Format: Pro-Contra – Mann und Frau
Pro Contra

Soll ich der Schule sagen, dass mein Kind hochbegabt ist?

Wenn eine Hochbegabung festgestellt wird, müssen sich Eltern fragen: Wem erzählen wir davon? Und für viele ist die schwierigste Frage: Sagen wir es der Schule?

Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Mutter und Tochter sitzen in der Schule mit Lehrerin

Die Schule weiß Bescheid, das ist gut

Jana hatte im letzten Jahr viele Schulprobleme mit ihrem Sohn Jonas, der jetzt eine Klasse übersprungen hat und in die vierte Klasse geht. Sie hat Jonas jetzt testen lassen.

In der ersten Klasse lief alles gut. Als Jonas in der zweiten Klasse eine neue Lehrerin bekommen hat, verlor er komplett die Lust. Erst hat er keine Hausaufgaben mehr gemacht und musste in der Schule nachsitzen. Dadurch fiel seine Mathe-AG aus, in der er eigentlich als sehr guter Schüler gefördert werden sollte, und er wurde immer auffälliger.

Zu Hause wurde er immer unglücklicher, Schule war ein Problemthema geworden. Die Lehrerin empfahl uns, zum Psychologen zu gehen. Sie meinte, es sähe nach ADS aus und das müsse behandelt werden. Als Zeichen guten Willens waren wir da, weil wir auch nicht weiterwussten. Das Ergebnis hat uns sehr erstaunt: Jonas ist hochbegabt. Er erzählte dem Psychologen auch, dass er als „der Störenfried“ der Klasse bezeichnet wurde und erst recht nichts mehr extra machen durfte. Wir waren völlig geschockt, denn das hatte er uns gar nicht erzählt.

Der Psychologe hat uns empfohlen, zusammen mit der Schule nach Lösungen zu suchen und auch konkrete Vorschläge gemacht. Wir haben dann mit Jonas‘ Lehrerin gesprochen und die hat nach längerem Zögern auch mit dem Testpsychologen geredet. Wir wissen nicht, was er ihr erzählt hat, aber Jonas hatte danach weniger Druck in der Schule und durfte auch wieder bei schwierigen Aufgaben zeigen, was er kann. Jetzt ist Jonas zu Beginn der dritten Klasse probeweise in die vierte Klasse gesprungen. Das hätten wir alle uns ohne Test gar nicht getraut. Auch die Schulleitung hat uns gesagt, dass der Test ihnen Mut gemacht hat, Lukas den Schritt zuzutrauen.

Es ist nicht nötig, vom Test zu erzählen

Jan, Vater der 7-jährigen Mia, will nicht, dass andere von der Hochbegabung wissen.

Der Lehrer kriegt das ganz gut hin. Da brauche ich vom Test nichts erzählen. Mia wurde mit fünf Jahre als hochbegabt getestet. Der Psychologe empfahl uns, sie möglichst bald in die Schule zu lassen. Wir haben sie dann mit knapp sechs Jahren schon eingeschult, aber ohne von der Hochbegabung zu erzählen. Nach der Einschulung hat Mias Lehrer beim normalen Sprechtag nach sechs Wochen erzählt, dass es ganz gut läuft. Da es im Unterricht immer unterschiedlich schwere Aufgaben gibt, findet auch Mia immer etwas zum Lernen.

Ihr gefällt die Schule gut und alle sind zufrieden, auch jetzt in der zweiten Klasse. Da will ich doch mit einem Wort wie „Hochbegabung“ keine schlafenden Hunde wecken! Nachher stehen wir als arrogante oder ehrgeizige Eltern da. Auch Mia selbst weiß nichts von dem Testergebnis. Vielleicht würde ich ihrem Lehrer davon erzählen, wenn er mich darauf anspricht.