Format: Elternfrage
Elternfrage

Probleme mit dem Lehrer/der Lehrerin – wann und wie sollten Eltern reagieren?

Dein Kind kann seinen Lehrer nicht ausstehen? Das kann für dich als Vater oder Mutter ganz schön nervig sein. Die Ursachen für Konflikte zwischen Lehrern und Schülern sind vielfältig. Vielleicht mag dein Kind das Unterrichtsfach nicht, und manchmal stimmt einfach die „Chemie“ zwischen Lehrer und Schüler nicht. Auch das gehört mit zur Schulzeit und kann trotz schlechter Laune, die meist zuhause ausgetragen wird, auch eine wichtige Lernerfahrung für dein Kind sein: auch wenn man den Lehrer nicht toll findet trotzdem Leistung zu bringen und sachlich zu bleiben. Das ist eine Situation, die sich später im Berufsalltag mit Kollegen oder Vorgesetzten wiederholen kann. In der Schule Frustrationstoleranz und Konfliktfähigkeit zu lernen, hilft also für den späteren Lebensweg deines Kindes.

Richtig belastend wird es jedoch dann, wenn die Probleme mit dem Lehrer so groß werden, dass dein Kind nicht mehr in die Schule möchte und insgesamt den Spaß am Lernen, auch in anderen Fächern verliert. Oder wenn es in seiner Leistung nachlässt und morgens, wenn das Fach mit dem ungeliebten Lehrer dran ist, erst gar nicht aufstehen möchte. Dann geht das über normale Probleme in der Schule weit hinaus und du solltest dringend etwas unternehmen, damit sich dieser negative Prozess nicht fortsetzt und irgendwann in Schulverweigerung endet.

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Freundlicher Lehrer steht mit gekreuzten Armen vor white board und sieht in die Kamera

An wen du dich wenden kannst, wenn dein Kind Probleme mit seinem Lehrer hat

Bei umfangreicheren Problemen mit einer Lehrkraft braucht dein Kind deine volle Unterstützung, deine Empathie und dein Vertrauen. Folgende Schritte solltest du gehen, wenn dein Kind auffällige und andauernde Probleme mit einem bestimmten Lehrer hat:

  • Finde die Ursache heraus: Höre dafür deinem Kind geduldig und sachlich zu. Stelle ihm Fragen wie: Seit wann gibt es die Probleme mit diesem Lehrer? Gab es eine bestimmte Situation, in der du dich schlecht oder ungerecht behandelt fühltest? Was genau macht/sagt der Lehrer zu dir? Gibt es ähnliche Situationen mit anderen Kindern, die du miterlebt hast und die dir Angst machen? Oder gibt es Situationen, in denen du dich ausgegrenzt odervorgeführt fühlst? Lasse dir alles ganz genau beschreiben und notiere dir die Vorfälle mit Datum um zu erkennen, ob es eine Regelmäßigkeit und ein System gibt.
  • Wenn es sich nicht um einen Einzelfall handelt, überlegt zusammen die nächsten Schritte: Sprich mit deinem Kind darüber, dass du gern ein klärendes Gespräch mit dem betreffenden Lehrer vereinbaren möchtest. Je nach Alter des Kindes kann es bei diesem Gespräch auch dabei sein, wenn es das möchte. Gut ist auch, wenn beide Elternteile bei dem Gespräch dabei sind. Alleinerziehende sollten sich eine Person des Vertrauens mit in das Gespräch nehmen. Auf alle Fälle solltet ihr vorher gemeinsam die Punkte sammeln – so konkret wie möglich – die im Gespräch eine Rolle spielen sollen. Im Gespräch wäre es sinnvoll, wenn ihr darauf achtet, den Lehrer nicht mit Vorwürfen zu konfrontieren, sondern sensibel euer Anliegen formuliert. Ansonsten könnte der Lehrer alles abstreiten und im schlimmsten Fall verhärten sich die Fronten, was nicht zu einer Klärung beiträgt und sicher nicht hilfreich für euer Kind ist.
  • Wähle einen geeigneten Zeitpunkt: Je nach Heftigkeit und Aktualität des Problems kannst du das Gespräch sofort vereinbaren oder es im Rahmen des nächsten Elternsprechtages tun. Wenn das Problem akut ist, solltest du rasch einen Termin für ein Elterngespräch vereinbaren. Meist lassen sich die Probleme in einem Eltern-Lehrer-Gespräch gut lösen. Achte darauf, dass es am Ende konkrete Verabredungen gibt, die auch protokolliert werden sollten.
  • Was du zuhause tun kannst: Nicht alle Probleme in der Schule können auch dort gelöst werden. Bleibe auch nach der Klärung mit dem Lehrer mit deinem Kind im Gespräch und frage nach, ob sich die Situation gebessert hat. Hilf ihm, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Überlege mit ihm gemeinsam, wie es sich in einer ähnlichen Situation verhalten könnte. Vielleicht übt ihr es im Rollenspiel? Wichtig ist, dass dein Kind weiß, dass es jederzeit mit seinen Problemen zu dir kommen kann.

Mobbing oder Sexueller Missbrauch durch Lehrer

Man möchte es gar nicht glauben, aber es kommt leider, wenn auch selten immer wieder vor, dass Kinder in der Schule von Lehrkräften gemobbt oder gar sexuell missbraucht werden. Am liebsten möchte man wegschauen, weil die Vorstellung einfach unerträglich ist. Doch gerade bei solch schwerwiegenden Problemen braucht dich dein Kind. Achte auf die Anzeichen wie Leistungsabfall, Schulverweigerung, Verschlossenheit, körperliche Symptome oder anderes, auffälliges Verhalten was du von deinem Kind bisher nicht gekannt hast. Dies können erste Signale für ein schwerwiegenderes Problem mit dem Lehrer sein. Hast du einen Verdacht, so werde nicht müde mit deinem Kind im Gespräch zu bleiben, auch wenn es sich nicht öffnet. Das heißt nicht, dass du es ständig ausfragen sollst.

Verbringt viel gemeinsame Zeit miteinander um eure Beziehung zu festigen und ungezwungene Gesprächssituationen entstehen zu lassen. Leider kann es, insbesondere bei sexuellen Übergriffen der Fall sein, dass dein Kind sich komplett verschließt und du ganz schwer Informationen aus ihm herausbekommst. Wenn dein Kind sich dir oder einer anderen Vertrauensperson öffnet, reagiere ruhig und gefasst, nimm dein Kind ernst und frage vorsichtig nach. Stelle nichts in Frage, Verharmlose nichts und spiele nichts herunter, auch wenn das Thema unangenehm ist. Wenn du eine Vermutung hast, dass es einen grenzüberschreitenden Vorfall gegeben haben könnte und du nicht weißt, wie du an dein Kind herankommst, kannst du auch über ein Buch das Thema in den Fokus rücken. Mittlerweile gibt es viel Kinderliteratur zu dem Thema „Nein- sagen“. Wenn sich herausstellt, dass deine Vermutung sich nicht bestätigt, dann akzeptiere dies und schließe mit dem Thema ab.

Wenn es konkrete Anhaltspunkte für einen oder mehrere Vorfälle gibt, die womöglich nicht nur dein Kind, sondern eine Gruppe von Schülern bis hin zur gesamten Klasse betreffen, solltest du dich vorher mit der Elternvertretung beraten und diese hinzuziehen. Auch das Aufsuchen einer Beratungsstelle ist zu empfehlen. In diesen Fällen ist meist auch ein Gespräch mit der Schulleitung angebracht. Da es sich bei Mobbing und bei sexuellem Missbrauch um Straftaten handelt, ist ein sorgfältiges Vorgehen notwendig, um Vorverurteilungen mit schlimmen Folgen zu vermeiden.