Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Klaps auf den Po - Was kannst du tun, wenn es passiert ist?

Autorin - Melanie Schüer

Auch den liebevollsten Eltern kann es passieren, dass die Wut mit ihnen durchgeht und sie Aggressionen zeigen, die sie sich selbst niemals zugetraut hätten.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Trauriges Mädchen pustet eine Pusteblume

Körperliche Gewalt gegen Kinder ist verboten

Fakt ist: Körperliche Gewalt gegen Kinder ist in Deutschland verboten. Punkt. Wenn also jemand behauptet, Schläge oder auch nur „leichte Klapse“ wären in Ordnung, so ist das schlichtweg falsch. Das hat auch seine Gründe, denn Gewalt als Erziehungsmethode richtet bei Kindern großen Schaden an: Das Vertrauen in die Eltern als Menschen, die es gut mit dem Kind meinen, wird erschüttert – auch wenn sie es angeblich noch so gut meinen. Der Selbstwert des Kindes wird angegriffen, weil es die Botschaft erhält, dass es so ein schlimmer Mensch ist, dass seine Eltern ihm Schmerzen zufügen müssen (auch wenn die Eltern das anders begründen).

Eltern sind Vorbilder – leider auch bei Strafen

Kinder lernen am Vorbild ihrer Eltern. Wenn die Eltern ihren Kindern weh tun dürfen, dann lernen Kinder daraus, dass Gewalt ein legitimer Weg ist, sich durchzusetzen. Studien zeigen deutlich, dass Kinder, die mit körperlichen Strafen aufwachsen, selbst aggressiver werden und dass ihre psychische Gesundheit darunter leidet. Sie sind auf Dauer nicht einmal folgsamer, wie man denken könnte: Die Kinder, die eine herzliche, liebevolle Beziehung zu ihren Eltern haben, hören in der Regel am besten auf diese.
Das sollten alle Eltern wissen und deshalb auf keinen Fall Ohrfeigen, Klapse oder Ähnliches als Erziehungsmethode nutzen.

Fehler zugeben und das Gespräch suchen

Doch was, wenn die Gemüter plötzlich hochgekocht sind und die Hand einfach ausgerutscht ist? Es gibt Situationen, da hat man sich selbst nicht wirklich im Griff und tut etwas, das man hinterher bereut.
Und genau darum geht es: Dass man als Eltern klarstellt, wenn man einen Fehler gemacht hat. Wenn dir tatsächlich mal die Hand ausgerutscht ist, dann macht dich das nicht zu einem schlechten Vater oder einer schlechten Mutter. Und auch nicht, dass die Beziehung, die du zu deinem Kind aufgebaut hast, nun durch diesen Vorfall zerstört wird. Denn am wichtigsten ist immer die Summe der Erfahrungen, die ein Kind mit seinen Eltern macht. Aber: Du solltest ernst nehmen, dass da etwas schief gelaufen ist. Du solltest dir Gedanken darüber machen, wie es dazu gekommen ist und, wie du solch ein Verhalten in Zukunft vermeiden kannst.

Entschuldige dich und suche nach den Ursachen für deinen Ausraster

Zuerst solltest du dich aber bei deinem Kind entschuldigen. So lebst du deinem Kind vor, wie man mit Fehlern umgeht: Indem man sie zugibt und den anderen wissen lässt, dass es einem leid tut. Nimm dein Kind in dem Arm (wenn es das mag), geh' auf seine Augenhöhe und erkläre ihm, dass es nicht richtig war, dass du ihm weh getan hast. Erkläre, dass du sehr gestresst warst in diesem Moment und es dir leid tut, dass du so ausgerastet bist. Sage, dass du so etwas nie wieder machen möchtest und bitte dein Kind um Entschuldigung.

Frage dich selbst:

  • Was war der Auslöser für deinen Ausraster? Was genau hat dich am Verhalten deines Kindes so auf die Palme gebracht?
  • Was war vorher los? Warst du schon länger gestresst/besorgt/im Unreinen mit dir selbst?
  • Welche Bedürfnisse von dir sind oder waren vielleicht nicht erfüllt, wodurch du dich selbst so schlecht im Griff hattest? Beispielsweise: Ruhe, Zeit für mich, Schlaf, Austausch mit Erwachsenen...
  • Wie kannst du besser für dich sorgen, um nicht ganz so gestresst zu sein? Zum Beispiel kleine Ruhezeiten im Tagesverlauf und/oder abends einplanen, am Wochenende mal den Partner oder Großeltern einspannen und etwas Schönes für dich unternehmen, mehr Sport treiben...
  • Woran hast du gemerkt, dass du immer wütender wirst? Zum Beispiel Hitzewallungen, zornige Gedanken, Herzrasen...
  • Was kannst du beim nächsten Mal, wenn du diese Anzeichen bemerkst, tun, um aus der Situation auszusteigen, statt zu explodieren? Optionen sind zum Beispiel: Sagen, dass du kurz was trinken/zur Toilette musst, um Abstand zu gewinnen. Dreimal tief ein- und ausatmen. Die Faust ballen, bis fünf zählen und wieder loslassen. Dir einen Ruhespruch überlegen („Ich bleibe ruhig, mein Kind meint es nicht böse.“ o.ä.)

Auch Anschreien ist Gewalt

Übrigens, auch Anschreien ist eine Form von Gewalt. Keine so direkte, aber häufiges Anschreien hat ähnliche Wirkungen auf Kinder wie Schläge oder Ohrfeigen. Deshalb sollten wir Eltern es uns nicht zur Gewohnheit werden lassen, laut zu werden. Mit etwas Übung kann man lernen, auch diese Art von Aggression zu „verlernen“ und sich auf bessere Weise Gehör zu verschaffen.

Das Wichtigste in Bezug auf Fehler in der Erziehung ist nicht, keine zu machen, denn das schafft kein Elternteil. Sondern das Wesentliche ist, als Eltern an sich zu arbeiten, Fehltritte zuzugeben und nicht zu stolz zu sein, sich für falsches Verhalten bei seinem Kind zu entschuldigen. Auf diese Weise entwickeln sich Eltern und Kinder gemeinsam weiter und Kinder erfahren: Auch Mama und Papa sind nicht perfekt, aber sie arbeiten an sich. Das spornt Kinder an, ebenfalls konstruktiv mit eigenen Fehlern umzugehen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Ein tolles Buch mit alltagstauglichen Tipps zu diesem Thema: „Erziehen ohne auszurasten“ von Sheila McCraith. Unser Tipp zum Schluss: wenn du an Grenzen kommst bei deiner Erziehung wende dich an unsere Online-Beratung. Wir helfen dir gerne weiter!