Format: Tipps – Frau mit Buch
Tipp

Essen mit Löffel will gelernt sein - praktische Tipps

Der Übergang von der Brust oder Flasche auf Brei will gelernt sein. Für alle Beteiligten beginnt ein neuer Abschnitt. Damit die Umstellung gut gelingt, findest du hier viele praktische Tipps. Wenn du dich auch für Ernährungstipps interessierst, findest du diese im Artikel Ernährungstipps zur Beikost - Von der Flasche zum Brei.

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Mutter hat Baby auf Arm. Sie trägt eine Maske.

saugen ist angeboren, löffeln muss gelernt werden!

In den ersten 4 bis 6 Monaten werden Babys gestillt oder mit Säuglingsmilchnahrung aus der Flasche gefüttert. Also Essen und Trinken in EINEM „Produkt“! Danach kommt die Beikost ins Spiel, das Essen vom Löffel. Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Essensentwicklung deines Kindes. Der Verdauungstrakt ist soweit ausgereift, dass auch andere Lebensmittel als Muttermilch bzw. Säuglingsmilchnahrung verdaut und vertragen werden. Beikost ist auch wichtig, weil die Reserven, die das Baby aus der Schwangerschaft mitbekommen hat, langsam zu Ende gehen (z.B. beim Eisen) und weil für das Wachsen und Gedeihen noch mehr Nährstoffe gebraucht werden.

Beginn der Beikost

Ist dein Baby zwischen vier und sechs Monaten alt (in Wochen: zwischen 17 und 26 Wochen)? Beikost sollte FRÜHESTENS mit BEGINN des 5. Lebensmonats aber SPÄTESTENS mit BEGINN des 7. Lebensmonats gegeben werden. Das empfehlen die für Deutschland relevanten Fachgesellschaften, z.B. das Forschungsinstitut für Kinderernährung. Anmerkung: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat andere Empfehlungen. Bitte davon nicht irritieren lassen! Weltweit herrschen ja recht unterschiedliche Bedingungen, z.B. was die Hygiene oder Trinkwasserqualität angeht, deshalb wird für viele Länder ein längeres Stillen empfohlen.

Reifezeichen

Den richtigen Zeitpunkt bestimmt nicht der Kalender! Sondern es ist dein Baby, das dir zeigt, wann es soweit ist. Achte auf die folgenden Reifezeichen:

  • Es kann mit Unterstützung aufrecht sitzen.
  • Es kann sich einigermaßen vom Rücken auf den Bauch drehen.
  • Es ist nach der Milch noch hungrig oder meldet sich schon nach kürzerer Zeit erneut.
  • Der Zungenstreckreflex, den das Baby zum Saugen braucht (vor–zurück) hat sich zurückgebildet und es kann die Zunge auch seitwärts bewegen. Es schiebt den Brei also nicht mit mehr mit der Zunge wieder raus.
  • Das Baby schaut neugierig auf den Teller der Eltern und will anscheinend dasselbe essen wie sie. Das kann ein Hinweis sein, muss es aber nicht. Denn Babys sind wunderbare „Nachmacher“. Sie wollen das machen, was Andere vormachen.

kleine Schritte führen zum Erfolg

Es ist gut, das Baby in kleinen Schritten umzugewöhnen. Nicht nur dein Baby, sondern auch du musst dich daran gewöhnen, dass ein neuer Essensabschnitt beginnt. Beikost füttern ist immer auch ein Zusammenspiel, ein gegenseitiges aufeinander reagieren zwischen Mutter oder Vater und Kind.

Geduld und Hunger sind erforderlich

Wenn dein Baby den Löffel mit dem Brei ablehnt, kann das viele Gründe haben, es muss nicht unbedingt am Geschmack des neuen, unbekannten Lebensmittels sein. Denn Gründe liegen vielleicht gar nicht „auf dem Löffel“! Vielleicht ist dein Kind schon sehr müde, wenn du mit Füttern beginnst, oder krank, überhaupt nicht hungrig, oder noch nicht reif fürs Löffeln? Wähle also einen Zeitpunkt, an dem dein Kind gesund und munter ist. Es sollte hungrig sein, sonst wird es den Mund möglicherweise nicht öffnen. Wenn es nicht gleich klappt, sei geduldig und versuche es ein anderes Mal wieder.

Geschmack muss gelernt werden

Geschmack muss übrigens gelernt werden! Es kann einige Anläufe, einige Wiederholungen brauchen bis der Geschmack eines unbekannten Lebensmittels „schmeckt“. 7 - 10x steht in der Literatur. Vielleicht weniger, vielleicht auch mehr, man muss einfach Geduld haben und dranbleiben.

Lätzchen und andere Schutzmaßnahmen

Am Anfang kann es passieren, dass vieles nicht im Mund deines Kindes, sondern auf dem Tisch oder auf dem Boden landet. Am besten also ein großes Lätzchen umbinden. Wenn unterhalb des Hochstuhls ein empfindlicher Teppich liegt, räum diesen lieber weg. Oder decke ihn mit einer Plastikfolie ab oder mit einer Kunststoffmatte wie für Schreibtischstühle. Dann ist das Saubermachen einfacher! Das ist zwar optisch nicht so schön, aber es ist ja vorübergehend.

Der richtige Löffel und Sitz

Zum Füttern nimmst du am besten einen Plastiklöffel, den du gut füllst. Dadurch wird der Schluckreflex besser ausgelöst, als wenn nur ein bisschen auf dem Löffel ist. Ein flacher, weicher, flexibler Löffel mit einem kurzen Stil ist gut geeignet. Setze das Baby in einen Maxi-Cosi, später dann in einen Hochstuhl oder setze dich selber mit angewinkelten Beinen auf den Boden und lege das Baby auf deine Oberschenkel.

Wie viel ist genug?

Wie viel Brei muss ein Baby essen? So viel wie im Rezept oder im Gläschen? Kinder sind unterschiedlich, manche brauchen mehr, manche weniger. Wenn dein Kind den Kopf wegdreht oder den Mund nicht mehr aufmacht, so akzeptiere das als Zeichen, dass es satt ist. Du kannst freundlich noch 1-2x probieren, ob es noch etwas möchte. Aber übe bitte keinen Druck aus oder beginne dein Kind mit Spielzeug oder mit dem Handy abzulenken. Dein Kind bestimmt, wie viel es isst. Diese sogenannte Selbstregulation beim Essen ist etwas sehr Wichtiges für das ganze Leben. Vergleiche nicht die Menge, die dein Baby isst mit der Menge eines anderen. Was dem einen reicht, langt dem anderen noch lange nicht und umgekehrt. So wie beim Krabbeln-und Laufenlernen gibt es einfach Unterschiede.

auch Trinken will gelernt sein

Manchen Kindern fällt das Trinken aus einem Becher leichter als aus der Flasche. Der kleinen Becher, der auf vielen Babyflaschen als Verschluss bzw. Schutz des Saugers drauf ist, ist zum Trinken lernen sehr gut geeignet. Fülle den Becher bis kurz vor den Rand mit Wasser und setze ihn unterhalb der Unterlippe des Babys an. Wenn du dann den Becher „kippst“, gelangt schnell Flüssigkeit in den Mund des Babys. Aus Angst vor Verschütten oder vor Verschlucken füllen Eltern oft nur wenig Wasser in die Becher, aber das ist motorisch viel schwieriger als gut Gefüllte.

Unser Tipp zum Schluss

Wenn dein Baby sich so gar nicht auf das Essen mit dem Löffel einlassen möchte, obwohl du dir ganz viel Mühe gegeben hast und es auch schon lange mit verschiedenen Strategien ausprobiert hast, solltest du dich an deinen Kinderarzt wenden um herauszufinden, woran das liegt.