Format: Elternfrage
Elternfrage

Stillstreik & Brustschimpfphase - Was tun?

Autorin - Melanie Schüer

Etwa um den 3. oder 4. Lebensmonat des Babys erleben viele Eltern einen Stillstreik: Oftmals von heute auf morgen ist das Baby beim Stillen sehr unruhig und scheint die Brust abzulehnen.  Das ist ziemlich erschreckend, vor allem, weil in dieser Zeit oft gerade die ersten Stillprobleme der Vergangenheit angehören und vieles sich gut eingespielt hat! Hier erklären wir dir, welche Ursachen der Stillstreik haben kann und was du dagegen tun kannst.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten

Was ist ein Stillstreik?

Der Stillstreik wird oft auch „Brustschimpfphase“ oder „Brustschreiphase“ genannt. Das Baby schreit in dieser Zeit ungewöhnlich viel beim Stillen und zeigt diverse Anzeichen, die Unruhe und Abwehr ausdrücken. Das Baby schreit dann die Brust trotz Hunger an, verweigert diese oder trinkt nur kurz an der Brust und schreit dann.

Woran erkennst du die Brustschimpfphase?

Dein Baby zappelt meckert oder schreit die Brust an oder verweigert das Stillen, indem es sich wegdreht. Manchmal trinkt es auch ein paar Schlücke und schreit dann oder lässt die Brust immer wieder los bzw. drückt die Brust weg. Dein Baby scheint erst Hunger zu haben und dann will es verwirrenderweise doch nicht trinken.

Wie lange dauert der Stillstreik?

Die Brustschreiphase beginnt meist im 3. oder 4. Lebensmonat. In dieser Phase nimmt das Baby zunehmend mehr Reize auf und verarbeitet diese immer genauer. Auch gibt es manchmal Zusammenhänge mit dem Zahnen. Der Stillstreik dauert meist einige Tage, gelegentlich aber auch 2-3 Wochen.

Welche Ursachen kann die Brustschimpfphase haben?

Es kann sehr unterschiedliche Gründe für den Stillstreik geben, zum Beispiel:

  • Hast du deinen Duft verändert? Ein neues Parfüm oder auch einfach intensiver Duft, z.B. direkt nach dem Eincremen, kann das Baby irritieren, da seine Nase sehr fein ist. Sei also mit Düften, gerade direkt vor dem Stillen, eher zurückhaltend.
  • Strömen zu viele Reize auf sein Baby ein? Manchmal werden Säuglinge phasenweise reizempfindlicher und brauchen mehr Ruhe. Versuche daher, ob es einen Unterschied machst, wenn du in einer ruhigeren Umgebung stillst.  Auch wenn du selbst gestresst bist, kann dein Baby das spüren und dadurch unruhig werden. Versuche, dich vor dem Stillen und auch dabei etwas zu entspannen, zum Beispiel durch ruhiges Atmen in den Bauch, das Hören beruhigender Musik oder die Vorstellung eines sehr schönen, erholsamen Ortes, z.B. eines Strandes oder Waldes.
  • Hast du einen starken Milchspendereflex? Bei manchen Frauen kommt sehr viel Milch auf einmal aus der Brust, was es dem Baby schwer machen kann, weil es nicht so schnell schlucken kann. Wenn das der Fall sein könnte, versuche mal, dein Baby in einer aufrechten und leicht nach hinten gebeugten Position zu stillen.
  • Hast du einen eher schwachen Milchspendereflex? Manchmal ist es auch genau andersherum – die Milch kommt sehr langsam heraus, was für das Baby anstrengend und frustrierend sein kann. Hier kannst du den Milchfluss unterstützen, indem du deine Brüste vor dem Stillen wärmst und etwas massierst.
  • Schmeckt deine Milch anders? Wenn du deine Ernährung veränderst oder beginnst, neue Medikamente zu nehmen, kann das den Geschmack der Milch verändern. Schau, ob du notwendige Medikamente in einem möglichst großen Abstand zum Stillen einnehmen kannst.
  • Wird dein Baby nicht satt? Achte darauf, ob dein Baby ausreichend nasse Windeln am Tag hat und genug Gewicht zunimmt. Manchmal hat es auch einfach für eine kurze Phase mehr Appetit und ärgert sich dann, weil kaum noch Milch zu holen ist. Hier kannst du die Milchproduktion fördern, indem du dein Baby öfter anlegst und auch, wenn du schon an beiden Seiten gestillt hast, ein zweites Mal die erste Seite anbietest und danach ein zweites Mal die zweite („Wechselstillen“). So merkt dein Körper, dass der Bedarf an Milch gerade höher ist und während an der einen Seite gesaugt wird, wird an der anderen bereits Milch nachproduziert.
  • Hat dein Baby Schmerzen? Der Kinderarzt kann abklären, ob es Hinweise auf körperliche Schmerzen gibt. Du kannst auch mal mit gewaschenem Finger im Mund fühlen, ob vielleicht gerade Zähnchen durchbrechen. Wenn dein Baby viel auf den Fingern kaut, ist das ebenfalls ein Zeichen, dass es zahnt. Mit (kühlen) Beißringen und Massagen mit einem Fingerling kannst du die Schmerzen etwas lindern. Manchmal helfen auch Zahnungsgele aus der Apotheke.

Das kannst du beim Stillstreik tun

  1. Reduziere Ablenkung und Reize: Probiere aus, ob eine ruhigere Atmosphäre einen Unterschied macht. Dimme das Licht, achte auf möglichst wenige Geräusche oder aber beruhigende Musik und versuche, Zeitdruck beim Stillen sowie zu viele Termine oder Besucher zu vermeiden. So kannst du mögliche Stressfaktoren auf ein Minimum begrenzen und damit fördern, das dein Baby ruhig und entspannt trinken kann.
  2. Eine spezielle Stillkette oder geeignete andere Kette kann deinem Baby helfen, sich ruhig mit seinen Händen zu beschäftigen und sich weniger von dem, was um euch herum passiert, ablenken zu lassen.
  3. Manchmal hilft auch ein Stilltuch, das Baby etwas vom Drumherum abzuschirmen. Manche Babys fühlen sich aber unwohl darunter – teste es am besten erst einmal mit einem großen, atmungsaktiven Tuch oder Schal.
  4. Stille dein Baby häufig, wenn es gerade erst wach wird – dann ist es vermutlich noch sehr erholt und nicht reizüberflutet.
  5. Warte nicht zu lange, bis du dein Baby anlegst, denn Hunger kann unruhig machen. Achte auf Hungerzeichen wie Mundbewegungen, Saugen an der Hand, schmatzende Geräusche und lege dein Baby dann frühzeitig an.
  6. Schmuse viel mit deinem Baby und/oder trage es, wenn möglich, viel am Körper: Körperkontakt fördert die Ausschüttung beruhigender Hormone und trägt damit zur Ausgeglichenheit bei.
  7. Überprüfe, ob evtl. sehr viel oder sehr wenig Milch aus deiner Brust kommt und reguliere dies durch Wärmen vor dem Stillen (bei wenig Milch) oder Stillen in aufrechter, leicht nach hinten gebeugter Position (bei viel Milch).

Baby schreit und will nicht trinken – immer Stillstreik?

Es muss sich nicht immer um eine klassische Brustschimpfphase handeln, wenn dein Baby die Brust verweigert bzw. sich beim Stillen sehr unruhig verhält. Es kann auch sein, dass dein Baby gerade einen Wachstumsschub durchmacht und deshalb besonders angespannt ist. Das kann dazu führen, dass ihm die nötige Ruhe zum Trinken fehlt oder es zwar oft zur Beruhigung nuckeln will, dabei aber gar nicht jedes Mal wirklich hungrig ist. Hier hilft ebenfalls das Schaffen von viel Ruhe, Rückzug und Körperkontakt, um dein Baby durch diese stressige Phase zu begleiten.

Auch Schlafmangel kann eine Ursache sein – hier kannst du oft ansetzen, indem du dein Baby öfter schlafen legst und es möglichst dunkel machst, auch am Tag.

Erkrankungen wie Erkältungen können ebenfalls zu Weinen und Schreien beim Stillen führen – zum Beispiel, weil dein Baby schlecht atmen kann. Lass‘ dich hier in der Apotheke oder beim Kinderarzt oder auch von der Hebamme zu Mitteln wie Anisbitter oder Nasentropfen beraten.

Und wenn alles nicht hilft?

Der Stillstreik ist also eine anstrengende, zum Glück meist kurze Phase, für die es unterschiedliche Auslöser geben kann. Wenn du selbst darauf achtest, ruhig zu bleiben und systematisch nach Ursachen suchst, wirst du dieses Problem sehr wahrscheinlich schnell in den Griff bekommen. Wenn du Fragen hast oder nicht weiterkommst, wende dich gern an unsere kostenlose Onlineberatung und schau‘ doch mal unser Still-Seminar an, wo du viele hilfreiche Informationen rund um das Stillen findest.

Newsletter Anmeldung ZUR ANMELDUNG

Online Beratung
zur Onlineberatung
» zur Beratung