Kinder, die nicht hören wollen, strapazieren die Nerven ihrer Eltern – manchmal so lange, bis der Geduldsfaden reißt und laute Worte fallen oder gar Schlimmeres. Aber was kann ich tun, wenn das Kind einfach nicht hören will? Hört mein Kind ganz bewusst nicht auf mich? Will es mich vielleicht sogar provozieren? Vor allem, wenn der Alltagsstress groß ist, mehrere Kinder zu versorgen sind und auch im Job Leistung erwartet wird ist es schwer, diesen kindlichen Widerstand auszuhalten.
Im schlimmsten Fall hast du sogar den Eindruck, dass dein Kind ein Gegner ist, den man in seine Schranken weisen muss oder – nicht weniger angenehm – dass du als Mutter oder Vater alles falsch machst. Ein häufiger Fehler: wenn ein Kind nicht hören will, suchen Eltern nach der Schuld bei sich selbst oder beim Kind. Doch die Schuldfrage führt in eine Sackgasse. Besser ist es, nach den Ursachen des Trotzes zu suchen und Lösungsstrategien zu entwickeln.
Motivationsforscher nennen drei Grundbedürfnisse, die ein Kind hat, und die für eine gesunde psychische Entwicklung wichtig sind und auf die sich Eltern in ihrer Erziehung einstellen sollten:
Während im ersten Lebensjahr vor allem die Sehnsucht nach Bindung im Vordergrund steht kommt bei Zwei- und Dreijährigen der Wunsch nach Autonomie und Kompetenz dazu. Scheinbar über Nacht will das Kind sich alleine anziehen, bestimmen, was gespielt oder wann geschlafen wird.
Eltern fühlen sich hilflos, sind verärgert, manchmal verzweifelt: „Mein Kind hört nicht mehr auf mich. Der kleine Sonnenschein ist plötzlich total wütend, wenn nicht alles nach seinem Kopf geht. Ich erkenne mein Kind nicht wieder – was mache ich falsch?“ Doch es ist schlicht eine ganz normale und zugleich sehr wichtige Entwicklungsstufe, die dein Kind zu einer selbstständigen, glücklichen Persönlichkeit heranreifen lässt.
Wenn dein Kind nicht hört, ist es vermutlich gerade mit etwas beschäftigt, was es viel wichtiger oder spannender findet. Es erlebt die elterliche Unterbrechung als störend und ignoriert sie einfach. Oft ist es sogar so sehr in seine Tätigkeit vertieft, dass die Botschaft des Erwachsenen gar nicht richtig zu ihm durchdringt. Kinder werde daher auch oft als „Hüllenwesen“ beschrieben, weil sie oft sehr in ihrer eigenen Welt sind und Ansprachen dann manchmal gar nicht richtig mitbekommen, obwohl sie sie scheinbar hören.
Je heftiger Eltern in einer solchen Situation ihr Kind zu etwas drängen wollen, desto stärker wird sich das Kind dagegen wehren. Auch wenn es anstrengend ist: Eltern sollten nicht mit Macht reagieren, nach dem Motto: „Hier habe ich das Sagen“, sondern mit Verständnis und mit passenden Erklärungen. Ein Beispiel: Ihr müsst morgens schnell aus dem Haus, aber dein Kind will sich nicht beim Anziehen helfen lassen. Du weißt, dass die Zeit drängt. Versuche dies deinem Kind zu erklären: „Wenn wir nicht schnell losgehen, fangen die Kinder ohne uns zu singen an. Wenn ich dir jetzt helfen darf, schaffen wir das noch“. Ein ungeduldiges „komm jetzt endlich“ erreicht dagegen eher das Gegenteil.
Hier noch einige weitere Tipps, was du tun kannst, wenn dein Kind nicht auf dich hört:
Während Kleinkinder in der Trotz- und Autonomiephase aus den oben genannten Gründen nicht hören können oder wollen, kommt es bei älteren Kindern teilweise zu bewussten Provokationen. Besonders in der Pubertät testen Jugendliche ihre Grenzen kräftig aus. Letztlich stecken aber genau die gleichen Bedürfnisse dahinter, wie beim Kleinkind, wenn ein Jugendlicher nicht hören will: der Wunsch nach Autonomie und Kompetenz.
Wenn du über die Jahre eine gute Beziehung zu deinem Kind aufbaust, wenn es weiß, dass du es auch dann liebst, wenn du etwas verbietest, werdet ihr leichter durch diese Phase kommen. Je älter dein Kind wird, desto eher helfen Gespräche, um mit Provokationen fertig zu werden. Es gibt allerdings einige NoGos für Gespräche mit Kindern, die du vermeiden solltest. Besonders wichtig ist es, gut zuzuhören und dein Kind ausreden zu lassen, statt lautstark zu wiedersprechen oder Monologe zu halten.
Wenn Kinder sehr oft wütend sind und Eltern provozieren, kann es auch daran liegen, dass die Erwachsenen – vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein - laut und provozierend miteinander streiten. Kinder lernen am Vorbild der Eltern – das trifft auch auf konstruktives Streiten und den Umgang mit Wut und Ärger zu. Richtig streiten ist eine Kunst, die in einer Partnerschaft wichtig ist und die es sich zu lernen lohnt.
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