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Windelfrei: Warum Freiheit für die Windelpopos so gut tut

Autorin - Sandra Lößl

Ein Baby ohne Windeln – geht das denn überhaupt? In unserer westlichen Kultur tragen die meisten Babys Windeln. Doch immer häufiger wollen Eltern ihr Baby windelfrei erziehen und damit auch die Beziehung zu ihrem Kind stärken. In unserem Artikel erfährst du, wie du dein Baby sanft und liebevoll ohne Windeln oder mit windelfreien Phasen großziehen kannst. Wir bieten dir wertvolle Tipps, praxisnahe Ratschläge und Erfahrungsberichte von anderen Eltern, die diesen Weg bereits gegangen sind. Lass dich inspirieren und entdecke die vielen Vorteile und die besondere Bindung, die der windelfreie Ansatz mit sich bringen kann.

Lesezeit: Etwa 13 Minuten
Baby schaut über einen gestapelten Windelhaufen

Warum ein nackiger Po den Kleinen so gut tut

Die Popos unserer Babys und Kleinkinder sind vom ersten Tag an gut verpackt. Das ist für Eltern schon recht praktisch und bequem, keine Frage. Auch der Komfort für die Kinder ist nicht von der Hand zu weisen. Aber warum nicht auch mal runter mit den Dingern. Freiheit für die Babypopos! Erfahre hier, warum es Kindern tut gut, einfach den Po auch mal zu lüften.

Kinder wollen ihren Körper erkunden – den ganzen Körper: Babys und kleine Kinder lernen ihren Körper Stück für Stück kennen. Lustvoll erkunden sie zuerst die Händchen, indem sie diese in den Mund stecken, betasten und ansehen. Etwas später - und sportlich schon etwas anspruchsvoller - werden dann auch die Füßchen erkundet.

Im zweiten Lebenshalbjahr beginnen Babys außerdem ihre Genitalien zu betasten. Eine Erfahrung in der Entwicklung unserer Kinder, die wir ihnen von Zeit zu Zeit ermöglichen sollten. Auch dieser Bereich gehört zu ihrem Körper, nur meistens kommen die Kinder da einfach nicht ran.

Frischluft für entzündete Haut: In der Regel leiten moderne Windeln Flüssigkeiten gut vom Babypopo weg. Trotzdem können Urin und Stuhlgang die zarte Haut wund machen. Wenn dein Baby schon mal einen entzündeten Po hatte, weißt du, wie schmerzhaft und unangenehm das für die Kleinen ist. Frische Luft kann hier wesentlich zur Heilung beitragen und sogar der Entwicklung eines Soors vorbeugen. Lass dein Baby einfach eine Zeitlang nackig, nachdem du den Windelbereich gereinigt hast. Lüften kann hier Wunder wirken.

Mehr Bewegungsfreiheit ohne Windel: So gut und flexibel die neue Windel-Generation auch ist, sie schränken die Bewegungsfähigkeit eines Babys dennoch ein. Nicht sehr, aber doch ein wenig. Vielleicht hast du schon mal beobachtet, dass dein Kind seine Füßchen in Rückenlage viel höher bekommt und stärker strampelt, wenn die Windel ab ist. Auch auf dem Weg zum ersten Umdrehen kann das Popopaket mitunter stören. Manchmal ist genau dieses kleine Stück (Kunst-)stoff im Weg, um das erste Mal alleine auf den Bauch zu kommen. Nackig sein kann also durchaus entwicklungsfördernd sein. Manche Babykurs-Konzepte setzen deshalb bewusst auf das Nackigsein der Babys.

Entwicklung liebevoll begleiten: Im Alltag kommentierst du das Erleben und Verhalten deines Kindes und begleitest damit seine Entwicklung. Kinder brauchen die Rückmeldung von den Eltern, um zu begreifen, was sie tun und was mit ihnen passiert. Was in der Windel passiert, ist meist jenseits der Erlebbarkeit. Wenn du deinem Kind die Windel wechselst, siehst du, dass sie leer oder voll ist. Wie oft das Kind seine Blase darin entleert hat, entzieht sich deiner Kenntnis. In der Regel unterbricht das Kind kurz sein Spiel zum Ablassen von Urin. Es hält inne, manchmal schüttelt es sich. Mit Windel nehmen wir das meist nicht wahr. Im nackten Zustand siehst du, was passiert und kannst es auch kommentieren. „Jetzt hast du gepieselt, siehst du, dein Beinchen ist nass geworden“. Liebevoll kannst du dann das Beinchen deines Babys abwaschen.

Windelfreie Babys nehmen ihre Ausscheidungen intensiver wahr: Ist dein Kind gelegentlich ohne Windel, kann es seine Ausscheidungen intensiver wahrnehmen. Es bemerkt, dass sich der Harndrang ankündigt und kurz darauf sein Beinchen oder Bauch nass wird. Viele Kinder fassen interessiert an den Ort des Geschehens. Gemeinsam mit der Rückmeldung von Mama oder Papa kann das Baby Stück für Stück abspeichern, was da passiert und einen Zusammenhang zwischen Harn- oder Stuhldrang und den darauffolgenden Ausscheidungen herstellen.

Weitere Vorteile, wenn Babys windelfrei sind

  • Windeln kosten viel Geld. Über die Jahre sparst du viele hundert Euro, wenn du auf die Benutzung von Windeln verzichtest.
  • Die Umwelt wird geschont, da ihr keinen „Windel-Müllberg“ produziert oder Strom für gewaschene Stoffwindeln verbraucht.
  • Dein Kind muss später nicht mühsam das Trockenwerden üben, denn das habt ihr ja von Anfang an gemacht.

Nachteile bei windelfreier Erziehung

  • Windelfreie Erziehung kann schnell in Stress ausarten: Kinder „müssen“ grundsätzlich öfter als Erwachsene und manche Babys entleeren ihre Blase besonders häufig. Jedes Mal rechtzeitig zur Stelle zu sein, um das Kind abzuhalten, ist anstrengend. Und immerzu Aufzuwischen ist auch aus Hygienegründen unangenehm. Am besten funktioniert das am Anfang, wenn du dich ohnehin täglich die allermeiste Zeit mit deinem Baby beschäftigst.
  • Später, wenn du wieder mehr unterwegs bist, Freunde besuchst oder dein Kind in die Fremdbetreuung gibst, stößt die Windelfreiheit schnell an ihre Grenzen. Viele Eltern machen dann Kompromisse und kombinieren windelfreie Phasen zuhause mit Windeln in der Krippe – vorausgesetzt, die Babys machen das mit.
  • Ein eher psychologischer Nachteil: Das Thema „Sauberkeit“ wird zunehmend zum dominanten Thema, obwohl es so viele schöne andere Themen in der Entwicklung deines Babys gibt. Nicht alle Eltern wollen und müssen sich diesem Stress stellen. Und auf keinem Fall schadet die Windel deinem Kind. Windelfreie Erziehung erfordert also viel Überzeugung und Gelassenheit.

Wann und wo windelfrei?

Wann und wo du dein Baby nackig sein lässt, hängt ein Stück weit von dir und deinem Wunsch nach Sauberkeit ab. Manche Eltern möchten Ausscheidungen lieber nur im Badezimmer haben, anderen ist es egal, wenn mal eine „Pfütze“ im Kinderzimmer entsteht.

Wegen des großen Geschäftes musst du dir in der Regel keine Sorgen machen. Es kündigt sich normalerweise eindeutiger an und die meisten Eltern haben schon ein gutes Gefühl dafür, wann das Kind „groß“ muss“. Ich leite sein vielen Jahren Kurse, in denen Kinder nackig sind. Es passiert fast nie, dass ein Kind Stuhlgang hat ohne dass die Eltern das im Vorfeld bemerken und Vorkehrungen treffen können.

Du kannst dein Kind – wenn die Umgebung dafür warm genug ist - ganz ausziehen oder einfach nur die Windel abnehmen und „unten ohne“ spielen lassen. Der Sommer ist ein idealer Zeitpunkt dafür, vor allem dann, wenn das Wetter über lange Zeit schön und ein Aufenthalt im eigenen Garten möglich ist. Dann kannst du dein Kind ohne Windel spielen lassen, und es bekommt nach und nach ein Gespür dafür, wie es sich anfühlt, wenn es Pipi oder Größeres machen muss. Der Popo darf dabei gerne nackig sein, aber auch eine leichte Gummizughose ist zum „Üben“ sehr geeignet. Windelfrei im Sommer tut deinem Kind gut, es beschleunigt aber nicht die bewusste Blasen- oder Darmkontrolle. Das Trocken werden klappt aber nur dann, wenn dein Kind von der Entwicklung her soweit ist. Wie sagt man so schön: es dauert, so lange wie es eben dauert.

Praktische Tipps zur Windelfreiheit

Hast du Lust bekommen, eine Windelpause auszuprobieren? Dann helfen dir unsere Tipps dabei! Vielleicht entdeckst du ja noch ganz andere Vorteile oder Tipps. Aber wenn du weder die Nerven noch die Zeit dafür hast, ist das auch ok. Plane dann einfach etwas längere Wickelpausen ein, damit dein Baby dann so richtig strampeln und seinen Körper erleben kann.

Badezimmer: Ob nach dem Baden, als Abendritual oder einfach zwischendurch - das Schöne am Badezimmer ist, dass Pfützen ganz einfach aufgewischt sind und der Raum meist gut zu beheizen ist (im Idealfall verfügt das Bad sogar über eine Fußbodenheizung). Aber Vorsicht ist geboten, wenn dein Kind schon stehen kann. In Verbindung mit Urin werden Fliesen im Nu spiegelglatt.

Wickeltisch: Bei ganz kleinen Babys reicht schon der Wickeltisch. Mit einer Wärmelampe darüber hat es dein Baby hier herrlich warm. Du kannst es streicheln, massieren, ihm ein Lied singen. Kann sich dein Kind schon alleine drehen, ist es einfacher die Wickelunterlage auf den Boden zu legen.

Mattenecke im Kinderzimmer: Im Kinderzimmer kannst du ganz einfach einen „FKK-Bereich“ einrichten. Es gibt extra dafür angefertigte Krabbelmatten, die es in verschiedenen Online-Shops zu kaufen gibt. Genauso gut eignen sich aber auch Yoga- oder Gymnastikmatten. Mit einem Heizlüfter kannst du ganz schnell eine angenehme Temperatur erzeugen und das Baby kann nach Herzenslust nackig spielen und tollen. Urin ist von den Matten mit etwas Neutralreiniger rückstandslos zu entfernen.

Garten oder Balkon: Wenn du einen Garten hast, kannst du dein Kind natürlich besonders schön nackig spielen lassen. Pipipfützen versickern in der Wiese und es weht ein frisches Lüftchen um den Popo. Nackig ist das Spielen im Gras für die meisten Kinder besonders interessant. Auf dem Balkon lässt sich bei gutem Wetter wie im Kinderzimmer leicht eine „FKK-Ecke“ einrichten. Einfach mit Matten auslegen und los geht´s. Auch ein Laufstall kann hier gut platziert werden.

Windelfrei erziehen: Von Anfang an ist besser

Windelfreie Erziehung von Anfang an erfordert viel Aufmerksamkeit von Seiten der Eltern. Denn nicht nur dein Baby muss lernen zu spüren, wenn ein großes oder kleines „Geschäft“ im Kommen ist. Dein Baby gibt von Geburt an Laute von sich, die Stuhlgang oder Urin ankündigen. Wenn du es dann gleich abhältst kann es diesen „loswerden“ ohne dich oder sich selbst schmutzig zu machen. Meist hat das Kind auch einen Verdauungsrhythmus, den du Stück für Stück kennen lernst.

Eltern, die windelfrei erziehen, üben das „Abhalten“, d.h. sie achten sehr stark auf die Signale des Babys, um es rechtzeitig über der Toilette abzuhalten. Ohne diese Aufmerksamkeit und die dafür notwendige Zeit ist windelfreie Erziehung nicht möglich.

Windelfreie Erziehung ist einfacher, wenn du direkt nach der Geburt beginnst, da am Anfang die Verdauungssignale deines Babys noch besonders deutlich sind. Ist dein Kleinkind erstmal an Windeln gewöhnt, kann es schwerer sein, auf windelfreie Erziehung umzusteigen. Dann kannst du aber gerne „Teilzeit-Windelfrei“ ausprobieren.

Wie du windelfreie Erziehung mit der Benutzung von Windeln kombinieren kannst

Windelfreie Phasen sind auch dann möglich, wenn du dein Baby normalerweise wickelst. Wenn dein Baby z.B. einen wunden Po hat, tut es ihm gut, frische Luft statt einer feuchten Windel zu fühlen. Im Garten oder auf dem Balkon, aber auch im Bad oder beim Spiel auf einer abwaschbaren Matte kannst du deinem Baby windelfreie Zeiten gönnen. Auch wenn es draußen sehr warm ist, fühlt sich dein Wickelkind ohne Windel wohl. Besonders im Sommer kannst du prima ausprobieren, ob dein Kind schon ohne Windel zurechtkommt.

Tipps für eine entspanntere windelfreie Erziehung

Bleib entspannt - nimm´s locker: Windelfrei soll eine Bereicherung für dein Baby, dich und eure Familie sein. Es ist also sinnvoll die Sache locker anzugehen. Wenn es klappt ist es schön, wenn nicht ist es auch ok.

Je früher umso besser: Direkt nach der Geburt sind die Signale, die Babys kurz vor ihren Ausscheidungen von sich geben, noch am deutlichsten.  Wenn Babys über längere Zeit Windeln tragen, verlieren sich diese Signale langsam. Es macht also Sinn, früh anzufangen.

Ganz oder gar nicht? – muss nicht sein: Sieh es nicht so streng. Dein Kind kann auch nur ab und zu windelfrei sein. Z.B. zu Hause im Bad oder im Garten. Schau, wie es für dich und deine Familie passt. Nackig sein ist immer eine Bereicherung, aber nur wenn es nicht in Stress ausartet.

Achtung „Vielpiesler“!: Kinder entleeren sich in der Regel öfter als Erwachsene. Es gibt aber auch „Vielpiesler“, die sehr oft „müssen“. Das kann die Sache natürlich anstrengender machen…

Notfallwindeln erleichtert die Sache: Auch wenn ihr euer Baby windelfrei großzieht, macht es Sinn, Notfallwindeln dabei zu haben. Ein unerwarteter Durchfall, keine Toilette oder Waschbecken in der Nähe…Unterwegs und Im Zweifelsfall geht man besser mit Windel.

Erhalte hier weitere wertvolle Informationen und praktische Tipps rund um die Babypflege.

Eltern berichten über die windelfreie Zeit

Kein Baby-Forum ohne die teils heftig geführte Diskussion zum Thema „windelfrei“. Während frühere Müttergenerationen darüber meist nur verständnislos den Kopf schütteln, setzen sich viele Mütter und Väter mit dieser Frage intensiv auseinander – und machen damit sehr unterschiedliche Erfahrungen. Wir stellen euch zwei davon vor und wünschen euch, dass ihr dadurch euren eigenen Weg findet.

 

„Von Anfang an lief es super – ohne dass wir es geplant hätten“ (Maria, 39 Jahre. Sie hat 4 Kinder.)

Meinen ersten Sohn habe ich noch mit ganz normalen Wegwerfwindeln gewickelt. Aus ökologischen Gründen bin ich bei Baby Nummer zwei und drei dann auf ein Stoffwickelsystem umgestiegen, das mir sehr gut gefallen hat. Ich fand den Stoff am Babypopo einfach angenehmer als Kunststoff.

Wir hatten also Geld in ein richtig gutes Windelsystem investiert und als sich unser viertes Kind ankündigte, war für mich und meinen Mann klar, dass es wieder damit gewickelt werden soll. Amon kam dann zu Hause auf die Welt. Er war irgendwie so rein und nackig, dass wir ihm gar nichts anziehen wollten. Es war ein herrlich warmer Sommer und so verbrachten wir die ersten Tage im Wochenbett immer nur leicht zugedeckt. Amon schlief an meiner Seite oder auf meiner Brust.

Er hatte Stuhlgang, nach dem man fast die Uhr stellen konnte. Relativ schnell hatte er einen zwei bis drei Stunden Rhythmus beim Stillen. Tagsüber machte er während der allermeisten Mahlzeiten ein großes Geschäft. Er hielt im Trinken inne, machte ein kleines grunzendes Geräusch, zog die Beinchen an und machte ein Häufchen. Anfangs ging das noch auf die Unterlage, die ich ihm unter den Popo legte. Bald schon hatte ich aber beim Stillen immer ein kleines Schüsselchen an meiner Seite. Wenn ich merkte, dass etwas kommt, hielt ich ihn kurz darüber, putzte seinen Popo und er konnte weiter trinken. Auch das kleine Geschäft kündigte sich regelmäßig an und wurde auf die gleiche Weise behandelt. Auch als die ersten Wochenbetttage vorbei waren, blieb Amon windelfrei – eigentlich ganz ungeplant.

Mit vier Kindern ist der Alltag in der Familie natürlich schnell wieder da gewesen. Inzwischen ist es so, dass ich Amon zu Hause fast immer windelfrei habe. Wenn mal was danebengeht, sehen wir das nicht so eng. Unterwegs trägt er ein Stoffwindelsystem, wobei ich ihn abhalte, wenn eine Toilette in der Nähe ist und ich schnell genug bin.

Für uns passt das so sehr gut. Für mich und meinen Mann ist es etwas ganz Besonderes, auf die Zeichen zu hören, die Amon von sich gibt, wenn er sich entleeren muss. Bei den anderen drei Kindern haben wir das gar nicht wahrgenommen, weil sie von Anfang an eine Windel trugen.

 

„Uns war das viel zu anstrengend“ (Anja, 29 Jahre. Sie hat 1 Kind.)

Als unser erstes Baby Christina auf die Welt kam, haben mein Mann Thomas und ich uns viel mit dem Thema „windelfrei“ auseinandergesetzt. Uns hat das bedürfnisorientierte Konzept sehr gut gefallen. Als Christina dann drei Monate alt war, beschossen wir, tagsüber auf Windeln zu verzichten. Wir zogen ihr Schlupfhosen an, die man schnell runterziehen kann und harrten der Dinge die da kommen sollten.

Von der Literatur zum Thema wusste ich schon, dass Babys, kurz bevor sie Stuhlgang oder Urin ablassen, markante Geräusche von sich geben. Wir legten also unserem Baby die Windeln ab und waren voller freudiger Erwartung, wie es wohl ohne laufen würde. Wie vor einem Fernseher saßen wir vor der – noch viel schlafenden – Christina und warteten auf die „Signale". Nichts passierte. Dafür war Christinas Body ständig nass. Wir mussten sie bis zu zehnmal am Tag umziehen. Es war richtig stressig für uns.

Ich machte mir Gedanken darüber, ob es mir an Feinfühligkeit mangelt, dass ich nicht erkennen kann, wann mein Baby „mal muss“. Viele andere Eltern hatten das doch auch geschafft und damit eine enge und innige Beziehung zu ihrem Baby aufgebaut. Das wollte ich auch.

Deshalb ließ ich nicht locker. Regelmäßig beobachtete ich Christina. Tatsächlich bemerkte ich bald, dass sie vor ihren „Geschäften“ ein zartes Grunzen von sich gab. Das war allerdings ziemlich häufig und in den Schlafphasen oftmals kaum zu bemerken.

Irgendwann war ich fix und fertig. Kochen, den Haushalt erledigen, duschen, mal ein Buch lesen…ich konnte mich keiner Tätigkeit mehr hinwenden, alles richtete sich nach dem zu erwartenden Geschäft meines Nachwuchses. Ich war entweder damit beschäftigt das Baby zu beobachten, um ja kein Signal zu übersehen oder ich musste Kleidung wechseln, weil doch wieder etwas daneben ging. Wenn sie im Schlaf pieselte, musste ich sie zum Wechseln manchmal wecken und sie war dann furchtbar unleidig.

Als ich nach einer Woche völlig erschöpft war, kam Thomas mit unseren „Notfall“-Windeln, die wir noch hatten. Ich sträubte mich kurz, ließ mich aber von Thomas überreden es nochmal mit Windel zu versuchen. Es war herrlich und genau die richtige Entscheidung! Ich konnte mich wieder länger einer Aufgabe widmen oder etwas für mich tun. Christina hatte das erste halbe Jahr sehr lange Schlafphasen. Ich konnte sie nun einfach schlafen lassen und wechselte danach in Ruhe die Windel.

Inzwischen lassen wir Christina regelmäßig nackig strampeln, weil sie das so gerne mag. Dann lege ich ein Handtuch unter, das sie nach Lust und Laune vollpieseln kann. Wir genießen diese Nackigzeit beide. Ich bin aber sehr froh, dass ich mich von dem Druck, den ich mir wohl selbst gemacht habe, befreien konnte. Die richtige Entscheidung für uns alle.