Format: Tipps – Frau mit Buch
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Baby tragen leicht gemacht

Autorin - Frauke Ludwig

Das Tragen deines Babys ist mehr als nur eine praktische Methode, um die Hände frei zu haben – es stärkt die Bindung zu deinem Kind und fördert seine Entwicklung. In diesem Blog-Artikel erfährst du alles Wissenswerte rund um das Baby tragen: Von den gesundheitlichen Vorteilen für dich und dein Baby, über verschiedene Tragehilfen und -techniken, bis hin zu hilfreichen Tipps, wie du das Tragen in deinen Alltag integrieren kannst. Entdecke, warum das Baby tragen nicht nur für dein Kind, sondern auch für dich eine wundervolle Bereicherung sein kann.

Lesezeit: Etwa 8 Minuten
Mutter trägt Baby in Tragehilfe und lächelt.

Baby tragen – Warum dein Kind es so liebt

Babys lieben es getragen zu werden, weil es das natürlichste für sie ist. Sie ‚erwarten‘ quasi nichts anderes. Es ist die Kombination aus Körpernähe und beruhigenden Bewegungen, welche Babys sich so geborgen fühlen lässt. Sie kennen weder Raum noch Zeit, nehmen die Welt nur durch dich wahr. Ohne die Nähe fühlen sie sich verloren. Man kann sagen, dass wir unsere Babys buchstäblich ins Leben tragen. Erst wenn dein Baby nach einigen Monaten alt genug ist, die Welt mit eigenen Sinnen wahrzunehmen, fängt es an, sich nach und nach abzulösen. Also: häufiges Tragen hilft und unterstützt die gesunde Entwicklung deines Babys.

 

Vorteile des Tragens – Eltern und Baby profitieren davon

Vielleicht bist du dir unsicher, ob es deinem Baby schaden könnte, wenn du es viel trägst? Oder du denkst, dass es für dich viel zu anstrengend wird, dein Kind ständig bei dir zu haben? Ganz im Gegenteil – zumindest, wenn du eine gute Tragehilfe benutzt!

  • Das Tragen deines Babys in einer anatomisch korrekten Tragehilfe hat viele Vorteile für die körperliche und emotionale Entwicklung deines Kindes. So leiden viele Babys, die wenig getragen werden, an einer Kopfverformung: Durch das viele horizontale Liegen bekommen sie einen Plattkopf, der nicht nur unschön aussieht, sondern auch Fehlhaltungen begünstigt, die wiederum die Bewegungsentwicklung stören können.
  • Außerdem stärkt die aufrechte Position beim Tragen die Rumpfmuskulatur von Kindern und die schaukelnden Bewegungen fördern den Gleichgewichtssinn und die motorische Entwicklung.
  • Die Körpernähe beim Tragen hilft Babys außerdem, ihre Temperatur und Atmung zu regulieren.
  • Zusätzlich fördert die Körpernähe das Stillen, denn sie unterstützt die Ausschüttung des „Kuschel“-Hormons Oxytocin, wodurch die Milchproduktion angeregt wird.
  • Es gibt Studien, die zeigen, dass getragene Babys bis zu 50 % weniger weinen und in der Regel, wenn sie tagsüber immer mal wieder in der Tragehilfe oder dem Tuch ein Nickerchen machen, sie nachts ruhiger und bis zu einem Stündchen länger schlafen.
  • Für Mütter und Väter hat das Tragen des Babys einen Fitness-Bonus, denn durch das zusätzliche Gewicht werden Kalorien verbrannt und Muskeln gestärkt.
  • Außerdem hast du die Hände frei, kannst z.B. gut nebenbei Einkäufe machen oder Hausarbeit erledigen.

Mama oder Papa – wer sollte das Baby tragen?

Im besten Falle beide, denn es ist wirklich wundervoll – auch für Oma oder Opa. Wenn der Vater auch trägt, kann das für das ganze Familiensystem entlastend sein. Man könnte auch sagen, dass das Tragen das Stillen der Väter ist, da die Babys sich durch das getragen werden auch großartig beruhigen. Fast so gut wie bei warmer Milch. Und wenn sich das Baby beim Vater gut beruhigen lässt, kann die Mutter sich in der Zeit kurz erholen. Allein mal in Ruhe zu duschen oder das Frühstücksbrot aufzuessen, kann sich wie ein Wellness-Wochenende anfühlen.

Das Baby tragen – passende Zeit und Trage-Situationen

Man kann sein Baby jederzeit, überall und so lange die Mutter, der Vater und das Baby es mögen, tragen. Es gibt Momente und Situationen im Familienleben, in denen es wirklich praktisch ist. Z.B. bei Bahn- oder Flugreisen, Waldspaziergängen oder gar in den Bergen. Auf Floh- oder Weihnachtsmärkten oder einfach nur, um die Hände frei zu haben. Überall dort, wo man wenig Platz hat und ein Kinderwagen stören würde, ist es passend und empfehlenswert, das Baby zu tragen.

Wie lange kann ich mein Kind tragen?

Es gibt bei einem korrekt gebundenen Tuch keine maximale Tragebeschränkung. Ganz im Gegenteil. Der Säugling ist mit einem Instinkt ausgestattet der im sagt, dass der Wolf kommt und ihn frisst, wenn er Mama nicht riecht oder spürt. Das Tragen gehört zu seiner Natur – das Ablegen nicht. Dieses Verhalten ändert sich erst, wenn der Säugling erfährt, was Objektpermanenz ist. Das bedeutet, dass Mama auch dann da ist, wenn er sie nicht unmittelbar spürt. Dies geschieht etwa mit 5-7 Lebensmonaten. Das Tragen kann dann zum Problem werden, wenn der Säugling zu schwer für die Trägerin oder den Träger wird! Somit reguliert sich die Tragedauer in der Regel über die Kondition der Eltern. Die meisten Eltern tragen ihr Kind überwiegend im 1. Lebensjahr.

Ist das Baby tragen gut für die Hüftentwicklung?

Das Tragen des Babys ist sehr gut für die Hüftentwicklung, wenn das Kind sich in Hüftanspreizstellung befindet. Das heißt, das Tuch sollte von Kniekehle zu Kniekehle reichen! Tut es das nicht mehr, so rutscht der Hüftkopf aus der Hüftpfanne und im unteren Rückenbereich kommt es zu einer Aufrichtung und somit zu einer Belastung. Der eigentlich positive Effekt wäre somit nicht gegeben.

Die beste Tragehilfe für ein Baby

Das kann man so pauschal tatsächlich gar nicht sagen. Es ist ein wenig so wie mit Jeans-Hosen. Da gibt es die eine, die mir gefällt und meine Freundin aber ganz fürchterlich findet. Wie gut, dass es mittlerweile ausreichend viele Modelle gibt, aus denen man wählen und seine ganz eigene Tragehilfe finden wird. Um Fehlkäufe zu vermeiden, rate ich sehr gerne dazu, sich eine Trageberatung zu gönnen oder zur Geburt schenken zu lassen.

Worauf du bei der Auswahl einer Tragehilfe achten solltest

Tragetücher sind optimal, weil sie sich flexibel dem kindlichen Körper anpassen können. Sie müssen aber richtig gebunden werden – und damit kommen nicht alle Eltern gut klar. Es gibt inzwischen auch Stretch-Tragetücher, die sich besonders gut für die ersten Lebensmonate eignen. Sie werden einmal gebunden und können dann wie ein T-Shirt immer wieder „angezogen“ werden, ohne sie jedes Mal neu binden zu müssen. Inzwischen gibt es auch viele gute Komfort-Tragehilfen.

 

Worauf man achten sollte:

  • Der Stoff der Tragehilfe sollte recht weich und flexibel sein, sodass er sich der Wirbelsäule das Babys anpasst. Der Rücken des Babys sollte darin schön rund werden.
  • Babys sollten mit dem Gesicht nach hinten (zum Träger hin) getragen werden. Wenn das Gesicht nach vorn zeigt, ist der Rücken nicht rund und das Baby kann sich nicht zurückziehen, wenn es müde wird.
  • Die Trage muss die Beine in eine Anhock-Spreizstellung bringen: Das sieht ein bisschen aus wie bei einem Frosch. Dazu muss der Steg (der Stoff zwischen den Beinen des Babys) von Kniekehle zu Kniekehle deines Kindes reichen. Die Beine sind dann bis auf Höhe des Bauchnabels angehockt, im 90 Grad-Winkel.
  • Die Trage sollte es dir ermöglichen, dein Baby hoch genug zu tragen – man sagt, auf „Kopf-Kuss-Höhe“, also so, dass du deinem Baby bequem einen Kuss auf den Kopf geben kannst.
  • Das Baby sollte aufrecht getragen werden, nicht in der Wiegeposition, da diese die Atmung behindern kann.
  • Achte auf eine gute Kopf- und Nackenstütze. Das Gesicht des Babys sollte nicht auf seine Brust sinken und die Kopfstütze höchstens bis auf Höhe der Ohren reichen, damit eine gute Atmung möglich ist.
  • Das Gewicht des Kindes sollte möglichst gleichmäßig auf den Körper des Trägers verteilt sein (z.B. breite/gepolsterte Träger, breiter Hüftgurt).
  • Die Träger dürfen nicht einschneiden.

Um Fehlkäufe zu vermeiden, rate ich sehr gerne dazu, sich eine Trageberatung zu gönnen oder zur Geburt schenken zu lassen. Suche Trageberaterinnen in deiner Nähe bei unseren Angeboten vor Ort.

So funktioniert eine Trageberatung

In der Regel kommt die Trageberaterin/der Trageberater zu den Eltern nach Hause, um dem Baby den Weg – z.B. mit dem Auto – zu ersparen. Mütter und Väter können dann in der gewohnten Umgebung die neuen Handgriffe ganz in Ruhe erlernen. Im Gepäck hat sie/er eine Tragepuppe, die ungefähr die Maße und das Gewicht eines echten Babys haben. Zur Trageberatung gehört auch das Vorstellen einer Auswahl verschiedener Systeme und Modelle. Tragetücher, Tragehilfen von verschiedenen Herstellern, die man vor allem nicht in jedem Babymarkt findet, die aber wundervolle Nischenprodukte kleinerer Unternehmen sind, sind meist auch dabei. Innerhalb von knapp 1 bis 2 Stunden, findet man sein Modell und ist in der Lage, dieses zu verstehen und bequem anzulegen.

Warum es wichtig ist, das Baby „richtig“ zu tragen

Nur wenige Zentimeter in den Einstellungsmöglichkeiten entscheiden tatsächlich darüber, ob wir unser Baby eher unbequem schleppen oder es wirklich komfortabel tragen. Wenn ich durch die Stadt gehe, habe ich oft den Impuls, bei den allermeisten Eltern einmal kurz einige Kleinigkeiten zu verstellen, weil ich weiß, wie anders – deutlich besser – sich das anfühlen würde.

Hilfsmittel zum Tragen von Babys

In den wenigsten Fällen benötigen wir Hilfsmittel zum Tragen unserer Babys. Außer vielleicht Schnürsenkel, die wir bei zu großen Tragehilfen gerne benutzen, um sie im sogenannten Stegbereich zu verkleinern. Dann gibt es noch kleine „Rückspiegel“, wenn wir das Baby auf dem Rücken tragen und uns versichern wollen, ob z.B. die Mütze noch richtig sitzt.

Tragetuch für Babys – Benutzung für Einsteiger, auch online

Die richtige Benutzung eines Tragetuchs für Babys, empfehle ich unbedingt mit einer geprüften Trageberaterin oder einem Trageberater zu erlenen. Hier gibt es einige Kleinigkeiten, Tricks und Kniffe, die Einsteiger-Müttern und Vätern extrem helfen, ihr Baby bequem und sicher zu tragen. Wenn niemand in der direkten Nähe zu finden ist, bieten viele Beraterinnen und Berater mittlerweile auch online-Beratungen an.

So werden Eltern zu Trageprofis ihres Babys

Die beste Methode Routine zu bekommen und ein Trageprofi für das Baby zu werden ist: Learning by doing. Das ist so wie mit Schnürsenkeln oder Auto fahren – da haben wir uns anfangs auch schwergetan und machen es jetzt nebenbei. Je öfter wir unser Baby tragen, desto einfacher wird es. Und je sicherer wir werden, desto beruhigender wirkt sich das wiederum auf das Baby aus.

Professionelle Trageberatung – darum ist sie wichtig

Selbst wenn eine Mutter/ein Vater ein absolutes Naturtalent in Sachen ‚Baby tragen‘ ist, ist sie/er die ersten Male doch eher unsicher. Das merkt das Baby sofort über die Körperspannung und quittiert das in der Regel mit Weinen. Das verunsichert Eltern zusätzlich, was sich wiederum auf das Gemüt des Babys auswirkt. Allein dass eine Fachfrau/ein Fachmann neben uns steht und sagt, wie normal dies oder jenes ist und welche Tricks es gibt, sodass sich das Baby beruhigen kann, ist unbezahlbar.

Tipp beim Tragen von Babys – dies sollten frische Eltern wissen

Frischgebackene Eltern sollten sich von anderen möglichst nicht verunsichern lassen. Manche Menschen – z.B. die eigenen Eltern – denken noch in veralteten, überholten Erziehungsmustern. Längst ist erwiesen, dass wir unsere Kinder nicht ‚verwöhnen‘, wenn wir sie tragen und so in dieser Phase ihres Lebens für sie da sind. Wir bauen ihnen damit vielmehr eine sichere Basis durch Bindung, von der aus sie in ihr Leben starten können. Das Leben hält viele Herausforderungen für uns bereit und kann schon so manches Mal ungemütlich werden. Daher ist es umso wichtiger, ein sicheres und geborgenes Zuhause zu schaffen. Mit ganz viel Nähe, Bindung, Körperkontakt und Liebe für die ganze Familie!