Format: Pro-Contra – Mann und Frau
Pro Contra

Gemeinsam mit den Großeltern verreisen?

Weil Enkel und Großeltern oft nicht am gleichen Ort leben, wäre ein Urlaub mit drei Generationen ein tolle Möglichkeit, damit sich alle näher kommen und viel Zeit verbringen können. Doch nicht jedem gefällt das. Zwei Erfahrungen zu einem viel diskutierten Thema.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Urlaub mit der ganzen Familie: Kinder, Eltern, Großeltern

Jessica Gruber: "Wir freuen uns jedes Jahr auf dieses Geschenk"

Jessica, 35 Jahre, fährt seit fünf Jahren im Sommer gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Mann und den Kindern Wibke, 6 Jahre und Greta, 2 Jahre, an die Ostsee.

Eigentlich trennen 800 Kilometer die Enkel von ihren Großeltern. Wir leben in Bayern und meine Eltern in Niedersachsen. Als unsere Große ein Jahr alt war, sprachen wir zum ersten Mal über einen gemeinsamen Urlaub. Ich wünschte mir, dass die Großeltern so ihre Enkeltochter besser kennen lernen und ehrlich gesagt erhoffte ich ein wenig mehr Zeit für uns. Damals fuhren wir zusammen in ein Ferienhaus nach Dänemark. Ganz einfach war es nicht, denn meine Eltern trauten sich wenig zu. Alle waren ziemlich angespannt. Meine Mutter bereitete jeden Tag um 8 Uhr Frühstück, was uns eigentlich viel zu früh war. Wir unternahmen immer alles zusammen. Das Kochen übernahm meine Mutter – sie wollte das, dachte ich. Beim Abendessen am fünften Tag warf Wibke ihre Breischüssel um. Meine Mutter sprang auf, holte einen Lappen und fing dann an zu weinen. „Das ist mir alles zu viel“, sagte sie. Diese Tränen ließen den Knoten platzen. Die Großeltern gestanden, dass ihnen das nächtliche Weinen zu viel war, dass sie sich nicht trauten allein mit der Kleinen zusammen sein und dass sie deshalb das Kochen und Putzen übernahmen. Meinem Mann ging die räumliche Nähe auf die Nerven, ihm fehlt Rückzugsraum. Und diese Erwartungshaltung, dass wir früh angezogen frühstücken sollten, nahm ihm viel von der ersehnten Entspannung. Ich traute mich schließlich zu sagen,  dass ich das Gefühl hatte, nie Zeit für mich zu haben. Und gerade darauf hatte ich mich so sehr gefreut!

Als wir endlich alles besprochen hatte, was wir uns wünschen und von einander erwarten, wurde der Urlaub richtig schön. Meine Eltern unternahmen am Vormittag allein mit Wibke kleine Spaziergänge, aber am Nachmittag übernahmen wir. Wir erstellten gemeinsam einen Küchenplan und überlegten, wann wer Zeit für sich hat und wann wir alle gemeinsam etwas unternehmen wollten.
Im Jahr darauf mieteten wir gleich zwei kleine Appartements und heute haben wir oft zwei Ferienhäuser in Laufnähe. So haben meine Eltern etwas mehr Ruhe. Auch wir können ohne schlechtes Gewissen ausschlafen, denn die Kinder laufen dann zu den Großeltern.
Noch heute bin ich froh, dass wir uns so offen aussprechen konnten, denn die gemeinsamen Urlaube sind inzwischen ein großes Geschenk für uns.“

Sarah Ehler: "Nach Oma-Opa Ferien war ich urlaubsreif"

Vor drei Jahren hatte Sarah, 41 Jahre, das Experiment gewagt und flog gemeinsam mit den Eltern ihres Mannes und ihren Kindern Jan, damals 7 Jahre und Elena, damals 4 Jahre, nach Mallorca.

Vor drei Jahren hatte mein Mann gerade einen neuen Job bekommen und so war klar, dass es einen gemeinsamen Familienurlaub nicht geben würde. Vor den sechs Wochen Sommerferien zu Hause gruselte es mich ein wenig, denn sonst waren immer zwei Wochen davon unterwegs. Und nun? Meine Schwiegermutter hatte die Idee, dass wir doch zusammen in ihr Lieblingshotel nach Mallorca reisen sollten. Im Großen und Ganzen verstehe ich mich mit meinen Schwiegereltern gut. Sie wohnen nur 60 Kilometer von uns entfernt und kommen auch oft zu Besuch. Doch im Urlaub ist alles anders. Weil ich noch nie in Spanien war, übernahm mein Schwiegervater sofort das Kommando. Er plante unser Tagesprogramm und mir blieb gar keine Wahl. Ich kam mir vor, als ob ich das große Kind bin und die beiden die Eltern, die sich um uns drei kümmern. „Ruh dich aus“, erklärte die Schwiegermutter und ging mit meinen Kindern an den Strand. Ich fühlte mich von diesem Verhalten sehr überrumpelt, denn ich hatte mich schon aufs Baden mit den Kindern gefreut. Und jeden Tag musste ich irgendetwas erziehungstechnisch ausdiskutieren. Nein, auch im Urlaub durfte Jan keine Cola trinken und es gab Streit weil Oma Elena ein drittes Eis kaufte.

Ich sei zu streng warfen sie mir vor. Diese ständigen Reibereien und das Gefühl mich immer erklären zu müssen, nervten mich sehr. Und dann war da ja auch noch das ausgefeilte Tagesprogramm. Einfach mal einen Tag nur am Strand sein? War nicht vorgesehen. Jeden Tag fuhren wir mit einem Leihwagen durch die Gegend. Als ich protestierte, dass das für die Kinder zu viel sei, wurde ich einfach ignoriert. Also machte ich gute Miene, aber innerlich brodelte ich. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn mein Mann dabei gewesen wäre, denn ich konnte mich gegenüber meinen Schwiegereltern nicht durchsetzen. Für mich war der gemeinsame Urlaub einfach nur fürchterlich – das haben wir auch nie wiederholt. In den Ferien können die Kinder gern mal bei Oma und Opa übernachten. Ob es da dann zu viel Eis oder ekliges Zuckerwasser gibt, das ist mir egal, denn ich bin ja nicht dabei.