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Lebensmittelallergien bei Kindern

Gastautorin - Silke Plagge

Die Diagnose einer Lebensmittelallergie ist für Eltern meist eine Erleichterung. Nun wissen sie, warum ihr Kind oft Bauchweh hatte oder mit Ausschlag auf den Verzehr bestimmter Lebensmittel reagierte. Ist das Allergen bekannt, kann entsprechend gehandelt werden. 

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Zwei Mütter mit Kindern an der Hand

Der lange Weg zur Diagnose

Oft dauert es lange, bis der Grund für eine Allergie oder eine Unverträglichkeit gefunden ist. Allergische Reaktionen auf Lebensmittel sind Abwehrreaktionen des Immunsystems und können in sehr unterschiedlicher Form und Stärke auftreten. Lebensmittelallergien können in jedem Alter auftreten – manchmal ist die Reaktion sehr prompt, oft tritt sie aber auch zeitverzögert bis zu 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem Auslöser auf.
Ein plötzliches Erbrechen halten viele Eltern zunächst für eine Magen-Darm-Verstimmung. Oder wundern sich über einen Ausschlag. Lebensmittelallergien können sich sehr verschieden zeigen, Eltern sollten einen möglichen Verdacht genau beobachten und mit dem Kinderarzt absprechen.

Mögliche Symptome einer Lebensmittelallergie:

  • Haut: Lippen und/oder Mundschleimhaut schwillt an, Juckreiz, Pickelchen oder Pusteln, Zeichen von Nesselsucht
  • Herz-Kreislaufsystem: Schwindelgefühl, Herzrasen, Kreislaufprobleme, in schweren Fällen kann ein anaphylaktischer Schock (Kreislaufversagen) drohen
  • Magen-Darm-Trakt: Krämpfe, Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Erbrechen, Verstopfung
  • Atemwege: Atembeschwerden, Fliessschnupfen, Asthma, Schluckbeschwerden, Husten, Nasennebenhöhlenentzündung

Zeigt ein Kind immer wieder diese Symptome wird der Kinderarzt raten, einen Allergologen aufzusuchen. 

Ein Glück zu wissen, was das Kind verträgt - und was nicht

Das Wissen darum, was ein Kind verträgt und was eben nicht, erleichtert den Alltag der Familie. Auf keinen Fall sollten Eltern ihr Kind übertrieben vorsichtig behandeln, es sollten auch wirklich nur die Lebensmittel vermieden werden, die das Kind nicht essen darf.
Eine  Ernährungsberatung kann hier gute Hilfestellung leisten. Denn wo sich das persönliche Allergen versteckt, ob es streng gemieden werden muss oder unter Umständen in kleinen Mengen gegessen werden kann (z.B. Ei im Kuchen) und wie eine vollwertige Ernährung trotz Allergie realisiert werden kann, das sind Fragen, die eine qualifizierte Ernährungsberaterin beantwortet.  Zunächst ist der Verzicht nicht einfach, aber mit der Zeit wird er Routine. Denn das Vermeiden des Auslösers ist die sinnvollste Behandlung. Gerade bei Kindern verändert sich das Immunsystem auch noch, so dass sehr gut möglich ist, dass ein Kindergartenkind, das keine Milchprodukte verträgt später als Schulkind keine Probleme mit dem Auslöser mehr hat. 

Welche Lebensmittel sind besonders problematisch?

Bei Säuglingen sind Kuhmilch, Soja und Hühnerei die häufigsten Allergieauslöser. Kinder reagieren oft auf Nüsse, Fisch und Weizen. Auch rohes Gemüse (Paprika, Möhre, Sellerie) und Kernobst (Pflaume, Kirsche, Apfel) und Gewürze (Paprika, Sellerie, Pfeffer, Muskat) können schwere Reaktionen auslösen, treten aber erst ab Kindergarten- bzw. Grundschulalter auf.
Wer unter einer Pollenallergie leidet, ist besonders gefährdet. Denn mehr als die Hälfte aller Pollenallergiker reagieren auch auf Lebensmittel allergisch. Diese Reaktion ist keine neue Allergie, sondern eine körperliche Reaktion auf die bereits vorhandene Allergie, eine so genannte „Kreuzallergie“ hat sich entwickelt. Das Problem: die Auslöser haben gleiche oder ähnliche Proteinbausteine wie das zuerst vorhandene Pollenallergen. Der Körper reagiert auf dieses identische Allergen, also bei einer Birkenpollenallergie dann auch auf Apfel.

Verzichten ja - aber erlaubt sind viele köstliche Alternativen

Wenn auf bestimmte Lebensmittel verzichtet wird, sollte darauf geachtet werden, wie Nährstoffe und Vitamine trotzdem den Speiseplan bereichern. Im Internet gibt es viele Möglichkeiten, wunderbare Rezepte zu finden, etwa auf der Seite www.kochen-ohne.de oder unter www.anies-delight.eu.
Mit der Schule und dem Kindergarten müssen eine spezielle Diät oder Vorsichtsmaßnahmen, etwa bei einer schweren Nussallergie, eng abgesprochen werden. Im Familienalltag ist vieles nach einer Eingewöhnungszeit gar nicht so kompliziert. In der Fertigpizza sind Milchprodukte? Selbstgemacht schmeckt die italienische Köstlichkeit sowieso besser. Für die Nicht-Allergiker in der Familie kann natürlich eine Hälfte des Backbleches anders belegt werden.

Da immer mehr Menschen unter Lebensmittelallergien leiden, gibt es mittlerweile in fast jedem Supermarkt viele Alternativen zu kaufen. Mit der Zeit findet man schnell heraus, was geht und was nicht geht. Es lohnt sich eine „Positivliste“ mit den Alternativprodukten zu führen. Sodass auch andere Familienmitglieder, Freunde und andere Betreuungspersonen nachschauen können. Bei verpackten Lebensmitteln gibt es immer eine Zutatenliste, auf der die 14 Hauptallergene gekennzeichnet sind. Bei unverpackten Lebensmitteln oder im Restaurant ist ebenfalls eine Kennzeichnung vorgeschrieben, meist ist das ein Ordner, den man ausgehändigt bekommt. Verkäufer oder Kellner kennen sich meist nicht gut aus mit Lebensmittelallergien, daher ist es besser, selber nachzuschauen.  Oft schmeckt der leckere Ersatz, etwa Kekse ohne Eier, Drinks aus Soja und Hafer, vegetarische Aufstriche oder weizenfreie Kost auch den anderen Familienmitgliedern sehr gut. Und zwar so gut, dass das Kochen für alle ohne Probleme möglich ist. Gemeinsam neue Rezepte auszuprobieren und zusammen zu kochen kann der ganzen Familie Spaß machen!