Viele Familien in Deutschland sprechen kein Deutsch zu Hause. Dies ist keine Seltenheit. Die Fachzeitschrift Kinderärztliche Praxis besagt, dass die schulischen Lernmöglichkeiten bei Kindern von den Deutschkenntnissen abhängen. Wie Kinder in Familien ohne Deutschkenntnisse frühzeitig die deutsche Sprache lernen können, soll an einem Beispiel verdeutlicht werden.
Leyla und ihr Mann Malek leben seit zwei Jahren in Deutschland. Miteinander sprechen sie in ihrer Muttersprache, Arabisch. Deutsch sprechen sie kaum. Nun erwarten sie ihre erste Tochter. Diese soll in Deutschland groß werden und wird in den ersten Jahren hauptsächlich mit den arabischsprechenden Eltern und Verwandten aufwachsen. Leyla und Malek sind sich unsicher, wie ihre Tochter zusätzlich die deutsche Sprache lernen kann.
Jedes Elternteil spricht mit seinem Kind in der Sprache, die es am besten beherrscht – dies ist bei Eltern, die nicht Deutsch sprechen, meist die Muttersprache. So hat das Kind ein sicheres Sprachvorbild und erlernt korrekte sprachliche Strukturen – dies ist allgemein wichtig für den Erwerb einer zweiten Sprache.
Die Eltern bieten unterschiedlichen sprachlichen Input. Sie erleichtern ihrem Kind das Erlernen einer Sprache, wenn sie viel mit ihm reden, trösten, lachen, singen und scherzen.
Die Eltern bieten ihrem Kind die Möglichkeit, frühzeitig und so oft wie möglich Deutsch in Gesellschaft mit anderen Menschen zu hören, beispielsweise beim Besuch einer Babygruppe; nur Fernsehen oder Computerspiele in deutscher Sprache sind nicht sinnvoll.
Der möglichst frühe und regelmäßige Besuch einer Kinderkrippe und des Kindergartens ist besonders wichtig, um die deutsche Sprache im natürlichen Umfeld zu hören und zu lernen. Ganz wichtig: Die Eltern informieren das Fachpersonal über die sprachliche Erziehung in der Familie.
Eltern bemühen sich im Alltag einige Worte Deutsch zu sprechen, beispielsweise mit anderen Eltern in der Babygruppe, den Erziehern im Kindergarten oder beim Einkaufen im Supermarkt. Ihr Kind erkennt so neben der Erstsprache die Wertschätzung der deutschen Sprache.
Die Eltern stellen Kontakt auch mit (deutschen) Kindern und deren Familien her. Der Besuch eines Stadtteilzentrums mit Angeboten für Eltern und die Teilnahme an Festivitäten im Kindergarten bieten gute Möglichkeiten. So wird die deutsche Sprache auch im Alltag gefestigt.
Noch vor der Einschulung ihres Kindes ist ein Deutschkurs für Eltern wichtig – vorausgesetzt sie sprechen diese Sprache kaum. Ihr Kind erkennt so die zunehmende Priorität der deutschen Sprache. Und die Eltern können ihr Kind im schulischen Lernprozess und im Knüpfen von Kontakten zukünftig in deutscher Sprache unterstützen.
Wir schauen in der Zeit nach vorne: Die Tochter von Leyla und Malek kann zur Einschulung arabisch und deutsch sicher sprechen. Sie hat gute Voraussetzungen fürs Lernen, weil die Eltern in den ersten Lebensjahren mit ihrer Tochter nur Arabisch gesprochen haben. So festigten sich zuerst die sprachlichen Strukturen in der Erstsprache.
Durch das frühe Teilnehmen an Stadtteilangeboten wie Babytreff, Familienfrühstück und Babyschwimmen hörte die Tochter neben Arabisch die deutsche Sprache schon früh im natürlichen Umfeld. Leyla und Malek besuchten zudem einen Deutschkurs. Mit zunehmenden Deutschkenntnissen konnten sie neue Kontakte im Umfeld des Kindergartens knüpfen. Ab ihrem dritten Lebensjahr entwickelte sich somit die deutsche Sprache der Tochter rasant.
Du siehst, durch eine gute, offene Herangehensweise ist Kindern aus Familien, die nicht Deutsch sprechen, das sichere Erlernen der deutschen Sprache bis zur Einschulung möglich. Eltern, Kinderärzte, Therapeuten und Pädagogen sollten im engen Austausch stehen, um diese sprachliche Entwicklung zu begleiten.
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