Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Rituale - warum sie so gut für euer Familienleben sind

Autorin - Rose Volz-Schmidt

Im meist hektischen Familienalltag vermitteln Rituale Sicherheit – nicht nur den Kindern. Rituale helfen, den Alltag zu strukturieren und stärken das Wir-Gefühl. Auf gemeinsame Rituale kann sich eure Familie freuen – sie machen euch einzigartig. Das spüren und schätzen auch eure Kinder. Letztlich sind Rituale nichts anderes als lieb gewordene Gewohnheiten, die manchmal sogar an die nächste Generation weiter gegeben werden. Entdeckt, was euch gut tut und erfindet eure eigenen Familienrituale!

Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Vater liest Tochter aus einem Buch vor.

Tägliche Rituale

Besonders kleine Kinder lieben tägliche Rituale. Ein geregelter Tagesablauf vermittelt deinem Kind Sicherheit, Beständigkeit und Geborgenheit: Nach dem Frühstück von Papa in die Krippe gebracht werden und danach ein gemeinsamer Einkauf oder noch für eine Stunde auf den Spielplatz mit Mama. Nach dem Abendessen noch eine kleine Spielzeit und dann von Mama oder Papa ins Bett gebracht werden. Eine ganz wichtige Bedeutung haben – nicht nur für kleine Kinder – ins-Bett-geh-Rituale: Schlafanzug anziehen, waschen und Zähneputzen, Gute-Nacht-Geschichte oder ein Lied und dann noch ein Gute-Nacht-Kuss von Mama oder Papa. Wenn es jeden Abend gleich abläuft, fällt es Kindern leichter, in den „Ruhe-Modus“ zu kommen. Wenn die Kinder größer sind, bieten Abendrituale auch die Möglichkeit, den Tag Revue passieren zu lassen und Unverarbeitetes zu bewältigen.

Tägliche gemeinsame Mahlzeiten geben die Möglichkeit für intensiven Austausch. Was hast du erlebt? Welche Pläne hast du heute? Schon kleine Kinder spüren die Atmosphäre gegenseitigen Interesses und können in die Gespräche immer weiter hineinwachsen. Je größer die Kinder werden und mit einem eigenen Terminplan unterwegs sind, desto schwieriger wird es mit der gemeinsamen Mahlzeit. Vielleicht ist es dann das tägliche Abendbrot oder das gemütliche Sonntagsfrühstück, was euch regelmäßig zusammenbringt.

Vorsicht Ärger!

Besonders Kleinkinder können richtig böse werden, wenn Eltern die täglichen Rituale  abkürzen oder weglassen wollen.  Solange das Ritual „funktioniert“, ist die Welt für sie in Ordnung. Denke daran, wenn du mal wieder unter Zeitdruck stehst: auch kleine Kinder sind sehr viel nachsichtiger und bereit, eine „Ausnahme“ zu machen, wenn du ihnen geduldig erklärst, warum es heute – und natürlich nur heute - anders läuft als sonst. 

Wochenendrituale

Das sonntägliche Kuscheln mit Mama und Papa im Bett, der gemeinsame Wochenmarktbesuch am Samstagmorgen werden zu Oasen im Alltag. Sind die Kinder größer, können sich auch einbezogen werden in die Vorbereitungen: gemeinsam mit Papa Brötchen holen oder helfen, den Frühstückstisch decken. Nicht nur das Ritual ist unentbehrlich – auch sie selbst fühlen sich als unverzichtbarer Teil darin.

Wie sagte einmal ein kleines Mädchen voller Überzeugung: „wenn ihr mich nicht hättet, dann würde mein Teller nach jedem Essen noch voll dastehen!“ Bindung und Beziehung – zwei der großen pädagogischen Zauberwörter erhalten mit Ritualen ganz nebenbei  ihre praktische Dimension.

Rituale rund um Fest- und Feiertage

Spätestens wenn eure Kinder in der Lage sind, Jahreszeiten zu erkennen und in jährlichen Rhythmen zu denken,  rücken Rituale rund um Festtage in den Vordergrund. Bereits die Vorbereitungen bieten hervorragende Möglichkeiten, um Familienrituale zu entwickeln: Das Schmücken der Wohnung vor Weihnachten und Ostern, Weihnachtsbäckerei, Ostereier bemalen, selbstgebackene Kuchen und ein festlich gedeckter Tisch zum Geburtstag. Alles ist möglich. Solche Rituale können sich wie ein roter Faden durch das Jahr ziehen und bieten automatisch Anlass für Vorfreude.

Nicht selten werden sie auch an die nächste Generation weiter gegeben oder führen bei euch zu intensiven Gesprächen über die „richtige“ Gestaltung von Heiligabend oder Ostern. Ihr werdet sicherlich überlegen, welche Rituale ihr als Kinder toll fandet und welche einfach nur lästig waren. Für Eltern ist das ein wichtiger Verständigungsprozess, der eure Beziehung bereichert und festigt. Natürlich könnte ihr diese Rituale auch dem Alter eurer Kinder anpassen und euch damit gemeinsam mit ihnen weiterentwickeln. Dann werden Rituale zu wertvollen Erinnerungen.