Meilensteine der Entwicklung: Was dein Baby im 3. und 4. Monat lernt

Hand aufs Herz: Jede Mutter, jeder Vater kennt das Gefühl von Stolz, wenn das eigene Kind etwas schon besser kann als andere Kinder im selben Alter. Das heimliche Höher-Schneller-Weiter in der Babyentwicklung liegt allerdings nicht im Sinne unserer menschlichen Natur. Jedes Kind entwickelt sich ganz in seinem eigenen Tempo. Verzichte deshalb gerne darauf, dein Baby mit anderen Kindern zu vergleichen. Bei Unsicherheiten frage einfach bei der nächsten U-Untersuchung bei deiner Kinderärztin oder deinem Kinderarzt nach.

Das würde dein Baby sagen:

• „Ich möchte dazugehören und bei euch sein!“
• „Ich bin neugierig und möchte selbst die Welt entdecken.“
• „Ich habe mein eigenes Tempo und drehe mich, wenn ich so weit bin.“
• „Ich nehme neugierig wahr, was um mich herum passiert.“
• „Ich brauche dich – ich brauche Sicherheit, Zuwendung und die Möglichkeit, zu entdecken.“

Dein Baby kann in Bauchlage sein Köpfchen aufrecht halten und seine Bewegungen mehr und mehr steuern. Beobachte dein Kind und du wirst sehen, wie es seine Hände, Arme und Finger gezielter bewegen kann. Es übt vielleicht, seine Händchen zu berühren oder die Hand zum Mund zu führen. Nimmst du dein Baby von der Rückenlage hoch in die Sitzposition, wird es sein Köpfchen selbstständig mitnehmen und es dann sogar schon frei drehen können.

Achtung: Bitte lasse dein Baby niemals unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen wie beispielsweise auf dem Wickeltisch, Sofa oder Bettrand liegen und lasse immer eine schützende Hand an deinem Kind. Zusätzlich gilt es, darauf zu achten, dass dein Baby nicht allzu häufig in einem Babysitz sitzt, weil das die Bewegungsentwicklung hemmen kann. Beim Kinderwagen solltest du nicht die Rückenlehne hochstellen, um die Wirbelsäule deines Babys zu schützen.

Im 3. und 4. Lebensmonat beginnen Babys, Geräusche in ihrem Sichtfeld zu suchen. So verknüpfen sie Hören und Sehen. Dein Baby dreht gezielt sein Köpfchen in die Richtung, aus der es etwas gehört hat. Bei der U-Untersuchung wird das Hören deines Babys getestet. So kann verhindert werden, dass eine Entwicklungsverzögerung aufgrund von Hörproblemen entsteht.

Dein Kind kann im Alter von 3 bis 4 Monaten mit beiden Augen sehen. Das bedeutet, dass Gegenstände und Umrisse, die dein Baby sieht, nun zu einem Bild verschmolzen werden. Vielleicht hast du bereits feststellen können, dass dein Baby dich und deine Bewegungen nun mit seinen Blicken verfolgt. Dies ist ein großer Schritt in der Sehentwicklung. Mehr und mehr wird dein Baby gezielt Gegenstände, Menschen oder Tiere in einer Entfernung von ca. 2,5 Metern anschauen. Außerdem betrachtet es seine eigene Hand und spielt mit ihr. Verzichte deshalb auf den häufigen Einsatz eines Spielebogens. Dieser kann dein Kind davon ablenken, seinen eigenen Körper und sein Umfeld in seinem Tempo zu entdecken, und er kann dein Baby überfordern.

Dein Baby kann mit ungefähr einem Monat bereits einige Gerüche erkennen und zuordnen und nach 3 Monaten ist es in der Lage, vertraute oder fremde Menschen anhand ihres Geruchs zu erkennen.

Tipp: Verzichte als Bezugsperson in den ersten Monaten auf stark riechendes Parfüm, Rasierwasser oder Deos etc., um dein Baby nicht zu irritieren.

Von Geburt an kann dein Baby verschiedene Sprachmelodien und Stimmen unterscheiden. Zwischen dem 1. und 4. Monat befindet sich dein Baby in der sogenannten ersten Lall-Phase. Dein Kind probiert Laute und Töne („are-are“) aus und äußert sich durch Gurren, Quietschen und Jauchzen. Das Weinen klingt nicht immer gleich, sondern zeigt bereits unterschiedliche Bedürfnisse an (Hunger, Schmerz, Unwohlsein).

Mit deinem zugewandten Verhalten förderst du intuitiv die Sprachentwicklung:

• Begleite das, was du machst, sprachlich, also erzähle, was du gerade tust, wenn du dein Baby z. B. wickelst, anziehst oder wäschst.
• Halte dabei Blickkontakt und sei dicht beim Gesicht deines Kindes (ca. 30 cm Abstand). So kann dein Baby deine Mimik und Gestik gut wahrnehmen.
• Sprich in einer höheren Tonlage und mit ausgeprägter Wortmelodie. Dein Baby fühlt sich gesehen und gehört, wenn du sein Gurren oder Brabbeln nachahmst. Ein Beispiel: „Brabrabra machst du? Was erzählst du denn? Macht das Spaß? Das freut mich.“

Achte auf Folgendes, wenn dein Kind mit mehreren Sprachen aufwächst:

• Jedes Elternteil spricht immer die Sprache mit seinem Kind, die es am besten beherrscht. Untereinander können Eltern natürlich die Sprache sprechen, für die sie sich entschieden haben.
• Bleibt innerhalb eines Gesprächs mit deinem Kind bei einer Sprache und mischt die Sprachen nicht.
• Gut zu wissen: Kinder lernen Sprachen leichter. Bestimmte Bereiche im Gehirn sind zu bestimmten Zeiten besonders stark vernetzt und somit auch besonders lernbereit. Wenn Kinder geboren werden, können sie Laute aus allen Sprachen unterscheiden und nachmachen. Diese Fähigkeit haben wir als Erwachsene verloren. Gerade im Bereich der Sprachentwicklung sind die ersten Lebensjahre, bis einschließlich zum Ende des Grundschulalters, besonders wichtig.

Um die 12. Lebenswoche herum (1 – 2 Wochen früher oder später) machen Kinder einen großen Sprung in ihrer Entwicklung. Der 12-Wochen-Schub ist oft sehr stark, jedoch zeitlich eher kurz. Er dauert meist nur einige Tage bis zu einer Woche. Jetzt heißt es tief durchatmen und dein Kind liebevoll begleiten. Nach einem geschafften Schub wirst du sehen, welche neuen Fortschritte dein Kind in der Entwicklung gemeistert hat.

Halte nicht stur an bisher üblichen Abständen und Rhythmen fest. Orientiere dich am Appetit deines Babys. Bleibe locker, wenn es nur wenig trinkt, womöglich ist seine Verdauung gerade etwas durcheinander, denn Psyche und Darm hängen eng zusammen.

Denke immer daran, dass die Entwicklung deines Babys ein faszinierender Prozess ist, der von deiner bedingungslosen Liebe und Fürsorge geleitet wird. Sei stolz auf die Fortschritte, die ihr gemeinsam macht, und vertraue darauf, dass du genau die richtigen Entscheidungen für dein Kind triffst.