Ein Blick auf das Smartphone. Keine Nachrichten. Auch das Telefon bleibt stumm. Maria ist zum Heulen zu Mute. Es ist ihr Geburtstag! Und keiner ruft an. Im letzten Jahr war es ihr gar nicht so aufgefallen, aber ihre Freundinnen melden sich immer weniger. Mögen die sie nicht mehr? Sie fühlt sich plötzlich einsam und auch ihre beiden Kinder und ihr Mann sind da kein Trost.
Auch Isa kennt solche Gefühle. Zwischen Job und Kita bleibt einfach keine Zeit. Sie arbeitet in Vollzeit und möchte eigentlich jede freie Minute mit ihrer Tochter verbringen. Neulich war ihr Mann mit der Kleinen lange auf dem Spielplatz. Sie hätte sich jetzt prima mit einer Freundin verabreden können, wenigstens auf einen Kaffee. Aber es war ewig her, dass sie von einer von ihnen etwas gehört hatte. Johanna ist auch traurig. Ihre älteste Freundin hat ihr erklärt, dass sie keine Lust auf ein Treffen habe. Jedes Gespräch würde ja doch immer von den Kindern unterbrochen und es würde sie auch gar nicht interessieren, welche Worte der Mini nun schon beherrscht.
Fast alle Eltern kennen das Gefühl, wenn sie so langsam aus der watteweichen ersten Babyzeit auftauchen. In den letzten Monaten standen die Bedürfnisse eines winzigen Menschen im Vordergrund. Dazu kam der Schlafmangel, die Freude über viele kleine Dinge und so viel Aufregung. An manchen Tagen war man nur mit Überleben beschäftigt – da blieb keine Energie für alte Freundschaften. Ja, die süßen Babyfotos wurden geteilt und geliked, aber für sonstige Nachrichten war kein Platz. Und nach der Elternzeit ist der Spagat zwischen Job und Kind so anstrengend, dass jede freie Minute zur eigenen Erholung oder für eine kleine Auszeit mit dem Partner genutzt wurde. Und jetzt? Jetzt scheinen die alten Freunde weit weg zu sein, fast so, als würden sie auf einem anderen, kinderlosen Planeten leben. Mit eigener Sprache, unter anderen Lebensbedingungen, anderen Prioritäten. Doch was tun, was hilft gegen diese Einsamkeit?
Die Psychologin Felicitas Heyne kennt das Problem. Es sei ganz normal, dass sich Freundschaften ändern. Für junge Eltern sei es besonders schwierig, einen Freundeskreis zu pflegen. Denn Zeitmangel, Erschöpfung und Organisationsprobleme erschwerten das. Eltern sollte sich aber auch nicht unter Druck setzten. Sicher haben Pausen in Freundschaften auch ihren Grund und schaden nicht immer. Die Zeit mit kleinen Kindern sei etwas einmaliges, betont die Expertin. Die Zeitfenster mit ihnen seien sehr klein. „Diese Fenster schließen sich irgendwann – das gilt für Freundschaften so nicht.“ Wirkliche enge Freundschaften seien belastbar. Es gibt aber eben auch gute Bekannte, mit denen man beispielsweise gern ins Kino oder Tanzen ging – aber eigentlich keinen tiefen Austausch hatte. Diese verlieren sich in der Babyzeit. Ähnliche Bekanntschaften finden sich im Gegenzug in der Elternphase wieder. Aus manchen werden Freundschaften für viele Jahre, manche verschwinden in der nächsten Elternphase wieder.
Männern fällt es oft leichter, Freundschaften zu erhalten, da sich ihr Alltag meist etwas weniger tiefgreifend verändert. Sie verabreden sich oft an festen Terminen zu geplanten Aktivitäten wie Dart spielen oder Fußball gucken. Auch Frauen sollten versuchen sich an festen Terminen zu verabreden. Als Paar könnt ihr beispielsweise für jeden einen „Freundesabend“ einplanen. Das würde dann bedeuten, dass sich Maria jeden Dienstag verabreden könnte, ihr Mann Alex hätte immer den Donnerstag zur Verfügung.