Im Alter von 3 bis 4 Jahren schreitet die Sprachentwicklung bei Kindern so weit voran, dass Eltern mit ihren Kindern schon verständliche Gespräche führen können. Wie komplex Kinder zwischen dem 36. und 48. Lebensmonat sprechen können, wird im Folgenden erläutert.
Mit drei Jahren sollte ein Kind mindesten 300 bis 500 Worte sprechen können. Dieses Wortinventar besteht bei Kindern mit 3 Jahren unter anderem aus Hauptwörtern, Verben und Adjektiven und wächst weiter an. Durch Nebensatzkonstruktionen werden diese Worte zu Sätzen zusammengefügt, die grammatikalisch immer korrekter werden.
Ein Kind mit 3 bis 4 Jahren spricht in längeren Sätzen, die grammatikalisch korrekter werden. Nebensätze (wenn, als, weil) tauchen auf und die Vergangenheits- und Zukunftsformen werden zunehmend genutzt. Im Kindergarten kann das Kind den Erziehern und Erzieherinnen somit schon klare Informationen mitteilen.
Ein Beispiel: „Ich habe mein Lieblingsbuch mit, weil morgen unser Lesetag ist“. Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren nutzen häufiger Personalpronomen (ich, du, er, sie, es, …) und Präpositionen (auf, unter, …). Beim Spielen zu Hause ergeben sich dann tolle Erzählungen: „Ich versteck mich unter´m Tisch. Mama muss mich suchen, wenn sie von der Arbeit kommt. Gestern hab ich das Spiel mit Johann gespielt“.
Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren stellen viele Fragen, zum Beispiel „Warum hat Lisa mit die Freundin gestritten?“ Solche und ähnliche „Warum-Fragen“ geben den Eltern viel Gelegenheit, mit ihren Kindern zu sprechen, zu erklären und zu antworten. Das Sprachverständnis im Alter von 3 bis 4 Jahren reift weiter. In dieser Altersspanne können Kinder weitestgehend alles begreifen, was ihrer Lebenswelt entspricht.
Die Wortanzahl, die die Kinder zwischen 3 bis 4 Jahren benutzen, wächst auf bis zu 1500 Wörter an. Die Wortanzahl, die die Kinder verstehen, ist viel höher. Die Anwendung von Farben und Mengenangaben wird sicherer. Schwierigkeiten in der Artikulation haben Kinder noch mit Konsonantenverbindungen. So sagen sie zum Beispiel noch „Faster“ statt „Pflaster“.
Ein 3 bis 4 Jahre altes Kind, das nicht spricht, kommuniziert ausnahmslos mit Gestik und Mimik und einigen Lauten. Manchmal gelingt es, einzelne Wörter zu sprechen. Der durchschnittliche Wortschatz von ca. 1000-1500 Wörtern ist nicht vorhanden. Fließende Satzkonstruktionen hört man nicht.
Eine Ursache kann sein, dass das Kind eine Hörstörung hat. Auch andere Entwicklungsstörungen im Kindesalter, die die einzelnen Schritte der Sprachentwicklung und das Erreichen der sprachlichen Meilensteine verändern oder bremsen, können ein Grund sein.
Kinder in dieser Altersspanne realisiert schon sehr gut, dass die kommunikativen Mittel Gleichaltriger vielfältiger sind. Frust und Ärger darüber, dass sie selber nicht sprechen oder nur einzelne Wörter sprechen können auftreten. Es sollte dringend ein Termin beim Kinderarzt oder der Kinderärztin vereinbart werden. Eine Überprüfung durch Experten wie Logopäden oder Logopädinnen ist notwendig.
Bei einem Kind im Alter von 3 bis 4 Jahren, dass nicht spricht, aber alles versteht, sollte einmal genauer hingehört werden. Wichtig zu wissen ist, dass ein Kind im Alter von 3 bis 4 Jahren viel, viel mehr versteht, als dass es Worte aktiv selber spricht. Es gibt Kinder, die in der Gegenwart unbekannter Personen sehr zurückhaltend sind. Sie plappern dann nicht so viel, wie zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung. Bei den Eltern und Bezugspersonen besteht der Eindruck, dass das Kind „nicht spricht, aber alles versteht“.
Realität ist aber, dass das Kind altersentsprechend Worte und Sätze bilden kann, sich damit aber in ungewohnter Umgebung zurückhält. Dieser Unterschied muss beachtete werden. Spricht ein Kind im Alte von 3 bis 4 Jahren jedoch auch in vertrauter Umgebung gar keine Worte und Sätze, sollte ein Experte wie ein Logopäde oder eine Logopädin aufgesucht werden.
Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren profitieren davon, zum Sprechen motiviert zu werden. Eltern können ihre Kinder in Alltagsaktivitäten mit einbeziehen und dabei eine Konversation führen. Hilfreich ist es, wenn Eltern ihren Kindern kleine, mehrschrittige Aufgaben stellen, zum Beispiel: „Du räumst zuerst deine Kuscheltiere in die Box und danach die Stifte in die Mappe. Ich sortiere deine Spielsteine.“
Mit solchen Aufgaben übt das Kind, grammatikalische Regeln und Formeln zu verstehen. Eltern sollten auf unterstützende Gesten, wie zum Beispiel der Fingerzeig in Richtung der Kuscheltiere, verzichten. Das Halten von Blickkontakt, ein langsames Sprechtempo und Geduld bei den kindlichen Erzählungen sind viel wichtiger. Die elterliche Aufmerksamkeit motiviert die Kinder, ihre sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten anzuwenden.
Nein, es besteht keine Verbindung zwischen spätem Sprechen und der Intelligenz von Kindern. Kinder sprechen um ihren ersten Geburtstag herum die ersten Worte. Dieses Wortinventar wächst bis zum zweiten Geburtstag auf 50 Worte heran und wird in Zwei-Wort-Kombinationen genutzt. Es gibt Kinder, die an ihrem zweiten Geburtstag diese sprachliche Möglichkeit noch nicht umsetzen. Diese Kinder nenne man „Late Talker“ oder „Späte Sprecher“. Die Ursache liegt darin, dass diese Kinder Sprache langsamer verarbeiten.