Wann beginnen Kinder sprechen zu lernen? Die Antwort lautet: von Anfang an. Schon vor der Geburt hört das Ungeborene Sprache und beginnt ein Gespür dafür zu entwickeln. Das Neugeborene lernt eifrig weiter. Die Kleinen horchen genau hin, welche Lautkombinationen in der Muttersprache gebildet werden. Denn jede Sprache ist aus bestimmten Lauten, wissenschaftlich 'Phoneme' genannt, gebaut. Das sind die Bausteine, die ein Kind braucht, um mit der Sprache umzugehen, sie zu verstehen und selbst benutzen zu können.
Je mehr Eltern mit ihren Säuglingen sprechen, desto besser ist die Grundlage für das spätere Sprechen. Durch häufiges Hören lernen Babys die Phoneme von anderen Geräuschen zu unterscheiden. Babys brauchen die direkte Ansprache. Eine Videoclip oder ein Hörspiel hilft ihnen nicht, denn die ersetzen nicht das Miteinander. Babys müssen das Gesicht von Mama oder Papa beim Sprechen sehen können und ihre Stimme hören, um zu verstehen. Vorlesen, Fingerspiele, Singen oder einfach Erzählen im Alltag sind daher sehr wichtig.
Babys haben noch einen weiten Weg vor sich, denn unsere Sprache ist sehr komplex. Sie entwickelt sich aus vier Bereichen: der Aussprache, dem Wortschatz, dem Satzbau und dem Sprachverständnis. Die letzten Feinheiten der Grammatik lernen Kinder in der Schule, den Wortschatz ergänzen wir unser Leben lang.
Zunächst konzentrieren sich Kinder darauf zu verstehen, die Sprache zu bilden und auszusprechen. Um den ersten Geburtstag herum beginnen Kinder zu sprechen – doch bis sie einen richtig großen Wortschatz haben, die Aussprache und die grundlegende Grammatik ihrer Muttersprache richtig kennen, dauert es meist sechs Jahre.
Die ersten Laute formen schon Säuglinge. Sie lallen, schnalzen mit der Zunge und testen die Stimmbänder. Je älter das Baby wird, desto gezielter kann es Silben einsetzen. Aus dem reinen Brabbelspaß werden scheinbar ganz plötzlich erste Wörter. Passieren kann dies frühestens ab dem sechsten Lebensmonat, denn erst dann wird die Zunge beweglicher und der Kehlkopf rutscht nach unten, sodass sich der Resonanzboden vergrößert.
Auch die Denkmuster von Kindern werden immer komplexer, sie haben nun begriffen, dass Eltern weggehen können – aber wiederkommen. Dass sich der Teddy hinter dem Sofa versteckt, aber nicht weg ist. Mit Gesten können sie Wünsche mitteilen und begreifen, dass Dinge Namen haben. Und dass mit Worten etwas bezeichnet werden kann, was gerade nicht da ist, der Teddy etwa.
Die Großen können sich so schön über das erste Wort freuen. Das lautet am häufigsten „Mama“. Aus lauter Liebe? Sprachforscher haben eine simple Erklärung: Die Silbe ‚ma’ kann sehr einfach ausgesprochen werden und Säuglinge bilden diesen Laut früh. Sie ahmen ihn zunächst einfach nach. Aber dann passiert es: über ein zufälliges „Ma ma“ freut sich die Mutter so schön und Papa lacht so, wenn man „Ba ba“ mit dem Mund formt. Das Baby möchte diese Freude im Gesicht öfter sehen. Es hat gelernt, dass seine Laute etwas bewirken und das ist der Anfang vom aktiven Sprechen.
Mit „da“, „heiß“ oder „nein“ lernen die Kleinen nun jeden Tag ein Wort dazu. Die ersten Zwei-Wort-Sätze wie „da ham“ werden etwa mit einem Jahr gebildet. Je mehr die Eltern auf die Wörter reagieren, desto begeisterter reden Kinder. Oft erfinden sie auch lustige neue Worte. „Jojo“ für Joghurt, „Bupse“ für Mütze. Oder „Namm namm“ für Essen. Diese Wörter finden Erwachsene oft so niedlich, dass sie sie selbst gern benutzen. Und so entstehen dann wohl auch Wörter wie Heia und Wau-wau. Diese Babysprache haben also wohl Babys selbst erfunden. Aber so putzig sie auch ist – lieber nicht nachmachen. Nein, nein!