bis zu den ersten Worten erleben Babys zwischen 10 und 14 erstaunliche Meilensteine, die es zu feiern und zu unterstützen gilt. In diesem Abschnitt werden wir die faszinierende Welt der Babyentwicklung in diesem Alter erkunden und Wege aufzeigen, wie du dein Baby in dieser wichtigen Phase begleiten kannst.
Dein Baby krabbelt nun, bewegt sich aus dem Vierfüßlerstand vorwärts und beginnt mit dem Klettern. Es hat sehr viel Spaß dabei, Treppen hoch zu krabbeln oder auf Gegenstände zu klettern. Auch Spielplätze laden zum Klettern und Entdecken ein. Ermögliche deinem Kind das Erkunden durch krabbeln und klettern so oft wie möglich. Bleibe dabei eng bei deinem Kind, damit du es jederzeit halten kannst, falls es nötig ist. Auf dem Spielplatz solltest du dein Kind nicht auf hohe Spieltürme oder Klettergerüste heben, solange es dies noch nicht alleine schafft. Dein Kind darf in seinem eigenen Tempo erkunden und entdecken.
Neben dem Krabbeln kommen nun auch das selbstständige Hinsetzen und Hochziehen an Gegenständen hinzu. Das Sitzen kann ganz unterschiedlich aussehen – es gibt viele Varianten. Mache dir bitte keine Sorgen, wenn dein Kind anfangs noch unsicher an einem Gegenstand steht und wieder auf den Boden möchte. Dies ist eine völlig neue Aufgabe für die Beinmuskulatur. Mache es deinem Kind einfacher, indem du dich hinter es setzt und dein Bein als kleinen Hocker anbietest, damit es einen Zwischenschritt zum Boden hat. Einen „Fallrucksack“ oder Helm braucht es nicht, das Abstützen beim Hinfallen braucht etwas Übung.
Nutze gerne Waldbesuche, gemeinsame Spaziergänge und Aktivitäten an der frischen Luft sowie wertvolle Kursangebote wie z. B. PEKiP, Pikler, Delfi oder Baby- bzw. Kleinkindschwimmen, um die Bewegungsentwicklung deines Kindes zu fördern.
Klebe eckige Kanten von Möbelstücken zur Sicherheit ab! Überprüfe, ob es weitere gefährliche Stellen im Haus gibt, die dein Kind im Stehen erreichen kann- zum Beispiel die Herdplatten. Jetzt ist außerdem die richtige Zeit für Fensterschlösser, Treppengitter und Steckdosensicherungen.
Wenn dir bei deinem Kind auffällt, dass es sich anders bewegt als Kinder in ähnlichem Alter und du vielleicht das Gefühl hast, es könnte in seiner Entwicklung verzögert sein, vereinbare einen Termin bei deiner Kinderärztin oder deinem Kinderarzt. Auch die regelmäßigen U-Untersuchungen kannst du nutzen, um deine Sorgen bei der Kinderärztin oder beim Kinderarzt anzusprechen.
Tipp: Wenn dich bestimmte Bewegungen deines Kindes verunsichern, kannst du es auch hin und wieder filmen. Zeige diese Aufnahmen gerne deiner Kinderärztin oder deinem Kinderarzt. Sollte es notwendig sein, wird alles Weitere mit dir besprochen, z. B. bekommst du eine Verordnung für Physiotherapie oder eine Überweisung zu einer Fachärztin oder einem Facharzt.
Deinem Kind ist die Bedeutung von Sprache mittlerweile klarer und es verspürt den Wunsch, seine Bedürfnisse durch sein Gesicht (Mimik), durch Zeigen oder durch Sprache zu äußern. Dein Kind nutzt seine Mimik, um deine Aufmerksamkeit zu erhalten oder auf einen Gegenstand zu lenken. Vielleicht benutzt es auch bereits seinen Zeigefinger, um auf Dinge zu zeigen. Wenn dein Kind „mamama“ oder „papapa“ vorwiegend dann verwendet, wenn Mama oder Papa anwesend ist, könnte es sich bereits um die ersten Wörter handeln.
Gut zu wissen: Die meisten Kinder sprechen ihre ersten Wörter zwischen dem 12. und 14. Lebensmonat. Andere lassen sich etwas länger Zeit. Durch das Benennen von Gegenständen z. B. "ato" - Auto oder durch Formulierungen von Forderungen z. B. "da", "mehr", "auf" oder "haben" kann dein Kind nun schon eigene Wünsche äußern. Vielleicht hörst du auch schon verschiedene Betonungen, wenn es beispielsweise die Stimme anhebt, um eine Frage zu stellen, z. B. "Arm?", wenn dein Kind getragen werden möchte.
Bestimmte Bereiche im Gehirn sind zu bestimmten Zeiten besonders stark vernetzt und somit auch sehr lernbereit. Wenn Kinder geboren werden, können sie Laute aus allen Sprachen unterscheiden und nachmachen. Diese Fähigkeit haben wir als Erwachsene verloren. Gerade im Bereich der Sprachentwicklung sind die ersten Lebensjahre, bis einschließlich zum Ende des Grundschulalters wichtig.
Kinder, die sehr spät mit dem Sprechen beginnen, werden auch Late Talker genannt. Manchmal stecken auch Verzögerungen oder Störungen der Sprachentwicklung dahinter. Diese können ab dem 20. bis 24. Lebensmonat erkannt werden. Der Sprachbeginn kann aus verschiedenen Gründen auch etwas später sein. Im Lebensmonat 10 bis 14 kann eine Verzögerung noch nicht festgestellt werden.
Wenn dein Kind häufiger krank ist und vielleicht mit Mittelohrentzündungen zu kämpfen hat, können diese Infekte sich auf die Sprachentwicklung auswirken. Kinder lernen Sprache auch über das Gehör. Wenn das Gehör während der Infekte beeinträchtigt ist, ist auch das Hören erschwert.
Tipp: Notiere dir die Zeiträume von Infekten, Erkältungen und Mittelohrentzündungen. Diese Informationen sind hilfreich für spätere Arztbesuche.
Wenn dein Kind etwas interessiert anschaut oder darauf zeigt, möchte es, dass du den Dingen einen Namen gibst. Benenne also den Gegenstand und lasse ein Gespräch darüber entstehen: z. B.: „Der Apfel. Mhmmm, magst du einen Apfel? Ich schneide den Apfel für dich.“ Das gemeinsame Anschauen und Vorlesen von Bilderbüchern unterstützt die Sprachentwicklung deines Kindes ebenfalls.
Vielleicht macht es dir Freude eine Liste – ein kleines Wortschatz-Tagebuch zu erstellen? Darin notierst du alle Wörter, die dein Kind spricht. So bekommst du einen Überblick, welche Wörter dein Kind bereits kennt und hast später eine schöne Erinnerung an seine Sprachreise. Die Wörter müssen nicht wie unsere Erwachsensprache klingen. Auch kindliche Ausdrücke, z. B. „ham-ham“ haben in dieser Phase ihre Bedeutung. Wenn dein Kind die Katze mit „miau“ ruft, dann greife das auf und antworte: „Miau, ja die Katze. Miau macht die Katze.“
Zwischen dem 10. und 12. Lebensmonat findet die U6 statt. Hast du bereits einen Termin bei deiner Kinderärztin oder deinem Kinderarzt vereinbart? – Falls nicht, lieber keine Zeit verlieren! Nimm unbedingt das gelbe Untersuchungsheft sowie den Impfausweis mit, da laut Impfkalender eine Beratung zu den empfohlenen Schutzimpfungen stattfinden wird.
Bei der U6 wird der Fokus auf Entwicklungsauffälligkeiten gelegt. Die Ärztin oder der Arzt wird dein Kind körperlich untersuchen. Die Augen werden getestet, um eventuelle Sehstörungen festzustellen, damit diese frühzeitig behandelt werden können.
Mit verschiedenen Bewegungsübungen kann der Kinderarzt oder die Kinderärztin überprüfen, wie der Körper deines Kindes sich entwickelt. Falls es Auffälligkeiten geben sollte, wirst du Informationen und Adressen zu verschieden Fachärztinnen oder Fachärzten sowie zu Behandlungsmöglichkeiten erhalten.
Im Alter von 10 – 14 Monaten erlebt dein Kind meist zwei Entwicklungsschübe. Der eine Schub findet etwa um die 46. Lebenswoche, ca. mit 10 Monaten, statt und der andere Schub meist um die 55. Lebenswoche, ca. mit dem 1. Geburtstag.
Fakten zum Entwicklungsschub – 46. Lebenswoche
Fakten zum Entwicklungsschub – 55. Lebenswoche
„Was mein Kind schon alles kann“. Hand aufs Herz: Es ist ein tolles Gefühl, wenn dein Kind sich „gut“ entwickelt. Wenn einige Schritte in der Entwicklung allerdings etwas langsamer sind, kann dich das als Mutter oder als Vater schnell verunsichern.
Beruhigend zu wissen: Vieles, was Eltern als zu spät oder zu langsam empfinden, ist für Fachleute oft völlig normal. Kein Kind kann alles auf einmal lernen. Es hilft dir und deinem Kind, wenn du dein Kind nicht mit anderen Kindern vergleichst. Jedes Kind ist einzigartig und mit der Zeit lernst du immer besser, wie du dein Kind bei seiner Entwicklung unterstützt und was es braucht. Wenn du unsicher bist, ob dein Kind sich gesund entwickelt, gehe lieber einmal mehr zur Ärztin oder zum Arzt und hole dir Rat. Kinder, die sich sprachlich oder motorisch langsamer entwickeln, brauchen eventuell eine besondere Förderung. Nicht, um mit anderen Kindern „mithalten“ zu können, sondern für ihre ganz eigene Entwicklung.
Denke immer daran, dass die Entwicklung deines Babys ein faszinierender Prozess ist, der von deiner bedingungslosen Liebe und Fürsorge geleitet wird. Sei stolz auf die Fortschritte, die ihr gemeinsam macht, und vertraue darauf, dass du genau die richtigen Entscheidungen für dein Kind triffst.