„In der letzten Zeit fängt mein dreijähriger Sohn oft mitten in der Nacht an zu schreien“, berichtet Lea besorgt, „Er sitzt dann meistens im Bett, fuchtelt wild mit den Armen herum, weint und tobt und schwitzt stark. Ich versuche, ihn in den Arm zu nehmen und rede ihm beruhigend zu, aber es wirkt, als würde er mich gar nicht hören.“
Hast du solch ein Verhalten auch schonmal bei deinem Kind beobachtet? Dann könnte es sich um den sogenannten Nachtschreck (pavor nocturnus) handeln. 20% aller Kinder haben diesen schonmal erlebt, meist zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr. Selten können aber auch Babys und Erwachsene betroffen sein.
Unsere Expertin erklärt dir, was ein Nachtschreck ist und wie es dazu kommt. Anschließend gibt sie dir 7 Tipps für den Umgang mit dem Nachtschreck bei einem Kleinkind.
Beim Nachtschreck schreckt das Kind plötzlich aus dem Tiefschlaf heraus auf und bekommt Panik. Auch wenn es die Augen offen hält, ist es nicht ansprechbar, weil es nicht wirklich wach ist. Dieser Zustand kann mit dem Schlafwandeln verglichen werden – die Kinder sind aktiv, ohne aber wach und orientiert zu sein. Meist tritt der Nachtschreck in der ersten Nachthälfte auf und ist nach fünf bis fünfzehn Minuten vorbei. Das Kind schläft dann weiter und kann sich in der Regel gar nicht oder kaum an den Vorfall erinnern.
Wenn das Kind sich hingegen problemlos wecken lässt und von einem Albtraum berichtet, handelt es sich nicht um einen Nachtschreck – dann hat das Kind offenbar einfach schlecht geträumt. Auch wenn ein Baby schreiend aufwacht, dann aber ansprechbar ist und auf seine Eltern reagiert, entspricht das nicht einem Nachtschreck. Das Baby ist dann einfach aufgewacht und hat sich dabei erschrocken.
Die genaue Ursache für den Nachtschreck ist nicht bekannt. Offenbar kommt es beim Übergang vom Tiefschlaf in den Leichtschlaf zu einer Störung. Das wiederum wird darauf zurückgeführt, dass bei Kindern das Nervensystem noch nicht voll entwickelt ist. Konkrete Auslöser können Stress, Veränderungen im Alltag oder in der Wohnumgebung, Schlafmangel, Fieber, bestimmte Medikamente oder Überreizung, z.B. durch zu häufige Mediennutzung sein.
In der Regel hören diese Vorfälle von selbst mit der Zeit auf und sind harmlos, wenn sie nur gelegentlich vorkommen. Eltern sollten hingegen mit einem Kinderarzt sprechen, wenn der Nachtschreck mindestens einmal pro Woche oder häufiger auftritt und/oder das Kind sehr stark belastet. Dann sollten auch mögliche Erkrankungen wie z.B. Epilepsie ausgeschlossen werden. Häufig sind entsprechende Untersuchungen mit einem Besuch im Schlaflabor verbunden.
Auch wenn das Kind nicht reagiert, sollten Eltern ihm während des Nachtschrecks beistehen. Rede deinem Kind zwischendurch gut zu, schau, ob es gestreichelt oder im Arm gehalten werden mag oder setze/lege dich einfach neben es. Versuche, möglichst viel Ruhe auszustrahlen. Dazu kannst du auf eine tiefe, ruhige Bauchatmung achten und dir innerlich beruhigende Sätze sagen wie „Es ist alles gut, so etwas kommt vor.“
Warum soll ich mein Kind beim Nachschreck nicht wecken?
Versuche nicht, dein Kind unbedingt zu wecken. Das führt meist dazu, dass das Kind sehr änstlich, verwirrt oder aggressiv reagiert. Sei einfach bei ihm und achte darauf, dass es sich nicht verletzt. Durch unkontrollierte Bewegungen kann es passieren, dass sich dein Kind versehentlich Verletzungen zufügt.
Verhindern lässt sich ein Nachtschreck oft nicht, aber man kann bestimmte Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu reduzieren: