Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Elternarbeit im Kindergarten - Lust oder Last?

Autorin - Rose Volz-Schmidt

Eltern von Kindergartenkindern können sich kreativ beteiligen – denn die Mithilfe in der Kita ist viel mehr, als nur ab und an auf einem zu kleinen Stuhl zu sitzen oder Kuchen mitzubringen. Warum das Engagement für Eltern und Kinder wichtig ist, verraten wir hier.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Stuhlkreis in der Kita

Eltern bringen sich ein

Eigentlich wusste Thomas wirklich nicht, warum er zum Elternabend mitkommen sollte. Und dann stand da auf dem Zettel auch noch etwas vom „Renovierungswochenende für alle Eltern“. Der Beitrag für die Kita war schon hoch genug, konnte man da nicht erwarten, dass alles erledigt wird? Sein Freund Alex konnte ihn beruhigen. „Ist eigentlich ganz cool, das Wochenende. Am Samstag werden alle Aufgaben verteilt, ein paar von den Frauen stehen in der Küche, die Kinder spielen im Garten und wir können zusammen zum Baumarkt fahren. Oder den Keller in Angriff nehmen. Und am Abend gibt es dann ein nettes Zusammensein und Grillen.“
In vielen Kindergärten ist es üblich, dass sich die Eltern einbringen. Das Engagement und die Unterstützung sind für die Erzieherinnen und Erzieher wichtig. Aber nicht nur. Eltern, die sich einbringen, zeigen auch ihrem Kind, dass sie sich interessieren. Für den Ort, an dem ihr Kind jeden Tag so viele Stunden verbringt und für die Menschen, die hier eine Rolle spielen. Wenn dein Kind merkt, dass du die Erzieherin kennst und dir der Kindergarten und der Alltag dort wichtig ist, dann spürt es auch selbst, dass der Kindergarten ein wichtiger Ort für die ganze Familie ist. So nimmst du nicht nur Anteil am Leben deines Kindes, du kannst auch dazu beitragen, dass der Kindergarten schöner wird, dass tolle Ausflüge stattfinden, und du kann auch nette Leute mit gleichalterigen Kindern kennen lernen.

Das Gespräch mit der Erzieherin suchen

Für die Erzieherin gehört zur Arbeit auch das Gespräch mit den Eltern. Nimm dir Zeit, die Hauptkontaktperson deines Kindes nicht nur in einem „Tür-Gespräch“ zu sprechen, sondern frage am besten nach einem Termin. In vielen Kindergärten werden Elterngespräche auch regelmäßig angeboten. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind irgendwie unglücklich ist oder es etwas erzählt hat, was dich verwundert, dann sprich es lieber direkt an. Und zwar nicht bei anderen Eltern, sondern direkt bei der zuständigen Mitarbeiterin. Die Erzieherin kennt dich sicher gut, denn kleine Kinder teilen ihrer Erzieherin oft einiges über ihr Zuhause mit.

Wie viel Engagement ist gut?

Besucht dein Kind einen kirchlichen oder staatlichen Kindergarten? Ist es eine kleine Einrichtung oder ein große? Die Voraussetzungen sind sehr verschieden. Wenn ihr euch für einen Kindergarten entscheidet, der von einer Elterninitiative getragen wird, dann werdet ihr euch sicher einbringen müssen. Wie viel Eltern mitmachen müssen und dürfen ist sehr unterschiedlich.
In allen Kindergärten gibt es Elternabende. Hier ist die Teilnahme wirklich wichtig. Nicht nur, damit du merkst, wie klein die Stühle sind und wie nett Tims Mama ist – es geht darum, dass genau hier die meisten Informationen bekannt gegeben werden. Manchmal werden bestimmte Projekte erarbeitet und Eltern als Begleitpersonen für Ausflüge gesucht. Wenn du das zeitlich einrichten kannst, versuche an einem Tag dabei zu sein, denn so lernst du die Kindergruppe einmal ganz anders kennen, als in der Abholsituation. 

Am Elternabend werden auch Feste besprochen. Egal ob Weihnachtsfeier, Laternenlauf oder Flohmarkt – es werden immer Eltern gesucht, die sich um die Organisation kümmern. Nicht jeder mag gern Listen erstellen und den groben Überblick wahren. Es werden auch Eltern gesucht, die Kuchen mitbringen, Würstchen Grillen oder Ideen für den St. Martin haben.
Viele Kindergärten haben auch „Renovierungstage“ - dabei geht es nicht nur darum, dass an professionellen Handwerkern gespart werden soll – das mag in Zeiten der knappen Kassen auch ein Grund sein – es geht aber vor allem um das Miteinander. Gemeinsam können Eltern, Kinder und Erzieher überlegen, wie der Gruppenraum schöner werden kann. Und ein selbstgebautes Spielhaus, an dem alle mitgewerkelt haben, ist etwas Besonderes. 

Elternbeirat oder Elternsprecher?

Wer sich noch mehr einbringen möchte, kann sich auch in den Elternbeirat wählen lassen. Elternsprecher oder Elternbeiräte sind für alle Einrichtungen wichtig, denn sie sollen zwischen Eltern und Erzieherin mitteln. Sie sind nicht nur für die Organisation von Elterncafés und Bastelnachmittagen zuständig, sondern sollen auch dafür sorgen, dass Konflikte gelöst werden können. Eltern beklagen sich, weil zu wenige Ausflüge gemacht werden? Elternsprecher finden dann heraus, dass andere Eltern sich bei den Erziehern beschwert hatten, dass ihr Kind zu oft nass war und sie weniger Unternehmungen wünschen. Hier kann dann vermittelt werden. Elternbeirat und Erzieher und Erzieherinnen tagen auch zu pädagogischen Konzepten. Wer sich also inhaltlich engagieren möchte und wichtige Weichen auch für das eigene Kind stellen möchte, sollte sich hier einbringen. Schwierig ist die Aufgabe nicht, denn wer zu Hause die Bedürfnisse einer Familie managt und schon Geschwisterstreit geschlichtet hat, kann das auch.

Mit Spaß für dich und dein Kind

Egal ob Begleitung zum Ausflug, eine Pfannkuchen-Backaktion oder das Organisieren einer Familienfaschingsfeier – die Mitarbeit sollte dir Spaß machen. Wer sich im Kindergarten engagiert lernt hier oft auch sehr nette andere Eltern kennen. Die Tochter verabredet sich immer nur mit den anderen dreijährigen Mädchen? Elternabende sind die Chance auch mal die Mütter und Väter der Jungen kennenzulernen. Auch Kontakte zu Eltern von älteren Kindern sind wichtig, denn oft haben sie wertvolle Tipps. Von der Mitarbeit im Kindergarten kann die ganze Familie profitieren. Aber es muss natürlich genau in dem Maß sein, das zu dir und zu euch gut passt!