Format: Tipps – Frau mit Buch
Tipp

Coronavirus! Unterricht zuhause – so funktioniert es

Aufgrund der Schulschließungen wegen des Coronavirus müssen die Kinder nun Zuhause beschult werden und ihr Eltern müsst die Rolle des Lehrenden übernehmen. Gar nicht so einfach. Wie ihr diese Herausforderung meistern könnt, erfahrt ihr mit diesen Tipps. Außerdem kann die Lernsituation für Kinder und auch für die ganze Familie etwas leichter werden, wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Weitere Tipps hierzu: Coronavirus – Mit Kindern über die Angst sprechen

Lesezeit: Etwa 8 Minuten
Vater und Tochter liegen auf dem Bett und schauen ein Buch an.

Lernen zuhause – gute Bedingungen schaffen

  • Lernorganisation
    Dein Kind hat von den Lehrkräften viele Aufgaben für Zuhause mitbekommen, oder bekommt regelmäßig neue Aufgaben zugeschickt. Ihr wisst gar nicht womit ihr anfangen sollt ohne den Überblick zu verlieren? Dann macht euch erstmal einen Plan, der zu euch passt! Auch Aufgaben die zu Hause erledigt werden müssen solltet ihr berücksichtigen. Weitere Tipps hier: Coronavirus – Alltag mit Kindern gestalten
     
  • Überblick verschaffen
    Schreibt alle Aufgaben auf ein Blatt Papier und lasst dahinter etwas Platz. Dann könnt ihr im Anschluss Wochentage und Daten dahinter notieren. Außerdem könnt ihr mit einem farbigen Stift markieren, welche Aufgaben besonders wichtig sind. Ihr könnt zudem ein Punktesystem verwenden um die Schwierigkeit der verschiedenen Aufgaben einzuschätzen ( * leicht, ** mittel, *** schwer).
  • Wochenplan erstellen
    Hierfür könnt ihr zum Beispiel eine Stundenplanvorlage im DIN A3 Format verwenden, oder für jeden Tag eine neue Seite. Tragt nun für eine Woche Lernzeiten und Pausenzeiten ein und was wann gemacht werden soll. Ihr könnt im Gegensatz zur Schule den ganzen Tag nutzen - das entzerrt. Achtet bei der Einteilung darauf mit einer einfachen Aufgabe zu beginnen, das fällt leichter. Außerdem ist es hilfreich, wenn sich leichte und schwere Aufgaben die Waage halten und es täglich mindestens einmal „etwas zum Freuen“ gibt.
  • Abgehakt!
    Jede Aufgabe, die dein Kind aus dem Plan erledigt hat, kann es abhaken. Das zeigt ihm ganz deutlich, was es alles geschafft hat und motiviert es weiter zu machen. Macht daher die Lernportionen nicht zu groß, damit sie auch wirklich zu bewältigen sind. Hier ist weniger mehr!
  • Zeiten einhalten
    Die festgelegten Zeiten sollten auch wirklich eingehalten werden. Nehmt dafür eine Uhr oder einen Timer zur Hilfe. Wenn es „läutet“ beginnt die nächste Einheit oder die Pause. Wie in der Schule. Wie lang eine Arbeitsphase ist hängt von dem Alter des Kindes und dem Anspruch der Aufgabe ab. Überlegt für jede Aufgabe gemeinsam, wie viel Zeit dein Kind dafür braucht und wie lang die Pause danach sein muss. Nach einer langen intensiven Arbeitsphase darf die Pause ruhig länger sein. Bei jüngeren Kindern sind kurze Arbeitsphasen im Wechsel mit kurzen Pausen meist die bessere Variante.
  • Einen festen Arbeitsplatz finden
    Welcher Platz eignet sich für das Bearbeiten der Aufgaben Zuhause besonders gut? Der Raum sollte frei von Störungen durch Geräusche oder Bildschirme sein. Es sollte einen Tisch geben, an dem dein Kind aufrecht sitzen kann. Wenn dein Kind gerne im Stehen arbeitet könntet ihr überlegen, wie ihr einen Stehtisch bauen könnt. Ein Stuhl der Bewegung zulässt ist die beste Wahl. Das kann auch ein Gymnastikball in der richtigen Größe sein. Alternativ kann auch ein orthopädischen „Wackelkissen“ verwendet werden. Für eine ergonomisch korrekte Sitzhaltung ist es außerdem von Vorteil, wenn die Füße den Boden berühren.

Motivation zum Lernen in Zeiten von Corona

Für ein erfolgreiches Lernen ist Motivation der Motor. Durch selbstständiges Lernen erfährt dein Kind seine Kompetenz und wird angetrieben weiter zu machen. Kontrolle und aufgezwungene Lernpläne führen hingegen zu Frust und Abwehr. Fingerspitzengefühl ist nun gefragt.

  • Gemeinsam planen
    Beziehe dein Kind immer in die oben beschriebenen Organisationsprozesse ein, damit es sich nicht fremdbestimmt fühlt. Dein Kind kennt seine Stärken und Schwächen und ist somit Experte für seinen eigenen Lernprozess.
  • Vom Leichten zum Schweren
    Mit einer anspruchsvollen Aufgabe zu beginnen führt oft zu einer Abwehrhaltung oder zur Vermeidung. Wählt daher für den Start etwas aus, was deinem Kind Spaß macht und es nicht zu sehr herausfordert.
  • Selbstständigkeit fördern
    Lass dein Kind möglichst viel allein arbeiten. Gib nur Erklärungen, wenn dies wirklich notwendig ist. Nichts ist motivierender für dein Kind, als die Erfahrung ein Problem selbst lösen zu können. Bei jüngeren Kindern oder schwierigen Aufgaben kann es hilfreich sein, zuerst die Aufgabe gemeinsam zu lesen und diese dann, wenn das Kind sie verstanden hat, allein bearbeiten zu lassen.
  • Ein Auge zudrücken
    Dein Kind plagt sich mit manchen Aufgaben mehr als mit anderen. Wenn es dann diese Aufgabe bewältigt hat, es aber noch Schönheitsfehler (Linien nicht eingehalten, Schriftbild) gibt, versuche darüber hinweg zu sehen.
  • Wertschätzung
    Mit der Zeit findest du immer mehr heraus, was deinem Kind leichter fällt und wofür es viel Arbeit aufwenden muss. Lobe besonders das, wofür dein Kind sich besonders anstrengen musste und sei bei Aufgaben, die ihm leicht fallen ruhig etwas anspruchsvoller und gib dich nicht zu schnell zufrieden. Es können sich schnell Flüchtigkeitsfehler einschleichen. Dein Kind fühlt sich durch eine ehrliche, realistische Rückmeldung außerdem ernst genommen.
  • Aufgaben nicht in Frage stellen
    Es erschließt sich nicht immer gleich der Sinn einer Aufgabe aus einem Schulheft. Auch sind nicht alle Formate gut. Versuche deinem Kind aber Grundsätzlich zu signalisieren, dass die Aufgaben, die es bekommen hat relevant sind.
  • Lernbegleiter sein
    Wie oben geschrieben, ist es besonders motivierend für dein Kind Dinge allein zu bewältigen. Lass dein Kind deswegen auch wirklich mit den Aufgaben allein. Geh deinen eigenen Aufgaben nach und sei für Fragen ansprechbar. Vermeide es hingegen dein Kind zu kontrollieren.
  • Schulfreunde
    Alleine lernen ist kann ziemlich langweilig sein. Gut, dass es Videotelefonie oder Telefonkonferenzen gibt. Ihr könnt dies zum gemeinsamen Bearbeiten von Aufgaben, dem Vergleichen von Ergebnissen oder einfach zum Austausch nutzen.

Lerntechniken nutzen – Vorteile deutlich machen

Dein Kind hat in der Schule verschiedene Lerntechniken kennen gelernt, nutzt diese aber vielleicht noch nicht sinnvoll oder empfindet sie als Laster. Versuche deinem Kind die Vorteile deutlich zu machen und ermutige es nochmal, die bereits bekannten Lerntechniken oder auch neue auszuprobieren. Welche Technik geeignet ist, hängt von dem Lerninhalt und deinem Kind ab. Grundsätzlich gilt, dass eine Lerntechnik deinem Kind immer eine Hilfe sein sollte, um Wissen besser abspeichern und an bereits Gelerntes andocken zu können. Wenn ein Lerninhalt schon gut verinnerlicht ist, braucht dein Kind die Lerntechnik nicht mehr.

  • Laut Vorlesen und Zusammenfassen
    Dein Kind liest dir den Text laut vor und wiederholt den Inhalt mit eigenen Worten und stellt Fragen.
  • Plakat erstellen
    (auch am Computer möglich): Ein Lerngegenstand wird von deinem Kind bildlich dargestellt.
  • Präsentation
    Ein Lerninhalt wird von deinem Kind geübt und einem anderen Kind via Videotelefonat erklärt.
  • Karteikarten nutzen
    Insbesondere für Vokabeln oder zum Rechtschreibtraining gut geeignet. Tägliche Übungszeit einplanen!
  • Unterstreichen, Markieren, Einkreisen
    Diese Techniken helfen Besonderheiten hervorzuheben (z.B.: Regeln, Rechtschreibbesonderheiten).
  • Text strukturieren
    Insbesondere Sachtexte enthalten viele Informationen. Hilfreich ist es, Überschriften für einzelne Textabschnitte zu finden.
  • Stichwörter aufschreiben
    Nachdem ein Text mithilfe von Überschriften gegliedert wurde, können dazu Stichwörter notiert werden, mit welchen der Text anschließend vorgestellt werden kann.
  • Problem auf den Alltag übertragen
    Wie kann mir das Gelernte im Alltag nutzen? Findet Beispiele.

  • Lernen in Bewegung Hüpfen, springen, werfen? Bewegung hilft Lerninhalte im Gehirn leichter zu verankern. Werdet selbst kreativ. Auch Sprechverse oder kleine Lieder können helfen um sich Merksätze besser einzuprägen.

Wochentage strukturieren im Coronavirus-Alltag

Die ganze Familie muss sich nun auf einen anderen Alltag umstellen, da der gewohnte Tagesablauf wegfällt. Damit Schule Zuhause von den Kindern nicht mit Ferien verwechselt wird gilt es nun die Wochentage klar zu strukturieren. Und am Wochenende ist dann auch wirklich Wochenende.

  • Rituale
    Der Wecker sollte in der Woche immer zu gleichen Zeit klingeln, auch Frühstück, Mittag und Abendbrotzeiten fest einzuhalten schafft Orientierung.
  • Freizeit einplanen
    Auch freie Zeiten sollten einen festen Platz bekommen. Ihr könnt gemeinsam Ideen für Aktivitäten in der Freizeit sammeln, auf die euer Kind dann zurückgreifen kann.
  • Langeweile
    Gehört auch dazu. Sie wirkt entspannend und macht erfinderisch. Du musst als Elternteil kein Animateur sein.
  • Sport treiben
    Bewegung ist insbesondere für Kinder ein wichtiger Ausgleich. Es gibt viele Apps und YouTube-Videos die ihr nutzen könnt um fit zu bleiben oder etwas Neues auszuprobieren. Und joggen oder Fahrradfahren an der frischen Luft sind auch erlaubt.