Format: Elternfrage
Elternfrage

Welche Eingewöhnungsmodelle für die Kita gibt es und welche sind am besten?

Euer Kind kommt in die Kita! Endlich ist er da, der erste Tag der Eingewöhnung! Doch wie bereite ich mich und mein Kind auf die Eingewöhnung vor? Was passiert bei der Eingewöhnung in der Kita? Und was ist das „Berliner-Eingewöhnungsmodell“ oder „Münchner-Eingewöhnungsmodell“? Fragen über Fragen! Wie eine Eingewöhnung in die Kita für euer Kind und euch als Familie gelingen kann lest ihr hier:

Lesezeit: Etwa 10 Minuten
Erzieherin redet freundlich mit weinendem Jungen.

Eingewöhnungsmodelle für die Kita

Bedeutend bei jeder Eingewöhnung ist es, dass ihr als Familie eine feste Ansprechperson, der/die sogenannte Bezugserzieher/in bekommt. Diese baut sowohl zu euerm Kind als auch zu euch eine tragfähige Bindung als sichere Basis auf. Für euch ist sie/er die erste Ansprechperson und Vertraute/r bei allen Fragen rund um die Kita. Egal ob es Fragen während der Zeit der Eingewöhnung oder Fragen im Anschluss sind, wenn euer Kind schon eingewöhnt ist.

Eingewöhnungsmodell für Kitas: Berliner Modell

Das Berliner Eingewöhnungsmodell ist wie folgt aufgebaut:

1. Frühzeitige Information an die Eltern
Zunächst werdet ihr Eltern über den genauen Ablauf und die Kita als Einrichtung informiert. Hier habt ihr die Chance über euer Kind zu berichten und auch eure Gedanken zur Eingewöhnung mitzuteilen. Alle Fragen zur Eingewöhnung und eure Sorgen könnt ihr in diesem Rahmen gut ansprechen. Je mehr ihr hinterfragt, umso mehr versteht ihr, was die Eingewöhnung für euer Kind und somit auch euch bedeutet.

2. Der Start – die dreitägige Grundphase
„Willkommen in der Kita!“ heißt es am ersten Tag der Eingewöhnung. Ihr seid nun in der Beobachterrolle und dürft zuschauen, was euer Kind Tolles erobern und neu entdecken kann. Hierbei seid ihr der „Fels in der Brandung“ für euer Kind. Es darf immer wieder zu euch zurückkommen und von neuem die Kita entdecken. In den folgenden drei Tagen der Eingewöhnung stellt die Fachkraft nach und nach einen Kontakt zu eurem Kind her. Nur bei den pflegerischen Tätigkeiten wie zum Beispiel dem Wickeln, ist die pädagogische Fachkraft zunächst Beobachterin.
Das Spielen und die Kita bzw. die Fachkraft kennenlernen, sollte zunächst nicht länger als 2 Stunden dauern. Euer Kind wird von all dem Neuen förmlich überflutet und es tut gut, die Eingewöhnung zu beenden, indem das Kind mit einem positiven Erlebnis nach Hause geht und nicht schon völlig am Ende seiner Kräfte ist. Erst am vierten Kita-Tag kommt dann die erste Trennung.

3. Erster Trennungsversuch
Der vierte Tag verläuft zunächst wie die bisherigen Tage. In der Regel werdet ihr auf eine Trennung vorbereitet. Das Wichtigste ist die tatsächliche Verabschiedung vom Kind! Auch wenn es dir schwer fällt, so solltest du dich beim Gehen richtig verabschieden. Ein Ritual, wie zum Beispiel: Kind drücken und dazu sagen: „Mama / Papa kommt gleich wieder! Bis später mein Schatz!“ Und dann auch wirklich gehen! Ja es ist nicht leicht, doch du hilfst deinem Kind damit sehr, denn es erfährt damit Klarheit und kein hin und her. Besonders für die Eingewöhnung ist es wichtig, klar zu sein. Am Anfang der Eingewöhnung ist die Trennung nur kurz. Von 10-30 Minuten maximal. Klappt dies gut, kann das nach und nach gesteigert werden.

Lesetipp: Trennungsangst – mein Kind will nicht in die Kita

4. Die Stabilisierungsphase
In der Stabilisierungsphase wird die Fachkraft immer stärker zur Spielpartnerin/-Partner. Sie übernimmt nun auch pflegerische Aufgaben und das Kind ist meist schon 1-2 Stunden alleine in der Einrichtung. Diese Phase geht ca. 9-10 Tage. Klappt alles gut und lässt sich euer Kind von der Fachkraft trösten, so ist euer Kind eingewöhnt und gut angekommen. Ihr bringt es nun jeden Morgen, wie alle anderen Eltern auch.

5. Die Schlussphase
Euer Kind ist in der Kita angekommen und die Eingewöhnung ist vorbei. Eure Bezugserzieherin/-Erzieher kann euer Kind trösten und es durch den Tag begleiten. Es kann während der gesamten Kita-Zeit Phasen geben, in der die Bindung zwischen Fachkraft und Kind nicht ausreicht. Wenn ihr dann den Anruf der Kita bekommt, dass ihr euer Kind abholen solltet, ist es ein Zeichen für Verlässlichkeit! Denn mit diesem Anruf zeigt die Fachkraft: Eltern, ich nehme euer Kind ernst und es zeigt mir, dass es jetzt euch Eltern braucht. Hierbei festigt sich die gesamte Bindungssituation zwischen der Fachkraft – sowohl zu euch als auch zu euerm Kind.

6. Gelungene Eingewöhnung
Endgültig angekommen und eingewöhnt ist euer Kind dann, wenn es gerne in die Kita geht.

Eingewöhnungsmodell für Kitas: Münchner Modell

Der wahrscheinlich größte Unterschied zum Berliner Eingewöhnungsmodell ist der, dass im Münchner Eingewöhnungsmodell ganz automatisch die gesamte Familie in den Mittelpunkt der Eingewöhnung gestellt wird. Hiernach ist der Kita-Start eine Übergangsphase für die ganze Familie und der Beginn einer echten Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zum Wohle des Kindes. Demnach steckt sich das Münchner Eingewöhnungsmodell folgende Ziele für eine gelingende Eingewöhnung:

•    Alle von der Eingewöhnung betroffenen Personen gestalten die Zeit aktiv mit.
•    Das Kind lernt mit seinen Eltern die Einrichtung und deren Abläufe kennen.
•    Eine Trennung erfolgt erst dann, wenn die Einrichtung für das Kind nicht mehr fremd ist.
•    Die Eingewöhnungszeit wird als Bildungszeit verstanden.

Das Münchner Eingewöhnungsmodell wird in fünf Phasen eingeteilt:

Phase 1 – Vorbereitungsphase
Auch das Münchner Eingewöhnungsmodell beginnt mit einem Vorgespräch zwischen euch Eltern und einer Fachkraft. Einander kennenlernen und gemeinsam zum Wohl des Kindes arbeiten ist hierbei der wesentliche Aspekt. Die Fachkraft möchte euch eine verlässliche Ansprechpartnerin/-Partner werden.

Phase 2 – Kennenlernphase
In der Kennenlernphase seid ihr mit eurem Kind für ein paar Stunden in der Einrichtung. Gemeinsam lernt ihr Kinder und Fachkräfte kennen. Dadurch, dass ihr immer zur selben Zeit kommt, werden euch Abläufe der Kita vertraut. Die natürliche Neugier eures Kindes wird geweckt. Euer Kind darf sich beteiligen. In dieser Woche seid ihr fürs Wickeln und Füttern eures Kindes da. Eure euch zugeteilte Fachkraft begleitet die Eingewöhnung durch viele Erklärungen und bindet euch in einen Dialog mit ein.

Phase 3 – Sicherheitsphase
In den kommenden zwei Wochen bekommt ihr und euer Kind immer mehr Sicherheit. Ihr könnt die Fachkraft und die Fachkraft kann euer Kind ausgiebig beobachten und ihr lernt einander kennen. Die Fachkraft weiß nun, wann euer Kind hungrig ist oder müde wird. Ab jetzt wechseln die Rollen, das bedeutet: ihr beobachtet nun vermehrt, was euer Kind macht. Auch in dieser Phase sind intensive Gespräche zwischen der Fachkraft und euch hilfreich und notwendig, damit ihr die Arbeit der Einrichtung verstehen könnt.

Phase 4 – Vertrauensphase
Euer Kind ist nun langsam in der Kita angekommen und beginnt sich auszukennen. Somit kann es euch besser loslassen. Auch ihr habt Vertrauen in die Kita fassen können und ihr wisst nun, wie der Morgen für euer Kind aussieht, wenn ihr nicht dabei sein werdet. Mit diesem Grundgefühl wird nun die erste Trennung gestartet. Es ist wichtig, dass ihr euch bewusst von eurem Kind verabschiedet. Auch im Münchner Eingewöhnungsmodell ist ein Ritual beim Verabschieden wichtig. Auch im Münchner Eingewöhnungsmodell wird die Trennungszeit nach und nach verlängert, bis euer Kind den Vormittag und irgendwann auch den gesamten Kita-Tag in der Kita sein wird.

Phase 5 – Phase der gemeinsamen Auswertung und Reflexion
Für das Münchner Eingewöhnungsmodell ist die Reflexionsphase charakteristisch. Eure Meinung zum Verlauf der Eingewöhnung eures Kindes ist wichtig. Daher gibt es ein Gespräch am Ende der Eingewöhnung. Hier könnt ihr nochmals mitteilen, was euch gut und was euch weniger gut gefallen hat. Ihr könnt eure Wünsche und Gedanken für die kommende Zeit in der Kita mitteilen.

Grundsätzliches zur Eingewöhnung

Oftmals werden beide Eingewöhnungsmodelle nur teilweise angewendet. Wichtig für euch und euer Kind bleibt es aber immer, dass ihr eure Fragen und Gedanken mitteilt, so dass ein guter Dialog zwischen euch und den Fachkräften entsteht. Sagt, wie ihr die Trennung empfindet und seid auch stolz auf euch! Wenn euer Kind beim Verabschieden weint und sich dann von der Fachkraft trösten lässt, ist es ein Erfolg für euch, da ihr eine sichere Bindung zu eurem Kind habt. Es darf traurig sein, wenn ihr geht. Es ist zugleich ein Erfolg in der Eingewöhnung für euer Kind und für die Fachkraft, dass sich hiermit zwei Menschen gefunden haben und einander verstehen.

Weint euer Kind nicht beim Verabschieden, ist das ebenfalls in Ordnung, denn jeder Mensch geht mit Trennungen anders um. Das wichtigste bei Eingewöhnungen ist es, dass euer Kind sich wohl fühlt, ihr Vertrauen zur Fachkraft und der gesamten Kita aufbauen könnt und dass ihr am Nachmittag ein fröhliches Kind abholt. Die Eingewöhnung ist ein Lernprozess, besonders was das Vertrauen in die anderen Bezugs- und Betreuungspersonen betrifft. Nicht nur eurer Kind braucht die Eingewöhnungsphase, sondern auch ihr als Eltern gewöhnt euch erst nach und nach an die neue Situation, zeitweilig ohne euer Kind zu sein.

Habt den Mut auf euer Bauchgefühl zu hören und loszulassen. Wenn etwas nicht stimmen sollte, werdet ihr das sicherlich am Verhalten eures Kindes merken. Dazu gehört aber auch der Willen euer Kind loszulassen, so dass es überhaupt die Chance hat, sich an einem anderen Ort wohl fühlen zu dürfen.

So lange dauert die Eingewöhnung

Üblicherweise dauert die  Eingewöhnung in die Kita zwischen 2-8 Wochen. Bis euer Kind wirklich ganz und gar in die Kita eingewöhnt ist kann es aber auch länger oder kürzer dauern. Wird euer Kind zwischendurch krank dauert die Eingewöhnung zumeist etwas länger, da eine Pause durchs Kranksein bedeutet, dass sich das Kind nochmals an die neue Umgebung gewöhnen muss.

Manchmal kommt Eltern die Eingewöhnungsphase in der Kita wahnsinnig lange vor und ihr habt vielleicht das Gefühl, dass es nicht vorwärtsgeht. Verliert an diesen Stellen bitte nicht die Geduld, oftmals geht es dann plötzlich wieder schneller als gedacht.

Noch ein wichtiger Eingewöhnungstipp für Eltern: Ist euer Kind eingewöhnt, kann es nach ca. 3 Monaten manchmal dennoch dazu kommen, dass euer Kind nicht mehr gerne in die Kita gehen möchte. Dies sind dann meist die Momente, in denen es begriffen hat und versteht, was da nun jeden Morgen passiert. Dieser Trennungsschmerz eures Kindes ist völlig normal und gehört zum Eingewöhnungsverlauf dazu. Es bedeutet, dass euer Kind nun die Situation versteht und die Umstellung von den Tagen zuhause mit Mama oder Papa auf die Tage in der Kita emotional verarbeiten muss.

Seid hierbei liebevoll konsequent und bringt euer Kind trotzdem jeden Tag. Vielleicht könnt ihr die Zeitspanne etwas kürzen, damit euer Kind nicht so lange ohne euch auskommen muss. Je regelmäßiger ihr euer Kind in die Kita bringt, umso besser kann es sich an die Abläufe gewöhnen und damit umzugehen lernen.

So kannst du dein Kind in der Eingewöhnungsphase unterstützen

Versucht bereits morgens vor der KiTa einen entspannten Morgen mit Näheritualen miteiander zu verbringen, damit dein Kind sich durch die Zeit mit dir gestärkt fühlt und der sogenannte „Bindungstank“ für den Tag aufgefüllt ist. Gerne kann dein Kind auch ein sogenanntes Übergangsobjekt von zu Hause mitnehmen, das z.B. nach dir riecht (z.B. einen Schal) oder ein Kuscheltier, das ihm Kraft gibt.

Kleine Rituale wie das Winken am Fenster, ein kleines Kuscheltier oder ein Zettel von Mama in der Brotdose, können die Trennung erleichtern und damit die Eingewöhnung unterstützen. Als Erwachsene wisst ihr, dass Abschiede nie schön sind und ihr könnt eurem Kind damit helfen, diesen Moment so klar und selbstsicher wie möglich zu machen. Besonders dann, wenn euer Kind auf dem Arm der pädagogischen Fachkraft zunächst fürchterlich weinen und schimpfen muss, ist es wichtig, eurem Kind zu helfen, indem ihr das Trösten der Fachkraft überlasst. Dies geschieht am besten, indem ihr euch liebevoll aber bestimmt verabschiedet, eurem Kind mit der Haltung zeigt und verbalisiert: „Mama/Papa kommt wieder und du bist in Sicherheit!“ und dann auch geht. Spielt euer Kind in eurem Beisein gut mit der Fachkraft, ist dies auch meist so, wenn ihr den Raum nach dem Verabschieden verlasst.

Kinder, die sich bei ihrer neuen Bezugsperson wohlfühlen, beruhigen sich meist schnell nach dem Abschied. Manchmal braucht dein Kind die Tränen zum Abschied, um den Trennungsschmerz zu bewältigen. Versuche, wenn möglich das Weinen deines Kindes nicht negativ zu bewerten und verabschiede dich von deinem Kind mit einem gewohnten Ritual. Wichtig ist, dass dein Kind mit seinem Schmerz von der Bezugs-Fachkraft aufgefangen und getröstet wird.

Ich wünsche euch guten Mut für die Eingewöhnung und eine liebevolle und bedürfnisorientierte Kita für euch und euer Kind! Solltet ihr noch mehr zum Kitastart und zur Kita allgemein lesen wollen, holt euch unser Handbuch für einen guten Kita-Start.