Format: Elternfrage
Elternfrage

Baby pucken: wie funktioniert es?

Autorin - Melanie Schüer

Pucken – ein Wort, das im normalen Alltag kaum vorkommt, aber vielen Eltern von Säuglingen begegnet. Ein Baby fest in eine Decke oder in ein Tuch einzuwickeln nennt man „Pucken“. Man kann dafür auch einen sogenannten Pucksack kaufen. Besonders sehr unruhigen Babys soll es helfen, sich schneller zu beruhigen. Sie sind warm und eng gewickelt, haben kaum noch Bewegungsfreiheit und können sich nicht „wachstrampeln“. Doch das Pucken ist umstritten. Kinderärzte raten davon ab, warnen vor gesundheitlichen Schäden, besonders, wenn zu eng gepuckt wird. Erfahrene Hebammen empfehlen das Pucken und viele Eltern haben gute Erfahrungen damit gemacht. Wir wollen euch hier die wichtigsten Fragen beantworten und verschiedene Sichtweisen auf das Pucken von Babys Argumente darstellen.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten
Säugling schläft im Bett mit Pucksack

Was Pucken ist und wie es gemacht wird

Das enge Umwickeln des Babys soll die Enge im Bauch der Mutter „imitieren“. Entweder verwendest du eine dünne Decke (ca. 80x80 cm groß) und wickelst diese so um dein Baby, dass es weder Arme noch Beine bewegen kann. Oder du verwendest einen Pucksack, der auf Höhe der Ärmchen mit einem Klettverschluss fest verschlossen wird. Dieser hat zusätzlich den Vorteil, dass dein Baby seine Beinchen bewegen kann, also nicht völlig durch das Pucken eingeschränkt wird. Viele Babys wehren sich gegen eine komplette Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit.

Selbstverständlich wird das Köpfchen nicht gepuckt, damit dein Baby frei atmen kann. Achte darauf, dass dein gepucktes Baby immer auf dem Rücken liegt. In jedem Fall werden vor allem sehr unruhige und kleine Babys gepuckt, also in den ersten Wochen. Sobald sich dein Baby mit ca. drei Monaten vom Rücken auf den Bauch drehen kann, sollte es nicht mehr gepuckt werden. Es sollte am Tag zwischendurch auch immer wieder ohne Pucksack im Bettchen oder auf einer Babydecke liegen dürfen, um sich bewegen zu können.

Pucken ist also eher dann einen Versuch wert, wenn dein Baby sehr viel und sehr lange schreit und durch nichts zu beruhigen ist. Normal weinende Babys müssen nicht gepuckt werden. Auch vorsorglich kannst du das Pucken einsetzen, wenn du z.B. weißt, dass dein Baby immer abends unruhig wird.

Lasse dich von deiner Hebamme beraten, wie du dein Baby am besten pucken kannst, damit das Pucken für dein Baby eine Hilfe, aber kein gesundheitliches Risiko ist.

Vorteile vom Pucken

Babys, die auf das Pucken positiv reagieren, beruhigen sich schneller, schlafen länger und kommen leichter in den Tiefschlaf. Da dieser feste Schlaf die Grundlage für eine gute Entwicklung deines Babys ist, liegt der Vorteil des Puckens für besonders viel und lang schreiende Babys auf der Hand.

Nachteile vom Pucken

Wenn dein Neugeborenes sich aber sehr eindeutig gegen das Pucken wehrt, solltest du darauf verzichten. Es wird sich dann nicht beruhigen lassen, sondern sich eher noch stärker ins Schreien flüchten. Ein Nachteil des Puckens ist, dass du weniger Kuschel- und Körperkontakt mit deinem Baby hast. Auch deshalb ist es gut, wenn du nur nachts puckst, denn dann bleibt noch reichlich Kuschelzeit, die dein Baby liebt und braucht.

Wann Pucken gefährlich sein kann

  • Viele Kinderärzte raten vom Pucken ab und warnen vor Hüftschäden als Spätfolge. Andere Kinderärzte beruhigen und sagen, dass diese nur dann zu befürchten sind, wenn zu stramm gewickelt und dauerhaft gepuckt wird. Ein Pucksack mit Bewegungsfreiheit für die Beinchen beugt dieser Gefahr vor.
  • Das gilt auch für die befürchtete Überhitzung: an einem heißen Hochsommertag sollte man auf das Pucken verzichten und generell nicht zu stramm wickeln. Wenn dein Baby sehr stark schwitzt und die Gefahr des Dehydrierens besteht, solltest du entweder leichter wickeln oder das Pucken beenden.

Pro und Contra vom Pucken - Zwei unterschiedliche Elternmeinungen

Marie, 28 Jahre, ist seit zwei Monaten Mama von Theo: "Das Pucken war unsere Rettung!".

"Das Pucken war unsere Rettung! Theos Geburt war sehr schwierig, weshalb er von Anfang an recht unruhig war und viel schrie. Anfangs beruhigte er sich sehr gut im Tragetuch, doch mit etwa vier Wochen begann er sich regelrecht dagegen zu sträuben. Daher brauchten wir einen alternativen Weg, ihm bei Schreianfällen zu helfen. Außerdem machte er stets nur sehr kurze Nickerchen, nach denen er noch immer müde und quengelig war.

Als meine Hebamme mir empfahl, ihn zu pucken, war ich erst skeptisch. „Das sieht ja aus wie eine Zwangsjacke!“, murrte ich und konnte mir nicht vorstellen, meinem Kleinen das „anzutun“.

Doch als er wieder stundenlang schrie und nicht zur Ruhe kam, rang ich mich zu einem ersten Versuch durch. Zunächst, während ich ihn noch etwas unbeholfen einwickelte, schrie er sogar noch hysterischer und ich war kurz davor, einen Rückzieher zu machen. Doch dann – oh Wunder – wurde er plötzlich ganz still und schlief innerhalb von fünf Minuten ein. So schnell klappt es seitdem nicht immer, aber definitiv sehr viel schneller als ohne den Pucksack. Außerdem, das ist mir besonders wichtig, schläft er gepuckt endlich mal länger am Stück und ist danach viel erholter und ausgeglichener. Vorher hat er oft im Leichtschlaf mit den Armen gezuckt und sich dadurch selbst geweckt – das passiert dank des Einwickelns nicht mehr.

Eine Freundin meinte, das Pucken schade den Hüften des Kindes, doch da konnte der Kinderarzt mich beruhigen. Das Risiko besteht nur, wenn die Beine eng gewickelt sind. Deshalb nehmen wir lieber einen Pucksack, der an den Beinen weit ist und an den Armen mit Klett geschlossen wird. Die Enge soll die Babys ja an den Mutterleib erinnern und damit Geborgenheit vermitteln.

Natürlich ist Theo nicht ständig im Pucksack – zwischendurch trage ich ihn auch, wir kuscheln oder er spielt auf seiner Decke. Aber für die Schlafenszeiten und Schreistunden ist der Pucksack ein echter Segen!"

 

Lukas, 35 Jahre, seit vier Monaten Papa von Lara-Marie: "Das ist nichts für uns"

"Als Lara-Marie im Alter von sechs Wochen ziemlich viel schrie, riet uns eine Freundin, sie doch mal zu pucken. Ich hatte das schon öfter bei Freunden gesehen, aber hatte es immer recht seltsam gefunden, das Baby so „einzuschnüren“. Ich meine, klar war es im Mutterleib auch eng, aber so richtig eng doch nur in den letzten paar Wochen und wer weiß, wie angenehm die Kleinen das wirklich finden!

Mein Nachbar ist Kinderarzt und der hält auch nichts vom Pucken. Er meinte, die Babys merken, dass sie so eingewickelt nichts mehr ausrichten können und resignieren dann –  so eine Art „Schock-Starre“, während wir meinen, sie würden sich wohl fühlen und deshalb aufhören, zu schreien.

Außerdem soll man ja mit Blick auf den Plötzlichen Kindstod Überhitzung vermeiden. Und in einer so eng gewickelten Decke kann doch schnell mal ein Hitzestau entstehen, denke ich!

Also, ich vermute, für ein unruhiges Baby ist Körpernähe deutlich besser als gefesselt in einem Tuch zu liegen. So richtig gut kuscheln kann man mit einem gepuckten Baby nämlich nicht, das habe ich mal bei meiner kleinen Nichte festgestellt. Sie wurde im Grunde ständig gepuckt, tagsüber und auch nachts, und naja, motorisch ist sie bisher nicht besonders fit. Ob das am Pucken liegt, lässt sich natürlich nicht nachweisen, aber ich halte das schon für einleuchtend.

Als ich tatsächlich mit dem Gedanken spielte, das Pucken doch mal zu probieren und mir die Wickelanleitung ansah, merkte ich: Das ist nichts für uns. Meiner Frau ging es genauso. Und ich denke, wenn man sich selbst so unwohl damit fühlt, merken die Kleinen das auch. Glücklicherweise wurde das Schreien nach zwei Wochen dann von selbst weniger, sodass das Pucken dann auch kein Thema mehr war."