Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
Artikel

Mit dem Frühchen zu Hause

Wenn der Tag der Entlassung endlich gekommen ist und dein Baby nach Hause gehen darf, stehen neue Herausforderungen an. Damit dieser Übergang so reibungslos wie möglich verläuft, gibt es einige wichtige Dinge, die du mit deinem Frühchen zu Hause im Blick behalten solltest.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Gesichter von liebevoller Mutter und Frühchen in Nahaufnahme.

Wann kann ich mit meinem Frühchen nach Hause?

Wie lange dein Baby nach der Frühgeburt in der Klinik bleiben muss, hängt davon ab, wie schnell sich sein Zustand stabilisiert. Ein grober Richtwert ist der ursprünglich errechnete Geburtstermin. Dein Baby kann aber auch Wochen früher oder später entlassen werden. Wann es dann tatsächlich nach Hause darf, entscheiden die Kinderärzt*innen in Absprache mit dir.

Was braucht dein Frühchen zuhause?

Mache dir keinen Stress mit den Vorbereitungen. Nachdem dein Baby seinen Geburtstermin um einige Wochen nach vorn verlegt hat, ist zuhause bestimmt noch nicht alles fertig. Fange dennoch bitte nicht an, das Kinderzimmer zu tapezieren oder Möbel zusammenzuschrauben!

Wichtig ist vor allem das Thema Sicherheit: Eine Babyschale für den Transport im Auto, ein Schlafplatz und eine Wickelmöglichkeit mit Wärmestrahler.

Brauchst du kleinere Kleidung (Frühchen tragen oft Gr. 38-50), weil die normalen Strampler noch zu groß sind? Dann schaue am besten nach Second-Hand-Teilen. Es lohnt sich, gebrauchte Babysachen zu kaufen, da diese sowieso nicht lange getragen werden. Alternativ gibt es auch spezielle Online-Shops, die Babyausstattung verleihen.

Was solltest du besorgen?

  • Damit du in den ersten Tagen nicht ständig einkaufen gehen musst, solltest du alle Utensilien für die Versorgung deines Babys auf Vorrat zu Hause haben: Milchpumpe, Fläschchen und Sauger, Frühchen-Windeln und Pflegeprodukte. Notfalls lassen sich solche Sachen auch online bestellen.
  • Für die Medikamente, die dein Kind eventuell nehmen muss, gibt euch die Frühchen-Station im Vorfeld ein Rezept und alle Anweisungen.
  • Auch eine Milchpumpe kannst du in der Apotheke oder im Sanitätshaus leihen. Du bekommst in der Klinik ein Rezept für die ersten vier Wochen, danach kann dir die gynäkologische Praxis eine Verlängerung ausstellen.

 

Wer kann dich unterstützen?

Bei gesundheitlichen Fragen ist die Kinderärzt*in künftig deine wichigste Ansprechpartner*in. Deshalb sollte die Praxis ausreichend Erfahrungen mit Frühchen haben. Erkundige dich noch während der Klinikzeit, welche Ärztin oder Arzt in Frage kommt und melde dich rechtzeitig an. Ein regelmäßiger Besuch bei der Kinderärzt*in ist entscheidend für die Gesundheit deines Frühchens. Hier wird engmaschig kontrolliert, ob dein Kind an Gewicht zunimmt und sich gut entwickelt. Auch weitere Impfungen werden durchgeführt, wenn dein Baby bereit dafür ist. Zögere nicht, alle Fragen zu stellen, die dir auf dem Herzen liegen. Auch eine Nachsorge-Hebamme besucht dich in den ersten Wochen nach dem Klinikaufenthalt. Es ist möglich, nach dieser Zeit Unterstützung durch eine Familienhebamme zu beantragen. Du bist nicht allein – das medizinische Team steht dir zur Seite.

Was braucht dein Frühchen jetzt?

Wie schon in der Klinik, ist euer Frühchen auch zuhause besonders auf die Bindung zu dir als Mutter und als Vater angewiesen. Der Körperkontakt hilft ihm, den Schock der Frühgeburt zu überwinden und in der Welt anzukommen. Verbringe viel Zeit mit deinem Baby beim Kuscheln und Känguruhen, gemeinsamen Baden oder Vorlesen. Diese besondere Verbindung stärkt nicht nur eure emotionale Bindung, sondern unterstützt auch die Entwicklung deines Frühchens.

 

Wer hilft dir noch?

Vergiss nicht, dass nicht nur du als Mutter und als Vater, sondern die ganze Familie in dieser Zeit Unterstützung braucht. Sind schon Geschwister da, nehme sie und andere Familienmitglieder gerne „mit ins Boot“. So können alle ein Teil der besonderen Reise sein, die dein Frühchen und ihr als Familie erlebt. Bereite die Geschwister darauf vor, dass dein Frühchen erst einmal viel Zeit beanspruchen wird. Vielleicht kannst du organisieren, dass sich Großeltern, Verwandte und Freunde besonders aufmerksam und liebevoll um die Geschwister kümmern.

Bestimmt möchten auch viele Verwandte und Freunde zu Besuch kommen, weil sie die ganze Zeit mitgefiebert haben. Überlege, wie viel Besuch wirklich guttut. Wenn du Zeit für euch brauchst und dir Gäste vielleicht zuviel werden, haben sie sicher Verständnis dafür. Oft tut es jedoch auch gut, sich mit jemandem auszutauschen. Dann kannst du den Besuch bitten, dir oder euch gleich ein fertiges Essen mitzubringen.

Was gibt dir Kraft?

Es gibt zahlreiche Online-Communities und lokale Gruppen, in denen Eltern von Frühchen ihre Erfahrungen teilen. Die emotionale Unterstützung von Menschen, die ähnliche Herausforderungen bewältigen, kann sehr hilfreich für dich sein. Vielleicht bietet sogar deine Geburtsklinik ein Netzwerk für Frühcheneltern an. Hier kannst du deine Sorgen teilen und wertvolle Tipps austauschen. Oft ist es sehr entlastend, Menschen zu treffen, die dasselbe erlebt haben und dir das Gefühl geben, verstanden zu werden. Der Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ bietet Vernetzungsmöglichkeiten und viele wertvolle Artikel und Broschüren über das Leben mit Frühchen.

Während du dich um dein Frühchen kümmerst, solltest du auch gut auf dich selbst achten. Die Stresssituationen, die Ängste und Sorgen und der intensive Pflegebedarf können an den Kräften zehren. Sorge dafür, dass du ausreichend Ruhe und Unterstützung bekommst. Es ist völlig in Ordnung, um Hilfe zu bitten und Pausen einzulegen. Nur wenn du gut für dich sorgst, kannst du auch dein Frühchen bestmöglich unterstützen.