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Bus und Bahn - Kinder lernen Mobilität

Gastautorin - Silke Plagge

Deutschland hat ein wunderbares Verkehrsnetz. Fast überall gibt es Busse, in vielen Orten auch Straßen- und U-Bahnen. Doch ab wann können Kinder allein unterwegs sein? Selbst wenn die Eltern das Auto bevorzugen, sollten Grundschulkinder lernen, wie sie sich allein mit Hilfe des öffentlichen Nahverkehrs fortbewegen können. Manche Kinder müssen das auch – denn sie brauchen Bus und Bahn um zur Schule zu kommen. Für Eltern hat die höhere Mobilität viele Vorteile. Das Kind merkt, das ihm vertraut wird, das stärkt es sehr. Und die Eltern müssen viel weniger Fahrdienste erfüllen.

Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Kind am Bahnsteig: Unterwegs mit Bus und Bahn

Am Anfang natürlich nicht allein

Die fünfjährige Lia war so stolz, dass sie ohne Hilfe Bus fahren durfte. Begeistert berichtete sie ihrem Papa: „Ich bin ganz allein Bus gefahren und habe mir alleine eine Karte gekauft und war nach sechs Haltestellen bei meiner Freundin.“ Entsetzt sah Lias Papa seine Frau an. Die lächelte. Denn dann sagte Lia: „Und Mama war eine fremde Frau, die saß auch im Bus. Und wir haben so getan, als ob wir uns nicht kennen.“
Kindergartenkinder und kleine Grundschulkinder können noch keine Fahrpläne lesen und sind schnell überfordert. Natürlich können sie noch nicht wirklich allein Bus fahren. Aber sie können schön üben. Umso vertrauter die Situation, um so einfacher für dein Kind. Übt gemeinsam den Weg zur Haltestelle. Besonders wenn es der tägliche Schulweg wird, sollte es den Weg gut kennen und wissen, wie so eine Bus-oder Bahnfahrt ist. 

Wie fahre ich Bus und Bahn?

Jeder Schritt sollte geübt werden. Ihr fangt mit dem Weg zur Haltestelle an. Ihr seht den Bus kommen? Dann muss das Kind lernen, dass es auf keinen Fall losrennen darf, etwa ganz schnell noch eine Straße ohne Ampel überquert ohne zu gucken. Lieber den Bus verpassen, als nicht aufmerksam im Verkehr zu sein.
Dann übt ihr Einsteigen, Karte kaufen und Hinsetzen. Wo müsst ihr aussteigen? Wie wird das Haltesignal gedrückt? Und wie ist das mit der Höflichkeit? Auch das gehört dazu: nicht die Füße auf den Sitz stellen, bei älteren Menschen, Schwangeren oder Behinderten aufstehen. Hier müssen Eltern natürlich mit gutem Beispiel voran gehen. Auch wenn du gern Auto fährst – übe mit deinem Kind regelmäßig, wie man mit dem öffentlichen Nahverkehr fährt, umso vertrauter ist es für dein Kind.

Ab wann ist das Kind alt genug, um wirklich allein zu fahren?

Es gibt keine goldene Regel, die für alle Kinder verbindlich ist. Es gibt selbstbewusste 8-Jährige, die sich schon sehr gut zurecht finden, die allein umsteigen und im Zweifelsfall schnell Hilfe holen können. Oft sind das Kinder, die bereits mit älteren Geschwistern unterwegs waren. Es gibt aber auch sehr unsichere 10-jährige Kinder, für die schon eine Haltestelle eine Herausforderung ist. Ängstliche Kinder sollten ermutigt, aber nie gezwungen werden. Sie müssen sich der Fahrt gewachsen fühlen. Es ist wie beim Laufen lernen: früher oder später ist es soweit und die Geduld der Eltern zahlt sich aus.

Wenn das Kind tatsächlich mit dem Bus zur Schule fahren muss, solltest du es im ersten Schuljahr noch eine Weile begleiten. Vielleicht finden sich auch noch ein paar andere Kinder, die den gleichen Schulweg haben? Dann können sie gemeinsam fahren.

Kleine Fahrgemeinschaften sind für den Einstieg ideal

Wenn drei Kinder gemeinsam die vier Haltestellen zum Sportverein zusammen fahren, so fühlen sie sich in der Gruppe sicherer. Abwechselnd können die Eltern die Kinder zu Beginn noch begleiten und dann können auch Schulfänger allein fahren. Wichtig ist, dass du einfühlsam darauf hörst, was das Kind berichtet. Ist es stolz auf die eigene Leistung oder findet es die Erfahrung noch etwas unheimlich?
Wenn das Kind gern mit dem Bus gefahren ist, darf es das eventuell auch regelmäßig machen, nach und nach auch längere Strecken. Eine schöne Idee: für die erste längere Strecke erhält es eine kleine Urkunde. Die kann es dann aufhängen und weiß: „Ich kann das!“