Format: Elternfrage
Elternfrage

Mein Kind hat Trennungsangst – was kann ich tun?

Autorin - Dr. Martina Stotz

Sicher stellst du dir auch die Frage, ob dein Kind gestärkt aus diesen Trennungssituationen hervorgehen wird und wie es diese Entwicklungsaufgaben meistern wird? Einige Faktoren spielen eine Rolle, wenn es darum geht, wie stark Trennungsangst ausgeprägt ist. Hier spielt zum Beispiel das Temperament deines Kindes eine Rolle aber auch, wie sehr du Vertrauen in dein Kind hast, dass es diese Entwicklungsaufgaben meistern wird. Und zu guter Letzt natürlich auch, wie die Betreuungsperson in der fremden Einrichtung auf dein Kind eingeht und es dabei mit seiner Angst und seinem Schmerz begleitet.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Mutter töstet kleines, weinendes Mädchen.

Kinder loslassen – Nutze Trennungssituationen im Alltag

Hier geben wir dir einige Umgangsmöglichkeiten an die Hand, wie du dein Kind in Trennungssituationen leichter begleiten und sogar besser vorbereiten kannst.

Es ist hilfreich, wenn du immer wieder natürliche Trennungssituationen im Alltag nutzt, um dein Kind vorzubereiten. Das heißt, immer mal wieder den Raum verlassen und wiederkommen. Oder auch wenn die Oma zu Besuch ist, gehst du vielleicht für eine Stunde einen Kaffee trinken, damit dein Kind Situationen der Trennung kennen lernt und immer verlässlicher weiß, dass du immer wieder kommst. Wichtig ist, dass du erst mit kleinen Abschnitten anfängst und dann die Zeitabstände vergrößerst.

Abschiedsrituale für ängstliche Kinder

Zeige deinem Kind Kinderbücher, in denen Kinder in die Kita kommen oder schon in der Kita sind. In diesen Kinderbüchern wird meist sehr schön beschrieben, dass die Mutter oder der Vater sich verabschieden, nachher aber wiederkommt. Hier wird oft erzählt, dass die Mutter oder der Vater z.B. zur Arbeit gehen und das Kind während dieser Zeit mit anderen Kindern spielt.

Ihr könnt auch z.B. zu Hause gemeinsam Rollenspiele spielen. Das heißt, hier könnt ihr euch gewisse Rituale überlegen, was jedes Mal passieren soll, wenn ihr euch verabschiedet oder begrüßt. Z.B. kann es immer ein Eskimo-Kuss zur Verabschiedung geben und zur Begrüßung eine besondere Umarmung.

Das gibt Kindern Sicherheit, und sie können sich dadurch bereits auf die Situation einstellen. Was auch helfen kann, sind Spiele, bei denen das Kind die Mutter oder den Vater suchen muss. Also das klassische Verstecken spielen. Das Kind sieht, wie die Mutter oder der Vater weggehen, dann aber entweder selbst wiederkommen oder das Kind suchen muss und die Mutter oder den Vater natürlich schnell findet.

Verlustängste bei Kindern: Transparenz ist wichtig

Es ist sehr wichtig, dass dein Kind weiß, was du in dieser Zeit machst. Viele Kinder machen sich sogar Sorgen, dass die Eltern in der Zeit, während ihres Aufenthalts in der Kita, nicht in Sicherheit sein könnten. Wenn dein Kind aber weiß, du bist einkaufen, du gehst zur Arbeit – und dein Kind kennt vielleicht sogar dein Büro – weiß es, wo du hingehst. Dann fühlt es sich sicherer, da es eventuell viele Abläufe bereits kennt.

Hier Transparenz zu schaffen ist wichtig. Erzähle deinem Kind die Abläufe: „Zuerst bringe ich dich in die Kita, dann verabschieden wir uns mit dem Eskimo-Kuss. Dann spielst du. Mama arbeitet und danach hole ich dich wieder ab.“ Nach dem Mittagessen zum Beispiel.

Trennungsängsten von Kindern vorbeugen

Wenn es irgendwie einzurichten ist, hilft es deinem Kind sehr, vorher die neuen Räumlichkeiten und die neue Umgebung kennenzulernen. Dazu gehört natürlich auch die neue Betreuungsperson, die dein Kind eingewöhnen wird. Ihr könnt zum Beispiel regelmäßig vor der Eingewöhnung die Kita besuchen. Es hilft auch, wenn dein Kind ein anderes Kind, das schon in die Kita geht, bereits kennt oder ihm bekannt ist. All diese Bindungsfaktoren geben deinem Kind Sicherheit und erleichtern ihm die Eingewöhnung. Auch kann es helfen, z.B. Bilder für die neue Erzieherin zu malen oder gemeinsam einen Brief zu schreiben.

Trennungsschmerz – mit Empathie auf das Gefühl eingehen

In dem Moment, in dem dein Kind den Trennungsschmerz hat, ist es überaus wichtig Empathie zu zeigen. Das heißt, gehe wirklich auf das Gefühl deines Kindes ein. Wenn dein Kind also beim Abschied weint, dann nimm es nochmal in den Arm und sage: „Ich weiß, du bist jetzt traurig, und du würdest viel lieber bei mir bleiben. Du hast gerade Angst und würdest jetzt noch ein bisschen Mama brauchen.“ Gehe wirklich erst dann, wenn du deinem Kind sehr viel Empathie gegeben hast. Nimm dir Zeit zum Verabschieden und bitte gehe nicht heimlich.

Wenn dein Kind dann weint, ist das in Ordnung. Die Betreuungsperson hat sicher schon ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinem Kind und kann auf seine Gefühle auf die gleiche Art eingehen. Es ist sehr wichtig, dass Kinder Raum für ihren Trennungsschmerz und für die Trennungsangst bekommen.