Eigentlich ist diese Überschrift Quatsch. Denn am Ende könnt ihr 100 Texte dieser Art lesen – aber die Fragen, ob ihr bereit für ein weiteres Familienmitglied seid, könnt nur ihr selbst beantworten. Niemand kann euch letztlich diese Entscheidung abnehmen. Und doch hilft es manchmal beim Gedankensortieren sehr, von anderen Eltern zu hören, wie ihr Leben mit drei Kindern so aussieht
Ich bin Mutter von drei Kindern und könnte behaupten, dass das eine ganz bewusste Entscheidung war. Aber das stimmt nicht. Es war klar, dass wir uns mehrere Kinder wünschen, aber es gab nie eine feste Anzahl in meinem Kopf. Und es gibt ja schlicht und einfach keine Garantie, dass nur weil wir uns ein zweites, drittes oder fünftes Kind wünschen, dieser Wunsch auch in Erfüllung geht. Wir haben es also drauf ankommen lassen, ehrlich gesagt, ohne vorher groß nachzudenken. Wir dachten, was passiert passiert und jedes Kind ist herzlich willkommen.
Rückblickend, ich schreibe diesen Text am Abend des zweiten Geburtstages meines Jüngsten, kann ich sagen: Er hat uns noch gefehlt. Wir waren als Paar glücklich, als Ein- und Zweikindfamilie. Und wir sind es eben auch als Dreikindfamilie. Was ich aber vollkommen unterschätzt habe, ist die Logistik mit drei kleinen Kindern. Und die Müdigkeit, das Ausgelaugtsein. Oft habe ich gelesen, dass der Sprung von einem auf zwei Kindern die größte Herausforderung ist, und dass alles, was dann kommt, ein Kinderspiel sei. Für mich kann ich sagen: Das stimmt nicht.
Für mich sind drei Kinder die große Herausforderung, schon allein, weil ich nur zwei Hände habe. Ein Kind muss also immer bei einem Geschwisterkind oder dem Papa an die Hand, wenn wir die Straße überqueren. Grundsätzlich sind es nie genug Arme, auf die ich die Kinder nehmen kann, in denen ich die Kinder trösten und halten kann. Was auf jeden Fall auch fehlt, sind Nerven. Mit drei Kindern werden die immer weniger. Ich bin viel angespannter und gestresster, als ich es mit einem oder zwei Kindern wäre. Manchmal denke ich darüber nach, wie entspannt ich wohl wäre, wenn wir nur ein Kind hätten. Weil der Fokus sich nicht ständig verändern würde, von der Ältesten zum Jüngsten zum Mittleren. Ich hätte ja nur ein Kind, auf das ich achten müsste.
Es gäbe auch weniger Bedürfnisbingo, denn bei drei Kindern will und braucht und möchte immer eins irgendwas, und das kostet mich manchmal alle Kraft. Dieses Priorisieren von Bedürfnissen, dabei viel zu oft meine eigenen nicht mehr mitbedenken, das raubt mir Energie. Diese Bedürftigkeit habe ich genauso unterschätzt wie meinen Wunsch nach Zeit mit jedem einzelnen Kind (und mit meinem Mann und mit mir selbst). Die Balance zu finden und allen irgendwie gerecht zu werden, das wird mit steigender Anzahl der Familienmitglieder schwieriger.
Gleichzeitig sind mehrere Kinder die Möglichkeit für uns Eltern, wirklich zu wachsen. Denn wir können überhaupt nicht so sehr auf ein Kind fokussiert sein, was unserem Nachwuchs die Freiheit gibt, ganz viel selbst zu lernen. Kann man doof finden, weil plötzlich ganz viel Kontrolle wegfällt. Ich übe mich jedenfalls des Öfteren in Schadensbegrenzung, als dass ich aktiv managen würde, was meine Kinder da tun. Aber ich wachse dabei jeden Tag ein bisschen, lerne Vertrauen, Gelassenheit und Akzeptanz. Ich kann nicht alles kontrollieren, ich vertraue darauf, dass die Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten gute Entscheidungen treffen.
Auch für die Kinder ist das eine riesige Chance. Weil wir Eltern zwangsweise loslassen müssen, um nicht komplett auf der Strecke zu bleiben. Weil sie voneinander so viel lernen, wie wir Eltern ihnen gar nicht beibringen können. Rücksichtnahme, Durchsetzungsfähigkeit, Kooperation, Verhandlungsgeschick, Kompromisse aushandeln – all das können wir Eltern in weiten Teilen ja nur simulieren. Mit ihren Geschwistern geschieht all das auf Augenhöhe. Und das ist unendlich wertvoll.
Wenn ihr aber nun sagt, dass ihr noch ein paar handfeste Argumente für ein drittes Kind braucht (obwohl ich da leicht parteiisch bin, so als Dreifachmama), dann kommen sie hier.
Mit meinen drei Kindern ist mein Leben turbulenter und chaotischer geworden. Es liegen noch mehr Spielsachen in der Wohnung verstreut, wir brauchen deutlich mehr Seife, Wasser und Lebensmittel. Die Logistik, Kinder in die Kita und Schule zu bringen und wieder abzuholen, das Treffen von Freund*innen zu koordinieren und Hobbys zu ermöglichen, bringt mich manchmal zum Verzweifeln. Und dabei machen wir gar nicht so viel. Der Alltag mit drei Kindern und zwei Eltern, die Vollzeit arbeiten, ist einfach voll. Und gleichzeitig ist in unserer Familie so viel Leben, so viel Liebe, so viel Zusammenhalt.
Wenn ein Kind Kummer hat, dann sind da nicht nur wir Eltern, sondern auch die Geschwister. Wenn ein Kind Hilfe braucht, dann sind da acht Hände, die unterstützen können. Meine Tochter erklärte, als ihr erster Bruder geboren wurde, mit einem Lächeln im Gesicht, dass ihr Geschwisterkind ihr größtes Geschenk ist. Das wiederholte sich beim zweiten Bruder. Und trotz all dem Streit und all dem Zank ist das geblieben. Kinder sind ein Geschenk für uns Eltern und für ihre Geschwister.