Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Paar-Beziehung: Als Eltern glücklich bleiben!

Wenn aus einem Paar eine Familie wird, dann wird das gesamte Leben auf den Kopf gestellt. Auf einmal sind da nicht mehr „Ich“ und „Du“, sondern alles dreht sich um ein kleines, ziemlich unberechenbares Wesen. Die Zeit ist viel knapper, die Aufgaben dafür zahlreicher und wenn nicht gerade beide länger Elternzeit genießen können, ist der Alltag der Eltern plötzlich total unterschiedlich. Das bedeutet eine enorme Herausforderung für das Paar-Leben! Nicht umsonst finden viele Trennungen in den ersten Jahren nach der Geburt eines Kindes statt. 

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Die Geburt verarbeiten - nachdenkliche Frau

Unsere Botschaft an euch: Gebt nicht zu schnell auf!

Die Krise, die durch die riesigen Veränderungen des Elternwerdens entstanden ist, muss nicht das Ende bedeuten. Wichtig ist, sich erst einmal einzugestehen, dass eine neue Lebensphase begonnen hat – auch für die Paar-Beziehung. Wenn man diese Herausforderung gemeinsam meistert, dann kann daraus eine reifere, tiefere Liebe wachsen. Der Wechsel von dem Fokus auf einander zum Fokus auf etwas anderes, das beide gemeinsam gestalten (hier: die Familie) ist eine ganz natürliche Entwicklung. „Lieben heißt nicht, sich in die Augen zu sehen, sondern gemeinsam in die gleiche Richtung zu blicken.“ erkannte Antoine de Saint-Exupéry.
Die Liebe zwischen zwei Menschen durchläuft viele verschiedene Phasen: Am Anfang steht die Verliebtheit, in der die Hormone verrückt spielen und die Verliebten auf Wolke sieben schweben. Eine wunderschöne, aufregende Zeit – aber begrenzt, und das ist ganz normal! Irgendwann kehrt der Alltag ein. Jetzt kann sich aus Verliebtheit langsam Liebe entwickeln: Eine Zuneigung, die nicht hauptsächlich auf Gefühlen, sondern auf einer Entscheidung für einander basiert. Wenn dann ein Kind auf die Welt kommt, ist da plötzlich noch mehr Alltag und noch mehr Zweisamkeit. Erotik und Romantik weichen schlaflosen Nächten und Tagen mit viel harter Arbeit und auch immer mal mit Konflikten. Diese Veränderung trifft das Paar mit voller Wucht. 

Regelmäßige Auszeiten helfen

Wichtig ist, diese neue Phase einerseits zu akzeptieren, gleichzeitig aber auch immer wieder Paar-Auszeiten einzubauen, um einander nicht aus den Augen zu verlieren. Vielen Paaren hilft es, einen Abend pro Woche festzulegen, an dem sie sich bewusst aufeinander konzentrieren, sich in Ruhe unterhalten und eine schöne Zeit zu zweit verbringen. Das muss nicht immer bedeuten, auszugehen, sondern kann auch einfach so aussehen, dass man gemeinsam ein Spiel spielt, etwas Leckeres kocht oder einen Film ansieht. Es tut gut, wenn beide sich auch ein wenig für den anderen zurecht machen, um zu signalisieren: „Du bist mir immer noch wichtig!“ Auf jeden Fall sollte genügend Zeit für ehrliche Gespräche sein. Erzählt einander, was auch gerade beschäftigt, was ihr an der Elternrolle herausfordernd findet, was euch glücklich macht. Redet auch offen über Konflikte – möglichst ohne Vorwürfe, sondern in Ich-Botschaften, z.B.: „Ich weiß, dass du zurzeit viel arbeitest und deshalb Schlaf brauchst. Der Alltag mit Baby ist allerdings auch echt anstrengend. Ich bin so erschöpft und müde durch das ständige Aufstehen in der Nacht und würde mir da ewas mehr Hilfe wünschen.“

Kompromisse sind wichtig

Versucht, Kompromisse zu finden – im genannten Beispiel könnte das bedeuten, dass der berufstätige Elternteil die Nächte am Wochenende übernimmt und am Wochenende mit dem Baby an einem Morgen aufsteht, sodass der Elternteil, der zuhause bleibt, mal ausschlafen kann. Am nächsten Morgen ist dann der andere dran. Meist ist es auch zumutbar, zusätzlich eine Nacht in der Woche zu übernehmen. Auch, dass Erotik in dieser Phase weniger Raum hat, ist ganz normal. Dennoch ist auch die sexuelle Verbindung ein wichtiges Element einer Paar-Beziehung, weshalb man sie weiter pflegen sollte. Redet offen darüber, was ihr euch diesbezüglich wünscht und versucht, diesen Bereich der Beziehung so zu gestalten, dass ihr beide ihn als Genuss und Zeit zum Abschalten und nicht als Pflicht empfindet.

Krisen brauchen Hilfe von außen

Wenn die Konflikte, die in der neuen Paar-Phase entstehen, nicht gelöst werden können, entsteht eine Krise. Dann braucht ihr jemanden von außen, der euch hilft, wieder auf den richtigen Weg zu finden. Manchmal reicht es, einen guten Ratgeber zu lesen und die Beziehung wieder bewusster zu pflegen. Viele gute Strategien und Erfahrungsberichte dazu, versammeln mein Mann und ich in unserem Buch „Babybrei und Bettgeflüster“ (Melanie und Simon Schüer). Zusätzlich ist der Ehe-Sofa-Kurs „Wir beide“ (http://www.family.de/kurs/) eine tolle Unterstützung. Doch in manchen Situationen ist es auch nötig, persönlich mit einer neutralen Person zu sprechen. Es ist so normal, dass wir uns in wichtigen Lebensaufgaben beraten lassen – Hauskauf, Berufswahl, Lernprobleme ... nur bei unserem Paarleben, das doch noch viel wichtiger ist, meinen wir, alles allein schaffen zu müssen? Deshalb, bitte kein falscher Stolz! Ehe- oder Paarberatung zu nutzen ist kein Zeichen für Versagen, sondern dafür, dass man die Beziehung wichtig nimmt und aktiv daran arbeitet. Auf >>www.dajeb.de kann man unter „Beratungsführer online“ seine Postleitzahl oder seinen Ort angeben und dann nach Ehe-und Familienberatungsstellen suchen. Diese Angebote sind kostenlos und oft sehr hilfreich.

Über den Horizont schauen

Wichtig ist, in den anstrengenden Zeiten des Lebens nicht zu vergessen, dass alles im Fluss ist, dass  auch wieder andere Zeiten kommen werden. Und, dass es sich lohnt, zusammenzuhalten, auch, wenn es gerade überhaupt keinen Spaß macht. Ein toller Film, der einem in schwierigen Zeiten in Erinnerung ruft, wie wertvoll eine lange Beziehung ist, ist „Wie ein einziger Tag.“ Manchmal hilft es, sich vorzustellen, wie man als älteres Paar zufrieden mit den erwachsenen Kindern und vielleicht schon Enkelkindern im Garten sitzt oder ganz in Ruhe zu zweit auf einer Parkbank die Ruhe genießt und stolz auf das zurückblickt, was man gemeinsam aufgebaut hat.