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Taschengeld – warum eigene Euros so wichtig sind

Gastautorin - Silke Plagge

Brauchen Kinder heute überhaupt noch Taschengeld? Bargeld wird doch immer weniger genutzt und Wünsche können auch beim gemeinsamen Familieneinkauf erledigt werden? Die Antwort ist klar: Taschengeld ist wichtig, denn dein Kind kann sehr viel über den Umgang mit Geld lernen. Und zwar viel mehr als nur ein wenig Rechnen…

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Mutter ermutigt ihr Kind

Wofür brauchen Kinder Taschengeld?

Kinder können eigentlich nur auf drei Wegen an eigenes Geld gelangen: sie bekommen etwas geschenkt, verdienen sich durch kleine Jobs oder Flohmarktverkäufe etwas oder sie bekommen Taschengeld. Geldgeschenke von Großeltern oder anderen Verwandten können schlecht geplant werden und jobben ist für jüngere Kinder unter 14 Jahren schwierig. Darum ist Taschengeld für Kinder eigentlich die einzige Möglichkeit, dass sie regelmäßig Geld bekommen, um sich eigene Wünsche zu erfüllen. Kinder lernen mit eigenem Geld viel: sie bekommen ein Gefühl für den Wert des Geldes, treffen eigene Entscheidungen und merken, dass größere Wünsche durch Sparen erfüllt werden können.

Umgang mit Geld – nur Erfahrung lehrt

Lieber jeden zweiten Tag Naschkram kaufen oder das Geld sammeln und sich dafür ein Lego-Set aussuchen? Wie Kinder mit ihrem Taschengeld umgehen, ist sehr unterschiedlich. Was die Kinder mit dem Geld machen, ist typabhängig: Die einen verprassen ihr Taschengeld gleich nach der Auszahlung, andere sparen es monatelang, um sich einen besonderen Wunsch zu erfüllen. Die einen sind immer knapp bei Kasse, andere teilen sich das Geld gut ein. Taschengeld zu bekommen und damit umzugehen kann eine wichtige Lektion für den Umgang mit Geld sein.

Geldlehrerin und Finanzberaterin, Anette Weiß, unterrichtet unter anderem in Schulen den Umgang mit Geld. Auch sie betont wie wichtig Taschengeld ist, damit Kinder und später auch Jugendliche ein souveränes Finanzwissen aufbauen können. Im Kleinen lernen Kinder durch ihr eigenes Geld etwas über den Wert des Geldes, dass sich Einkommen einteilen lässt und wie sie einen Überblick behalten können.

Kinder dürfen selbst über ihr Taschengeld bestimmen

Wichtig ist, dass klar abgesprochen werden muss, was das Kind vom eigenen Geld kaufen darf. Da die Beträge begrenzt sind, sollte es weder für Schulhefte, noch für notwenige Anschaffung wie Kleidung ausgegeben werden müssen. Taschengeld ist für Zusatzwünsche vorgesehen, für „unnötige“ Ausgaben, die dennoch wichtig sind. Ein neues Haarshampoo z.B. ist im Familienbudget – aber möchte der Teenager ein teures Spezialshampoo, dann muss das vom eigenen Geld finanziert werden. Eltern müssen bestenfalls aber auch aushalten, dass sie Anschaffungen des Kindes nicht klug finden. Nur lauter Fußball-Sammelkarten? „Kinder brauchen die Freiheit über das eigene Geld“, betont die Geldlehrerin. „Taschengeld ist eine Art bedingungsloses Grundeinkommen, da sollte nicht gekürzt werden. Konsequenterweise darf es dann aber auch keinen Vorschuss aufs nächste Taschengeld geben.“

Taschengeld für Kinder und Jugendliche – Sparen will gelernt sein

Nicht jedes Kind oder Jugendliche(r) möchte sparen. Auch das sollten Eltern bedenken und respektieren. Sie können natürlich beraten und z.B. in einem Spielzeugladen darauf hinweisen, dass das tolle Spiel, das das Kind sich im Juni zu Weihnachten wünscht, bedeutet, dass sechs Mal das Taschengeld gespart werden muss. Oder den Jugendlichen darauf aufmerksam machen, dass das gewünschte Paar neue Schuhe vielleicht die Ausgabe von drei "Taschengeld-Gehältern" bedeutet.

Ein Tipp von Anette Weiß: Jüngeren Kindern helfen hier zwei Sparschweine – eines für den Herzenswunsch auf den gespart wird, das andere für die „normalen“ Ausgaben. Bei jüngeren Kindern ist es hierfür hilfreich, wenn das Geld in kleineren Münzen gegeben wird, dann kann das Kind leichter das Geld zwischen den beiden Spardosen aufteilen.

Wichtige Taschengeldregeln für Eltern

  • Der Auszahlungstermin sollte immer pünktlich und regelmäßig sein. Das Kind sollte nicht um sein Geld bitten müssen.

  • Verlange keine Auflagen, wie Rechnungen sammeln oder Buch führen. Dein Kind muss dir keine Rechenschaft darüber ablegen, wie es sein Geld ausgibt.

  • Taschengelderhöhung orientiert sich am Alter und nicht am Benehmen.

  • Zahle nicht zu wenig, damit das Kind auch sparen kann. Aber auch nicht zu viel, denn es muss ja auch lernen, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Eine Tabelle zur Orientierung findest du unten.

  • Werte nicht, was dein Kind gekauft hat („albern“, „zu teuer“), aber berate es, wenn es Hilfe möchte. Zeige etwa, dass es No-Name Produkte zu günstigerem Preis gibt.

  • Das Taschengeld darf nicht als Strafmaßnahme gekürzt werden.

Wie viel Taschengeld für welches Alter?

Wie viel Taschengeld bekommt ein Grundschulkind? Was ist für 12-Jährige angemessen? Das erste Taschengeld sollte etwa mit fünf bis sechs Jahren ausgezahlt werden. Bis zum 10. Lebensjahr ist eine wöchentliche Auszahlung sinnvoll, für Jugendliche ist es sinnvoll ein monatliches Budget zur Verfügung zu haben. Der Beratungsdienst Geld und Haushalt hat in Anlehnung an die Empfehlungen der Jugendämter eine kleine Übersicht erstellt, die das Bundesministerium für Familie, Frauen und Jugend auf der eigenen Website www.familien-wegweiser.de publiziert hat:

Taschengeld für Kinder und Jugendliche – Tabelle 2020

ALTER /JAHRE

     Betrag in €

unter 6 Jahre
    0,50 - 1,00 Euro/Woche
   6 Jahre 
    1,00 - 1,50 Euro/Woche
   7 Jahre     1,50 - 2,00 Euro/Woche
   8 Jahre
    2,00 - 2,50 Euro/Woche
   9 Jahre    2,50 - 3,00 Euro/Woche
10 Jahre 
15,00 - 17,50 Euro/Monat
11 Jahre 17,50 - 20,00 Euro/Monat
12 Jahre 
20,00 - 22,50 Euro/Monat
13 Jahre 
22,50 - 25,00 Euro/Monat
14 Jahre 
25,00 - 30,00 Euro/Monat
15 Jahre 
30,00 - 37,50 Euro/Monat
16 Jahre 
37,50 - 45,00 Euro/Monat
17 Jahre 45,00 - 60,00 Euro/Monat
ab 18 Jahre60,00 - 75,00 Euro/Monat

Eltern können sich auch direkt bei ihrem zuständigen Jugendamt nach aktuellen Richtgrößen erkundigen.