Kinder lieben Worte. Sie saugen neue Begriffe auf, wie kleine Schwämme. Doch was tun, wenn dein Kind im Kindergarten oder vom Nachbarkind wirklich schlimme Ausdrücke aufschnappt? Und verdammt, muss dieses Fluchen echt sein?
Ein Besuch im Supermarkt. Es ist schon spät und viel zu laut und voll. Als Maria dann auch noch ein Marmeladenglas aus der Hand fällt, ist sie den Tränen nah. „Ssseise!“ brüllt die gerade erst 18 Monate alte Antonia laut. Alle Umstehenden lachen. Woher hat die Kleine solche Kraftausdrücke, fragt sich Maria. Aber auch sie muss lächeln.
Am nächsten Tag spricht Thomas seine Frau an. „Seid wann kennt Toni das S-Wort? Wo kommt das her?“ Antonia hatte gemerkt, dass das neue Wort auch bei Papa wirkt – zumal sie es bei ihm schon gehört hatte.
Und so banal ist es: Kinder lernen von dir nicht nur die „guten“ Worte. Spätestens in der Kita lernt dein Kind viele neue Wörter – und nicht alle werden den Eltern gefallen.
Mit Worten Wut abzulassen ist durchaus normal. Sprache ist ja auch ein gutes Ventil für Zorn und Missstimmung. Am Anfang lernen Kinder vor allem durch das Nachmachen neue Worte. Sie beobachten die Reaktionen der Umwelt auf das neu gelernte Vokabular. Mit etwa zwei und drei Jahren merken sie, dass man Eltern auch mit Worten ärgern und schockieren kann. Insbesondere alle Begriffe, die vermutlich Tabu sind, finden Kinder äußerst lustig. „Du Windelpupsi,“ ist eine schwere Beschimpfung. Oder nicht? Erst die Reaktion der Erwachsenen zeigt welche Wortwahl und welche Sprache in welcher Situation angemessen sind.
Und was ist mit wirklich schlimmen Wörtern? Je weniger Mütter und Väter darauf reagieren, desto besser. Kindergartenkinder können noch nicht wirklich verstehen, was bestimmte Schimpfwörter bedeuten und Kommentare steigern eher noch den Gebrauch. Ignorieren ist da besser, auch wenn das für Eltern nicht leicht ist. Anlass zur Sorge sind Begriffe aus dem sexuellen Bereich nicht – Kindergartenkinder schnappen viele Wörter im Fernsehen, bei älteren Geschwistern, von Freunden oder im Bus auf.
Es ist zu empfehlen, dass du zuhörst, wenn dein Kind schimpft. Denn oft äußern Kinder ihren Unmut, ihre Wut über andere und über Situationen. Negative Gefühle über Sprache auszudrücken ist nicht einfach und will gelernt werden.
Du kannst dein Kind unterstützen, indem du seine Gefühle wahrnimmst und akzeptierst. Du kannst z. B. sagen: "Du ärgerst dich gerade, weil du noch länger auf dem Spielplatz bleiben wolltest." Oder: "Du bist jetzt ganz sauer auf mich, weil du noch fernsehen gucken wolltest." Oder: "Möchtest du mir zeigen, wo deine Wut im Körper gerade ist?"
Vermittle deinem Kind, was dir wichtig ist. Du kannst ihm z. B. sagen, dass es in Ordnung ist, wütend oder sauer zu sein. Es dir aber auch wichtig ist, dass freundlich miteinander gesprochen wird. Vielleicht sagst du, dass es beim nächsten Mal versuchen kann zu sagen, wenn etwas stört und dass ihr dann gemeinsam eine Lösung findet.
Als Mutter und als Vater bist du ein Vorbild für dein Kind. Dies gilt natürlich auch für die Art, wie ihr miteinander kommuniziert, welchen Umgangston ihr pflegt. Sprich im Großen und Ganzen freundlich, zugewandt und wertschätzend mit deinem Kind. Im oft stressigen Alltag sind Eltern natürlich auch mal ungeduldig und genervt. Auch dies kannst du deinem Kind sagen, z. B.: "Ich bin gerade sauer und brauche einen Moment, um mich zu beruhigen."