Ich muss gestehen: Ich liebe Reisen. Das war schon immer so. Als dann erst meine Tochter und dann mein Sohn unsere Familie vergrößerten, glaubte ich zunächst, dass wir nun statt Rucksackreisen plötzlich nur noch All Inclusive Urlaub im Familienhotel machen würden. Das kann sicher für einige Familien ganz spannend sein, aber es ist einfach nicht meine Art zu reisen. Ich mag es, ein Land mit dem Rucksack zu erkunden, keinen Plan zu haben, was mich erwartet und mich einfach auf das Abenteuer einzulassen. Aber geht das, mit zwei kleinen Kindern im Gepäck?
Mein Sohn war acht Monate alt, als wir unser erstes großes Abenteuer wagten. Wir packten zwei Rucksäcke und flogen nach Thailand. Jeder, wirklich jeder, riet uns davon ab. Zu gefährlich, zu heiß, zu unsicher. Uns Eltern war klar: Wir wollen es probieren. Wir hatten die Kinder jederzeit im Blick und wussten: Wenn es irgendwem nicht gut geht, dann gehen wir ins Krankenhaus oder fliegen im Notfall wieder nach Hause.
Wir hatten zunächst nur das Hotel in Bangkok gebucht, alles Weitere entwickelte sich vor Ort. Allerdings so, dass wir schon vorher immer wussten, wo wir schlafen werden. Am Strand nach einem Hotel zu suchen, war mir mit den zwei Kleinen dann doch zu abenteuerlich, diese Zeiten habe ich definitiv hinter mir gelassen.
Als wir dann auf eine kleine Insel in der Andamannensee urlaubten, auf der es eben keinen Arzt in Rufweite, dafür aber jede Menge wilder Affen und Getier gab, da wurde ich im ersten Moment unruhig. Am Ende waren die Tage dort die schönsten des gesamten Urlaubs, wohl auch weil sich die Kinder hier frei bewegen konnten. Meine Tochter schnappte sich morgens ihren Schwimmreifen und lief in Richtung seichtem Meer, immer bewacht von Thailänder_innen, die unsere Kinder bald als erweiterte Familie ansahen. Mein Sohn erkundete auf ihren Armen die Welt, wurde beim kleinsten Anzeichen von Unwillen aber sofort wieder zu uns zurückgebracht.
Das alles hat natürlich auch einen Effekt auf uns Eltern. Wir waren nie so erholt, wie in diesem Moment als das sprichwörtliche Dorf uns unter die Arme griff und zeigte: Wir sind da. Weil unsere Kinder so gern Zeit mit den Besitzern unserer Unterkunft verbrachten und diese sich immer um sie kümmern wollten, aßen mein Mann und ich des Öfteren allein und genossen unsere Zweisamkeit.
Als wir die Insel verließen, hatte die Kinder Heimweh danach, auch heute, über ein Jahr später fragen sie, ob wir noch mal dorthin zurückkehren. In diesem Jahr flogen wir wieder nach Thailand, allerdings nicht auf diese Insel. Denn meine Abenteuerlust brauchte neue Nahrung, neue Eindrücke. Die Kinder sind ja auch ein Jahr älter geworden und haben andere Interessen. Mein Sohn, inzwischen eben fast zwei Jahre alt, wollte buddeln, Boot fahren und seine Schwester ärgern. Und ebenjene Schwester wollte Schwimmen, Eis essen (was es auf der Insel nicht gab) und in der Hängematte schaukeln. Wir merkten auch, dass sich die Anforderungen der Kinder an die Unterkunft änderte. War im letzten Jahr auch das Meer einfach ausreichend, wollten sie jetzt auch einen Pool, weil man bei Ebbe nicht richtig im Meer baden gehen konnte. Denn natürlich können sie ihre Bedürfnisse auch besser kommunizieren.
Wir richteten uns ein, reisten durch die Gegend und erlebten viel. Es war anders als 2017, aber die Kinder sind auch in und an diesem Urlaub gewachsen. Und wir Eltern auch. Diesmal gab es weniger Erholung für uns und dafür mehr Abenteuerlust. Ich kann nur allen Eltern die genau diese Reiselust auch verspüren auffordern, ihr nachzugehen. Eure Kinder werden es lieben. Wichtig ist nicht zu oft den Ort zu wechseln, denn aus Erfahrung kann ich sagen: Kinder brauchen auch Zeit zum Ankommen. Und nicht zu viel im Vorfeld planen, denn Spontanität gehört im Urlaub ebenso dazu wie generell im Leben mit Kindern.