Fast jede Schwangere kennt sie: diese seltsamen plötzlichen Gelüste nach bestimmten Speisen, die man sonst niemals essen würde. Doch woher kommen diese Heißhungerattacken? Und darf man ihnen so einfach nachgeben? Wir liefern Wissenswertes rund um den veränderten Appetit in der Schwangerschaft.
Sogar ein berühmtes Märchen erzählt von einer Frau die sich sehnlichst ein Kind wünschte. Als sie endlich schwanger ist, fällt ihr Blick auf ein Beet mit köstlichem Feldsalat. So frisch, so grün. "Das Verlangen nahm jeden Tag zu, und da sie wusste, dass sie keine davon bekommen konnte, sah sie blass und elend aus. Da erschrak der Mann und fragte: "Was fehlt dir, liebe Frau?""Ach", antwortete sie, "Wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserm Hause zu essen kriege, so sterbe ich." Schon klar, wie es weitergeht? Der arme Gatte besorgt seiner Frau den ersehnten Feldsalat (Rapunzel ist nur ein anderer Name), wird von der Besitzerin des Beetes, einer Zauberin, erwischt und muss schließlich die neugeborene Tochter als Preis versprechen. So drastisch wie im Märchen Rapunzel sind die Folgen von Heißhungerattacken im wahren Leben nicht. Versprochen!
Hast du schon so eine Heißhungerattacke bekommen? So ein brennendes Verlangen etwa nach Nektarinen? Die auch der beste Mann der Welt im Mai nirgendwo kaufen kann? Es gibt Frauen, die berichten von schwedischer Holunderblütenmarmelade zu Kartoffelchips, andere lieben Salzstangen mit Apfelmus. Süßes oder Saures, merkwürdige Kombinationen sind bei Schwangeren beliebt. Und natürlich Eis und Schokolade.
Ganz genau kann das niemand erklären. Es könnte an hormonellen Schwankungen liegen. Ähnlich wie der Geruchssinn ist auch der Geschmackssinn werdender Mütter anders und intensiver. Meist ist es ganz richtig, den Gelüsten nachzugeben, weil sie oft einen bestimmten Bedarf an Mineralstoffen oder Spurenelementen decken.
Ernährungswissenschaftler vermuten, dass Schwangere durch die Appetitattacken ein körperliches Signal bekommen, das dafür sorgt, einen Nährstoffmangel auszugleichen. Offensichtlich ein besonders gut ausgeprägter Schutzmechanismus! Das könnte den Appetit auf Feldsalat erklären. Denn er ist ein besonders gesundes Gemüse. Feldsalat hat reichlich Vitamin C, Kalzium und Eisen. Und da er zu den Baldriangewächsen gehört, ist er auch noch nervenstärkend.
Folgt man jedenfalls dieser Erklärung, dann ist auch klar, warum werdende Mütter so enorme Lust auf Schokolade haben. Die enthält ja das so genannte Glückshormon Serotonin und Kohlenhydrate. Braucht der Körper das gerade, möchte Mama Schoki. Und bei Bedarf nach Eiweiß oder Eisen gelüstet es die Schwangere nach Fleisch, bei einer Nektarine nach Beta-Carotin. Klingt logisch.
Allerdings glauben viele Kritiker nicht an diese Erklärung der Gelüste. Denn wenn unser Körper diese Nahrungsmittel braucht, warum haben wir dann nicht Lust auf Brokkoli, frische Früchte und Vollkornprodukte?
Die meisten Schwangeren bevorzugen Süßes – die berühmten sauren Gurken möchten nur wenige Frauen.