Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Wir sind schwanger - Sex?!

Gastautorin - Katrin Gensheimer

In der ersten Schwangerschaft hatte ich immer Lust. Das muss in der Phase gewesen sein, in der man vor Energie strotzt. Mein Mann hingegen kam mit Ausreden wie „keine Lust“, „Kopfweh“. Und dann fragte er plötzlich: „Bist du sicher, dass das gut für dich ist?" 

Lesezeit: Etwa 2 Minuten
Mann und Frau im Bett, Füße gucken aus der Decke

Sind das nicht die Ausreden, die man Frauen immer nachsagt?

...Ich war deutlich irritiert und auch gekränkt. Ich fühlte mich in all meiner blühenden weiblichen Attraktivität schlicht ignoriert. Die Zeit verging, das Ungeborene und der Bauch wuchsen. Irgendwann rückte er mit seinen Bedenken heraus: „Meinst du nicht, dass wir dem Baby dadurch schaden könnten? Tut dir das nicht weh? Immerhin ist dein Bauch schon ganz schön groß.“ „Natürlich können wir Sex haben!“ antwortete ich erwartungsvoll. „Der Arzt sagte, dass das durchaus geht. Und denk doch an die vielen Glückshormone, die dabei ausgeschüttet werden. Das merkt das Ungeborene.“ Gedacht habe ich jedoch: „Aha. Da liegt also der Grund: Mein Bauch ist ihm zu groß.“ Schlagartig schossen tausend weitere Gedanken durch meinen Kopf: „Was ist, wenn diese Kugel von Bauch nach der Schwangerschaft einfach nicht wieder weggeht? Was, wenn ich nie wieder so aussehe wie zuvor?“ Im Geiste spürte ich schon wie der brüderliche Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn unser neues und einziges Abendritual wurde. Ich sah uns aus zwei getrennten Zimmern zuwinken, bevor wir jeweils das Licht löschten. Grauenhafte Visionen: Schwangerschaft als das Top Verhütungsmittel für Sex! Nach ein paar Tagen raffte ich mich auf und erzählte meinem Mann von meinen Befürchtungen. Er widersprach und war wie ausgewechselt. Wir hatten Spaß und viele schöne Momente zusammen, gingen aber einfach nicht bis zum Äußersten. So war alles gut – für uns beide. Gegen Ende der Schwangerschaft war es dann andersherum: ich fühlte mich wie ein Walross an Land. Plump und unförmig. Da hatte ich dann keine große Lust mehr auf Sex. Ich fühlte mich unattraktiv. Was aber in dieser Phase sehr schön war: Wir tauschten viele Gefühle, Befürchtungen und Erwartungen aus: „Werden wir gute Eltern sein? Was ist, wenn...?“ Das schweißte uns noch einmal auf einer anderen als der physischen Ebene zusammen. Und die gute Nachricht zum Schluss: Der Bauch ging wieder weg, die Lust kam zurück – wenn auch nicht ganz so rasch wie erhofft.

Katrin Gensheimer

Mutter zweier lebhafter Jungs, war sicher, sie würde drei Jahre nach der Geburt ihrer Kinder zu Hause bleiben. Nach 6 Monaten Zuhause sehnte sie sich zurück zur ihrem Arbeitsplatz: der Schule. Sie istGrund- und Hauptschullehrerin. Zur Zeit lebt sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern Joshua (4)und Noah (2) in Amerika und unterrichtet Deutsch. Als Ausgleich zu ihrem Berufs- und Mutterdasein treibt sie mehrmals pro Woche Sport. Das hilft ihr, den Kopf frei zu kriegen und die richtigen Prioritäten zu setzen.

Autorin: Katrin Gensheimer