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Homeoffice und Kinderbetreuung – 7 Überlebens-Tipps

Gastautorin - Sarah Derkaoui

Seit 2020 hat das Wort Homeoffice für viele berufstätige Eltern eine neue Bedeutung bekommen. Und die ist eher negativ besetzt. Verständlich. Denn eine Work-Life-Balance gibt es irgendwie nicht mehr, Multi-Tasking wurde ungefragt zum Dauerzustand. Wir von ElternLeben.de plädieren vor allem für Eines – kein schlechtes Gewissen! Das hilft nämlich weder den Großen, noch den Kleinen. Was du stattdessen tun kannst, damit der Familienalltag trotz Doppelbelastung durchs Homeoffice einigermaßen läuft, haben wir in 7 bewährten Tipps zusammengefasst.

Außerdem findet ihr zu diesem Thema auf der >>>Familienportal-Seite des BMFSFJ<<< hilfreiche und aktuelle Informationen.

Lesezeit: Etwa 7 Minuten
Mutter arbeitet am Laptop, Baby schläft auf Decke neben ihr. Sie hält Hand aufs Baby.

7 bewährte Homeoffice-Tipps für Eltern

Gerade die Überraschungsmomente gehören ja zu den besonderen Schmankerln des Alltags mit Kindern. Wenn dem Dreijährigen sein gesamtes Frühstück wieder hochkommt, während man gerade in einer Video-Konferenz mit Kollegen sitzt: ganz großes Kino im Hintergrund. Aber auch, wenn man nach einer kurzen Pause wieder an den Laptop zurückkehrt und die Fünfjährige in Word eine Nachricht hinterlassen hat: Ich hap dich lib.

Wer Kinder hat, kennt das Gefühl, wenn Lachen und Weinen im Elternleben recht nah beieinander liegen. Wie du Überforderung vermeidest und trotz auf den Kopf gestellter Routine den Familienalltag navigierst, zeigen wir dir in sieben Tipps, die uns geholfen haben.

Kinderbetreuung – sich mit Partner/Partnerin abwechseln

TIPP 1
Teilt man sich die Elternschaft mit einem Partner/Partnerin, kann es helfen, den Tag in Früh- und Spätschicht aufzuteilen. In Blöcken von mehreren Stunden übernimmt einer die Kinderbetreuung, während der andere ungestört an seinen Tasks arbeiten kann. Ein Modell, das sich vor allem dann eignet, wenn es sich um Tätigkeiten handelt, die individuell strukturiert werden können.

Wer alleinerziehend ist oder einen Partner/Partnerin hat, der/die nicht im Homeoffice arbeitet, kann sich Unterstützung von außen holen. Vielleicht hat Oma Zeit, sich per Video-Chat mit dem Grundschüler zu unterhalten, während Mama oder Papa in einem wichtigen Meeting sitzen. Falls nicht, darf das Kind eventuell seine tägliche Bildschirmzeit einlösen — damit sind dann auch unvorhergesehene Störungen während des Meetings eher unwahrscheinlich.

Dauert das Meeting nicht allzu lang, können auch ältere Kinder in dieser Homeschooling-Zeit kurz die Aufsicht über kleinere Geschwister übernehmen. Das sollte jedoch die Ausnahme bleiben. Denn viele Jugendliche empfinden die schulischen Anforderungen in der Homeschooling-Zeit ohnehin als sehr belastend und benötigen selbst emotionale Unterstützung durch ihre Bezugspersonen.

Die frühen Morgenstunden fürs Homeoffice nutzen!

TIPP 2
Keine Schule und keine KiTa bedeutet auch: weniger Stress am Morgen. Eiliges Wecken, Zähneputzen und Frühstücken entfällt. So, wie auch die Wege zur Kinderbetreuung und ins Büro. Dieses Zeitfenster kann effektiv für ein paar wichtige Tasks genutzt werden, bevor die Rasselbande aufwacht. Allein das Gefühl, schon zwei Dinge von der To-Do-Liste streichen zu können, noch ehe der Tag richtig begonnen hat, macht das frühe Aufstehen wett.

Besonders gut klappt das für Aufgaben, die eine hohe Konzentration erfordern und für die man ein paar ungestörte Momente am Stück sitzen bleiben muss. Dafür eignen sich die Abende nämlich eher weniger, denn: Müde. Ach ja, und Netflix. Eltern sind auch nur Menschen.

Kommunikation ist wichtig – Kinder um Verständnis bitten

TIPP 3
Klar, das funktioniert vor allem bei älteren Kindern. Aber im Allgemeinen gilt: Wenn wir unseren Kindern das Gefühl geben, als kompetente Familienmitglieder zu einem reibungslosen Alltag beitragen zu können, sind sie meist gerne Teil der Lösung. Gute Kommunikation ist dabei die Basis für Erfolg.

Wenn Kinder sich aktiv im Haushalt beteiligen dürfen, leisten sie einen wichtigen Beitrag für ein positiveres Klima in der Familie. Und es macht auch die tägliche Arbeit im Homeoffice effektiver. Spätestens ab dem Grundschulalter können Kinder in Eigenverantwortung mithelfen, dass Mama oder Papa während der Arbeit im Homeoffice nicht gestört werden.

Take it easy!

TIPP 4
Manchmal hilft es, sich mit der Tatsache zu trösten, dass alle berufstätigen Eltern im gleichen Boot sitzen. Wer mit verständnisvollen Kollegen und Vorgesetzten gesegnet ist, hat dabei zwar definitiv die besseren Karten. Doch remote von zu Hause aus zu arbeiten, ist auch ohne Kinder eine Herausforderung.

Das wissen die meisten Chefs. Deshalb ist auch hier transparente Kommunikation das Mittel der Wahl. Versuche, dich auf festgelegte Zeiten zu einigen, zu denen du On-Call verfügbar bist. Das macht unerwartete Störungen im Verlauf des Tages unwahrscheinlicher. Und wenn das nicht klappt: Jeder, der selbst Kinder hat, kann ein Lied von der Doppelbelastung singen, die Homeoffice und Kinderbetreuung mit sich bringen. 

Selbstständigkeit bei Kindern fördern

TIPP 5
Selbstständigkeit bei Kindern zu fördern, ist eine wichtige Voraussetzung für Unabhängigkeit und hilft dem Nachwuchs, zu eigenständigen Persönlichkeiten heranzuwachsen. Das kann man im Alltag durch kleine Änderungen in der Routine nutzen. Statt etwa das Frühstück jedem Kind fertig auf Tellern anzurichten, darf sich jedes Kind seine Mahlzeit aus vorbereiteten Zutaten selbst zusammenstellen.

Das erfordert zwar ein wenig Vorbereitung von Elternseite, doch die eingesparte Zeit am Morgen kann anschließend beispielsweise für Aufgaben, wie die Beantwortung wichtiger E-Mails genutzt werden. Ältere Kinder managen ihren Alltag zwar ohnehin weitgehend ohne elterliche Hilfe, aber das nimmt uns Eltern auf eine andere Weise in die Pflicht. Auch große Kinder brauchen unsere emotionale Unterstützung und Hilfe – gerade in schwierigen Zeiten.

Homeoffice am Küchentisch – warum nicht?

TIPP 6
Seit Beginn der Pandemie haben die meisten Familien für die Stress-Kombi Homeoffice und Kinderbetreuung ganz individuelle Lösungen gefunden. Homeoffice am Küchentisch – warum nicht, wenn es funktioniert? Für berufstätige Eltern sind Ruhe und Störungsfreiheit wohl trotzdem die wichtigsten Kriterien für die Wahl des geeigneten Ortes für den Arbeitsplatz zu Hause.

In der Realität ist das aber oft einfach nicht machbar. Deshalb, bitte keinen Stress, wenn du Fotos deines eigenen Homeoffice eher nicht auf Instagram teilen würdest. Auch, wenn es in den sozialen Medien oft anders aussieht: Das Ganze ist kein Wettbewerb. Und diese Tage, an denen man lieber vom Bett ausarbeitet, weil man so besser mit den Kindern kuscheln kann, sind doch eigentlich die besten von allen.

Routine – eine grobe Tagesstruktur hilft

TIPP 7
Dass Routinen und Pläne bei der Alltagsorganisation helfen können, ist wirklich nicht die Neuigkeit des Jahrhunderts. Für Struktur, Disziplin und effektive Zeitplanung fehlt den meisten Eltern nach monatelangem Multi-Tasking im Homeoffice aber schlicht die nötige Energie.

Wie wäre es stattdessen mit einer Routinen-Basis-Version, ganz ohne bunte Wochenpläne? Diese Art von Routine leben wir alle eigentlich ohnehin jeden Tag. Denn dafür reicht es schon, die Aufgaben des Tages gedanklich in Vormittag und Nachmittag zu splitten. Wann wird gelernt, wann gearbeitet, wann gegessen — und wann ist Ende Gelände. Eine grobe Tagesstruktur im Kopf zu haben, hilft bei der Navigation durch stressige Zeiten.

Homeoffice und Kinderbetreuung – Individuelle Lösungen finden

Wenn es eine Sache gibt, die wir aus 2020 gelernt haben, dann wohl, dass nichts im Leben wirklich planbar ist. Auf Strategien und Zeitpläne, die dir am Anfang der Pandemie geholfen haben, schaust du vielleicht gerade nur noch mit müdem Blick zurück. Denn mittlerweile lässt die Motivation nach.

So geht es den Meisten. Auch wenn der Druck groß ist und die Nerven an manchen Tagen blank liegen: Statt sich selbst unter Druck zu setzen, ist es wichtig, eine eigene, individuelle Balance für den Umgang mit der schwierigen Situation zu finden. Dabei kann es helfen, Erwartungen an sich selbst und die anderen Familienmitglieder herunterzuschrauben.

Sind wir mit dem Status Quo ständig unzufrieden, genervt und schlecht gelaunt, überträgt sich diese negative Energie auf den Rest der Familie. Weil Kinder sich (auch unbewusst!) an uns Erwachsenen orientieren, hat das den Effekt, dass sie in der Folge noch mehr quengeln als sonst. Ein Teufelskreis.

Eine Lösung kann sein, zu versuchen, sich auf die positiven Seiten des Familienlebens zu fokussieren. Ja, auch (und gerade!) wenn es mal nicht so läuft, wie gewünscht. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das Positive und Schöne in unserem Alltag lenken, hilft uns das, auch für die kleinen Dinge Dankbarkeit zu empfinden: den vom Nachwuchs gedeckten Frühstückstisch am Wochenende oder das ausgiebige Kuscheln und Vorlesen Sonntagmorgens im Bett.

Fazit: Strukturiertes Chaos is the way to go!

Ups, haben wir das jetzt wirklich gesagt? Ja, das haben wir. Sich selbst fertig zu machen, weil es nicht jeden Tag genau so klappt, wie geplant, ist nicht nur sinnlos, sondern führt geradewegs in den Burnout.

Wenn die Schmutzwäsche mal länger herumliegt, es zum dritten Mal in der Woche Nudeln mit Tomatensauce zum Mittagessen gab oder die Kinder am Samstagvormittag Schokolade frühstücken, während du noch schnarchend im Bett liegst – sei dir sicher: Das kommt in den besten Familien vor, und zwar nicht nur zu Pandemie-Zeiten.

Sich das vor Augen zu halten, hilft definitiv. Damit fällt es auch leichter, die Situation so zu akzeptieren wie sie ist, ohne sich selbst unter Druck zu setzen. Den Haushalt zu managen, für die Kinder da zu sein und nebenbei auch noch aus dem Homeoffice zu arbeiten, ist eine Meisterleistung. Auch, wenn’s nicht immer super läuft. Denn das muss es auch nicht.