Eine Trennung ist immer eine große Belastung. Aber was, wenn eine Liebe dann zu Ende ist, wenn ein Baby unterwegs ist? Wie ist das zu schaffen? Welche Hilfe und Unterstützung gibt es?
Ein positiver Schwangerschaftstest! Juhu! Doch leider werden nicht immer alle Wünsche wahr. Wenn eine Beziehung schon stark kriselt, kann auch ein gemeinsames Kind sie nicht retten. Für Jule brach eine Welt zusammen, als ihr Partner sie verließ. „Wir hatten uns gemeinsam Kinder gewünscht, schon so lange – aber nach fünf Jahren Sehnen und Hoffen, hatte mein Partner keine Lust mehr, wollte die Träume begraben und neu durchstarten. Mit einer anderen Frau.“ Zwei Wochen später hielt Jule tatsächlich einen positiven Test in der Hand. „Ich war sicher, dass das Kind von meinem Exmann ist, doch er bezweifelte es erst.“ Ein Abbruch kam für Jule keine Sekunde in Frage. „Aber ich hatte mir nie vorgestellt, alleinerziehende Mutter zu sein.“
Heute ist ihre Tochter drei Jahre alt. Jule ist nach einjähriger Elternzeit wieder in ihren Job als Lehrerin zurückgekehrt. „Ich habe mir von Anfang an ein gutes Netzwerk aufgebaut,“ erzählt sie. „Ich hatte große Angst allein in den Geburtsvorbereitungskurs zu gehen, aber meine Hebamme hatte mir einen Tipp gegeben. So war ich dann in einem Kurs, an dem nur Frauen allein teilnahmen. Einige hatten schon Kinder, andere hatten vielbeschäftigte Männer an ihrer Seite und drei waren genau wie ich, frisch getrennt.“ Die vier Frauen helfen sich bis heute. „Toll waren auch meine Eltern und Schwiegereltern, auf die ich zählen konnte und noch zählen kann.“ Weitere Tipps auch hier Beratung und Hilfe.
Dass ihr ehemaliger Mann die Vaterschaft testen lassen wollte, verletzte sie sehr. „Unsere Tochter sieht ihrem Vater total ähnlich, heute erzählt er die Geschichte vom Test als Anekdote. Für mich war das nie lustig.“ Aber immerhin zahlt er Unterhalt für seine Tochter und nimmt gern und viel an ihrem Leben teil. Das Sorgerecht für die Tochter teilen sich die Eltern. „Dass er unser Kind auch viel sehen möchte und sie auch oft bei ihm ist, war für mich nicht leicht“, sagt Jule.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich manchmal eine meiner Freundinnen beneidet. Der Erzeuger ihres Kindes ist komplett abgetaucht. Sie muss mit niemandem Absprachen treffen und auch den Mann, der sie so verletzt hat, nie wiedersehen.“ Heute allerdings ist Jule froh, dass ihre Tochter auch einen Papa hat, der in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt. „Für unser Kind haben wir daran gearbeitet, Eltern zu sein. Getrennte, aber glückliche Eltern. Also eigentlich erziehe ich gar nicht wirklich allein.“
Nicht immer ist eine Trennung gewünscht. Es gibt nur sehr wenig Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden ohne Partner ein Kind zu bekommen. Viele Frauen harren auch aus Angst in einer unglücklichen Beziehung aus. Sie fürchten sich vor Einsamkeit oder auch davor, in finanzielle Not zu geraten.
Staatliche Unterstützung für Alleinerziehende
Alleinerziehenden mit Kindern unter drei Jahren steht ein Betreuungsunterhalt zu. Unabhängig davon, ob sie mit ihrem Partner verheiratet waren oder nicht. Dieser Unterhalt richtet sich nach dem Einkommen des Ex-Partners. Dazu kommt der Kindesunterhalt. Allerdings haben die Väter auch einen Anspruch auf Selbstbehalt, wenn das Einkommen nicht für Betreuungs- und Kindesunterhalt reicht. Und oft reichen die Mittel nicht einmal für den Kindesunterhalt.
In diesem Fall zahlt der Staat, bzw. das Jugendamt und überweist einen Unterhaltsvorschuss. Seit 01.07.2019 beträgt der Unterhaltsvorschuss bei Kindern unter sechs Jahren 150 Euro im Monat, bei Kindern von sechs bis elf Jahren 202 € monatlich und bei Kindern von 12 bis 17 Jahren 272 € pro Monat. Es gibt die Möglichkeit, weitere Unterstützung zu bekommen: Die Bundesstiftung „Mutter und Kind“ etwa bewilligt Anträge auf Zuschüsse für die Erstausstattung und für den Haushalt. Viele Alleinerziehende beantragen auch staatliche Hilfen zum Lebensunterhalt – sprich Hartz IV.
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten und Beratungsstellen
Frauen, die sich trotz Trennung für ein Baby entscheiden – oder gar keine Wahl hatten, sollten sich rechtzeitig viel Unterstützung suchen. Freunde, Großeltern und gute Babysitter können ein wichtiges Netzwerk bilden. In vielen Städten gibt es auch Gruppen für Alleinerziehende. Beratungsstellen der Caritas und von der Diakonie gibt es in vielen Orten – sie können, genau wie die Jugendämter, finanzielle Möglichkeiten aufzeigen und oft gibt es dort auch Gruppentreffen für Frauen in ähnlicher Lebenslage. Bei >>wellcome finden Frauen ohne familiäres Netzwerk ebenfalls Hilfe und Unterstützung.
Genau wie Mütter sollten auch Väter Verantwortung für ihr Kind tragen. Nicht nur finanziell. Sie können das gemeinsame Sorgerecht beantragen, auch ohne Trauschein. Auch bei gescheiterter Beziehung ist es möglich, dass Eltern zwar getrennt erziehen, aber nicht alleine. Doch das funktioniert nur, wenn beide Partner nach der anstrengenden Phase der Trennung erkennen, welche Verantwortung und Chance dies für sie beide und das Kind bietet.