Format: Elternfrage
Elternfrage

Clusterfeeding

Wenn dein Baby nahezu ununterbrochen gestillt bzw. mit der Flasche gefüttert werden möchte, dann kann das ziemlich irritierend sein. Plötzlich scheint es überhaupt keinem Rhythmus mehr zu folgen und es ist sehr schwierig, einzuschätzen, ob und wann dein Baby wirklich Hunger hat. Im Folgenden erfährst du, was genau Clusterfeeding ist, welche Gründe es für dieses Verhalten geben kann und, wie du am besten damit umgehst.

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Clusterfeeding: Müde Mutter mit Kind, das gestillt werden will

Was ist Clusterfeeding?

Clusterfeeding bezeichnet eine Phase, in welcher ein Säugling ständig Milch trinken möchte – oft über Stunden mit keinen oder nur wenig Pausen. Sobald man es von der Brust nimmt bzw. die Flasche wegnimmt, weint oder quengelt das Baby und beruhigt sich erst, wenn es wieder Milch bekommt. An diesen Tagen fühlen sich Eltern oft nahezu im Haus eingesperrt, weil sie kaum etwas schaffen außer, das Baby zu füttern. Das kann sehr frustrierend sein und zugleich irritierend, weil die Eltern sich fragen, inwiefern sie auf dieses gesteigerte Nahrungsbedürfnis eingehen sollen.

Wann beginnt Clusterfeeding?

Clusterfeeding beginnt meist in den ersten 6-8 Lebenswochen. Besonders in den Abendstunden verlangen Babys dann konstant Milch, da sie zu dieser Zeit oft auch unruhiger werden. Clusterfeeding kann sich dann durchaus über 3-6 Stunden hinziehen – eine ziemliche Geduldsprobe für die frischgebackenen Eltern!

Warum clustern Babys?

Das Clustern hängt damit zusammen, dass das Saugen für Babys sehr beruhigend und entspannend ist und gerade in den ersten Lebenswochen ist noch alles neu und aufregend. Gerade abends haben Babys viel zu verarbeiten, weil am Tag schon einiges geschehen ist. Außerdem enthält die Muttermilch am Abend mehr müde machende Hormone, wodurch es passieren kann, dass dein Baby recht schnell beim Stillen einschlummert – womöglich noch bevor es ganz satt war. Dann kann es sein, dass es kurze Zeit später wach wird und wieder Hunger hat.

Hinzu kommt, dass der Magen noch sehr klein ist und nur geringe Mengen aufnehmen kann. Dementsprechend entsteht natürlich auch schnell wieder ein Hungergefühl, zumal gerade Muttermilch, aber auch Premilch recht schnell verdaut werden.

Außerdem hilft das häufige Stillen dem Körper dabei, ausreichend Milch zu produzieren. Es gibt immer wieder Schübe, in denen das Baby mehr Milch braucht als zuvor und durch das kurzzeitige Cluster bekommt der Körper beim Stillen das Signal: „Bitte mehr produzieren!“ Dies ist eine wichtige Funktion in den ersten Lebenswochen, wenn sich das Stillen erst noch einspielt und auch immer dann, wenn der Kalorienbedarf deines Babys zunimmt, weil es gerade wächst bzw. gewachsen ist oder viele neue Fähigkeiten entwickelt.

Wann hört das Clusterfeeding auf?

In vielen Fällen hört Clusterfeeding nach wenigen Tagen auf. Es kann sich allerdings auch bis zu ein paar Wochen hinziehen. Das ist dann natürlich für die Eltern, beim Stillen vor allem für die Mutter, eine äußerst fordernde und anstrengende Zeit.

Kann es sein, dass mein Baby nicht satt wird?

Ja und Nein: Wie schon erwähnt, ist der Magen von Neugeborenen extrem klein – anfangs entspricht die Größe etwa der einer Murmel. Daher ist es völlig normal, dass nur kleine Mengen auf einmal aufgenommen werden und auch die Sättigung dann nicht lange anhält. Es kann also durchaus normal sein, dass dein Baby anfangs nicht von einem oft als „normal“ dargestellten Stillabstand alle 3-4 Stunden satt wird. Wenn es Clusterfeeding betreibt und wie erwartet zunimmt, kannst du aber davon ausgehen, dass es ausreichend Nahrung erhält – nur eben auf eine zurzeit recht intensive, anstrengende Art und Weise.

Lesetipp: So viel Milch braucht dein Baby

Zufüttern zum Stillen ist etwas, das immer noch manche Hebammen und Ärzt:innen nahezu reflexartig empfehlen – wir raten dir aber, hier sehr zurückhaltend zu sein. Wenn du zufütterst, kommt das Zusammenspiel zwischen Nachfrage deines Babys und der Produktion deines Körpers durcheinander. Gib diesem Zusammenspiel einige Tage bis Wochen Zeit, sich zu entwickeln und füttere nur zu, wenn dein Baby wirklich bedrohlich Gewicht verliert bzw. längere Zeit nicht zunimmt.

Was tun, wenn das Baby nur an der Brust oder Flasche nuckelt?

Das Saugen hat für Babys zwei Funktionen: Nahrungsaufnahme und Beruhigung Viele Babys sind nach ein paar Minuten satt und nuckeln dann nur noch leicht zur Entspannung weiter. Das ist in Ordnung, aber wenn das Clusterfeeding kaum ein Ende nimmt, du total erschöpft bist oder deine Brustwarzen weh tun, dann darfst du das Nuckeln ruhig begrenzen. Nimm‘ dein Baby dann von der Brust und versuche, es mit Körpernähe zu beruhigen. Auch häufiges Wechseln der Seiten kann helfen.

Hilft ein Schnuller beim Clusterfeeding?

In den ersten vier Lebenswochen solltest du mit Schnullern eher vorsichtig sein, sofern du stillst, um eine Saugverwirrung zu vermeiden. Auch danach kann zu häufiges Schnullern dazu führen, dass dein Körper nicht genügend Milch produziert. Wenn du aber ausreichend Milch hast und mal eine Pause vom ständigen Stillen brauchst, ist ein Schnuller nach etwa vier Wochen oft eine gute Lösung, um zwischendurch das Saugbedürfnis zu stillen.

Kann oder soll ich das Clusterfeeding abgewöhnen?

Clusterfeeding ist anstrengend und zeitraubend und kann bei wunden Brustwarzen auch mit Schmerzen verbunden sein. Grundsätzlich gilt: Nein, in der Regel ist es nicht sinnvoll, das Clusterfeeding zu unterbinden. Denn es handelt sich um ein gesundes Bedürfnis und ist in den allermeisten Fällen eine natürliche, entwicklungsbedingte und vorübergehende Phase. Hier künstlich einzugreifen, könnte die Milchproduktion durcheinander bringen und für unnötig Stress und Frust sorgen.

Was tun, wenn das Clusterfeeding zu anstrengend wird?

Das Wohlbefinden der Eltern ist ebenso wichtig wie das des Babys. Wenn eine stillende Mutter völlig erschöpft ist, dann müssen Lösungen zur Entlastung gefunden werden. Das kann bedeuten, für eine Weile Muttermilch abzupumpen, die dann auch jemand anderes füttern kann. Oder, dass nach den ersten Lebenswochen eine andere Bezugsperson das Baby nimmt und es mit Körpernähe und ggf. einem Schnuller begleitet – mit liebevoller Zuwendung ist auch Schreien nicht schädlich, es kann sogar helfen, Stress abzubauen. Babys können ja nicht wie Erwachsene über das Erlebte sprechen.

Ansonsten hilft auch oft Akzeptanz in dem Wissen, dass diese Phase meist schnell vorbeigeht. Mach es dir mit deinem Baby auf dem Sofa oder Bett bequem, versorge doch selbst mit Snacks und ausreichend Getränken und versuche, die Zeit auch für dich angenehm zu gestalten – mit Büchern, Hörbüchern, Musik, Telefonaten o.ä. Fernsehen sollte beim Stillen nicht die Regel sein, aber an Clusterfeeding-Tagen ist auch das mal für eine Weile in Ordnung.

Pflege die Brustwarzen mit Heilwolle, Lanolin-Salbe oder Zinnhütchen.