Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
Artikel

Welche Milch ist die beste für mein Baby im ersten Lebensjahr?

Autorin - Renate Lieberknecht

Dass Muttermilch das Beste für das Baby und auch für die Mutter ist, ist allgemein bekannt. Aber nicht alle Mütter können oder wollen stillen. Wenn das bei dir der Fall ist, dann möchten wir dir helfen, eine geeignete Nahrung für dein Baby auszuwählen. In diesem Artikel erhältst du einen Überblick über die verschiedenen Milcharten für Babys im ersten Lebensjahr. Hier findest du alle Informationen, welche Milch für dein Baby die beste und welche eher ungeeignet ist.

Lesezeit: Etwa 8 Minuten
Baby bekommt die Flasche im Arm der Mutter

Muttermilch

Muttermilch ist die natürlichste und beste Ernährung für das Baby. Alle wichtigen Nährstoffe sind in ihr enthalten. Als stillende Mama hast du sie auch immer „dabei“. Selbstverständlich lässt sich deinem Baby auch abgepumpte Muttermilch mit der Flasche geben. Du kannst Muttermilch nach Bedarf deines Babys füttern. Auch Teilstillen ist wertvoll für dein Kind und dich. Bis zu Beginn der Beikost kann die Muttermilch als alleinige Nahrung dienen. Während der Beikost ist es möglich, weiterzustillen, solange Mutter und Kind dies möchten.

Nicht gestillte Babys brauchen Fertigmilch

Keine Sorge! Auch wenn nicht gestillt oder teilgestillt wird, gibt es eine gute Alternative, mit der ein Baby gut wachsen und gedeihen kann: eine Säuglingsanfangsnahrung auf Pulverbasis. Du erhältst sie im Super- oder Drogeriemarkt. Es gibt sie als Anfangs- und als Folgenahrung.

Aber welches Milchprodukt ist am besten für das Baby? Hier den Durchblick vor dem Babyregal im Super- oder Drogeriemarkt zu bekommen und sich zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. Die Aufschriften sind verwirrend. Jede Sorte, jede Marke, scheint noch besser zu sein als alle anderen. Aber wie unterscheiden sich die Produkte? Und welche Milchnahrung ist für dein Baby geeignet?

  1. Die Zusammensetzung ist gesetzlich geregelt: Die Herstellung und die Zusammensetzung von Säuglingsanfangsnahrung ist gesetzlich geregelt. Das ist eine wichtige Information vorab. Es ist also festgelegt, wieviel Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate und welche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten sein müssen. Diese Regelungen beruhen auf den Empfehlungen der wichtigsten, wissenschaftlichen Institutionen im Bereich der Kinderernährung.
  2. Die Zusammensetzung innerhalb einer Kategorie ist fast gleich: Jeder Hersteller von Pulvermilchnahrung muss sich also an diese Verordnung halten. Das vereinfacht die Auswahl eines geeigneten Produktes: sie sind nämlich nahezu identisch von der Zusammensetzung. Unabhängig vom Hersteller, dem Markennamen oder dem Preis. Allerdings natürlich nur innerhalb der jeweiligen Kategorie, also zum Beispiel bei allen Pre- oder dann wiederum bei den 1er Nahrungen. Zwischen Pre- und 1er Nahrungen sind natürlich schon Unterschiede. Das würde ja sonst keinen Sinn machen.
  3. Möglichst nahe am Modell „Muttermilch“ – deshalb weitere Zutaten: Alle namhaften Babynahrungshersteller versuchen seit vielen Jahren das große Vorbild Muttermilch „nachzubauen“. Dazu wird intensiv geforscht. Je näher am Vorbild, desto besser – das ist das Ziel. Deshalb gibt es im Babyregal immer wieder neue Produkte mit „verbesserter Rezeptur“ – so wird das dann genannt. Natürlich werben die Hersteller auch für diese besonderen Inhaltsstoffe, meistens auf der Vorderseite der Verpackungen. Die Verbraucher sollen das ja schließlich wissen. Sie schreiben zum Beispiel Abkürzungen für besondere Fettsäuren darauf oder hängen dem Markennamen noch eine Erweiterung an.

Welche Milchnahrung für das Neugeborene?

Für den Anfang empfehlen alle Fachgesellschaften die sogenannte Pre-Milchnahrung oder auch eine 1-Nahrung.

  • Pre-Nahrung (Aufschrift „Pre“ auf der Verpackung) ist adaptiert an Muttermilch. Sie enthält Laktose als einziges Kohlenhydrat.
  • Die 1-Nahrung (Aufschrift „1“ auf der Verpackung) ist teil-adaptiert, enthält weitere Kohlenhydrate (z.B. Stärke, Maltose oder Maltodextrin) und ist deshalb etwas dickflüssiger. Sie kann ca. ab der 6. Woche eingesetzt werden.
  • Beide Säuglingsnahrungen sind kontrollierte Produkte mit hohen Standards, deren Zusammensetzung gesetzlich geregelt ist.
  • Unterschiede in der Verträglichkeit oder für das Gedeihen zwischen „Pre“ und „1-Nahrung“ konnten bisher nicht nachgewiesen werden.
  • Die Pre- oder 1-Milchnahrung kann das ganze 1. Lebensjahr lang gefüttert werden, auch während der Beikost. Du kannst sie nach Bedarf deines Babys füttern. Bitte achte dabei auf Hunger- und Sättigungssignale deines Kindes.
  • Das bedeutet, dass man nicht auf 2er oder 3er Nahrung umstellen muss. Diese können Zutaten enthalten, die in einer Säuglingsmilchnahrung überflüssig sind, z.B. Vanillearoma oder Stärkeprodukte.

Folgenahrung (Aufschrift "2" oder "3" auf der Verpackung)

Folgenahrung enthält deutlich mehr Kohlenhydrate (Stärke, Maltodextrin u.a.) auch in Form von Zuckern oder Fruchtzusätzen als Anfangsnahrung. Folgenahrungs-Milch ist kein notwendiges Produkt. Du kannst alternativ während der Beikost auch Anfangsnahrung (Pre-Nahrung oder 1-Nahrung) weiterfüttern. Weitere Lebensmittel decken dann den zusätzlichen Nährstoffbedarf. Die Verpackungsaufschrift „Ab 6. Monat“ bzw. „Ab 10. Monat“ ist missverständlich, denn es gibt keine zwingende Reihenfolge der Nahrungen. Folgenahrungen haben keine wesentlichen Vorteile für die Sättigung oder das Durchschlafen. Wenn du dich für Folgenahrung entscheiden solltest, dann frühestens mit Beginn der Beikost.

 

HA-Nahrung für allergiegefährdete Babys

Wenn dein Baby allergiegefährdet ist – zum Beispiel, weil ihr als Eltern Allergien habt – dann ist eine hypoallergene Milchnahrung am besten.

  • Du erkennst sie am Zusatz „HA“ auf der Verpackung.
  • Sie ist auf Basis von Kuhmilcheiweiß hergestellt und enthält gespaltene (teilhydrolysierte) Eiweiße. Dadurch ist sie seltener allergieauslösend. Sie besteht aus einer kontrollierten Zusammensetzung und ist von hoher Qualität.
  • Die HA-Nahrung gibt es von mehreren Herstellern und ist sowohl als Pre- als auch als 1-Nahrung erhältlich. HA-Nahrung wird auch als 2- oder 3-Folgenahrung angeboten. Allerdings ist die allergievorbeugende Wirkung bei der Folgenahrung bisweilen nicht nachgewiesen und daher nicht notwendig.
  • Ihr Geschmack ist leicht bitter, wird aber von Säuglingen trotzdem gut akzeptiert.
  • Sie wird allergiegefährdeten Babys im ersten Lebenshalbjahr gefüttert. Die HA-Nahrung wird allerdings überflüssig, sobald dein Baby Beikost bekommt, da weitere, mögliche Lebensmittelallergene auf den Speiseplan kommen. Dann ist es empfehlenswert, zu herkömmlicher Säuglingsnahrung (Pre oder 1) zu wechseln.
  • Es ist empfehlenswert, Babys ohne erhöhtes Allergierisiko mit herkömmlicher Säuglingsmilchnahrung füttern.
  • Möchtest du mehr über das Thema "Allergieprävention" erfahren? Dann lies gern unseren Artikel Allergien vorbeugen durch die Ernährung?

Kuhmilch

  • Für die Zubereitung des Milch-Getreide-Brei kann Kuhmilch aus dem Supermarkt verwendet werden. Es ist ratsam, die Kuhmilch nur für den Abendbrei vom Löffel (mit max. 200 ml Milch) einzusetzen und ansonsten weiter zu stillen oder Säuglingsmilchnahrung mit der Flasche zu füttern. Dein Baby könnte sonst zu viel Eiweiß zu sich nehmen.
  • Die Milch sollte wärmebehandelt sein (pasteurisiert oder H-Milch). Bitte verwende keine Roh- oder Vorzugsmilch, denn sie kann krankmachende Bakterien enthalten.
  • Wenn die Breimahlzeit durch eine Brotmahlzeit ersetzt wird (gegen Ende des 1. Lebensjahres), kann dein Baby zum Frühstück oder zum Abendessen Milch auch als Getränk aus einem Becher trinken.
  • Kuhmilch kann von allergiegefährdeten Kindern ohne Allergiesymptome zu sich genommen werden. Allerdings ist eine vorherige Rücksprache mit dem Kinderarzt sinnvoll.

Spezialnahrungen bei Ernährungsproblemen

Wenn dein Baby viel spuckt oder häufig Bauchweh hat, solltest du zuerst mit dem Kinderarzt sprechen. Es gibt einige Spezialnahrungen bei diesen Beschwerden.

  • Sie werden als „diätetische Lebensmittel für besonderen Zwecke“ bezeichnet und sollten nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt verwendet werden.
  • Bei einer Kuhmilchallergie ist die HA-Nahrung nicht ausreichend. Es empfiehlt sich, therapeutische Milchnahrung zu verwenden (sogenannte extensive Hydrolysate), die durch den Kinderarzt verordnet wird und nur in Apotheken erhältlich ist.
  • Ein häufiger Wechsel zwischen verschiedenen Marken ist nicht empfehlenswert. In den meisten Fällen haben häufiges Spucken oder Bauchweh jedoch andere Gründe und es liegt nicht an der Nahrung.

Spezielle Säuglingsnahrungen auf Sojaeiweißbasis

Sie enthalten Phytoöstrogene, also hormonähnliche Substanzen. Die Wirkung auf den kindlichen Organismus ist noch nicht komplett geklärt. Bitte füttere diese spezielle Säuglingsnahrung nicht ohne Rücksprache mit dem Kinderarzt. Sie ist nur bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen empfehlenswert. Sie ist nicht zur Allergieprävention geeignet.

Weitere pflanzliche Milchersatzprodukte (Mandel-, Hafer-, Nussdrinks & Co)

Sojadrink, Mandeldrink, Haferdrink und ähnliches sind keine speziellen Säuglingsprodukte und für Babys völlig ungeeignet. Sie enthalten viel zu wenig und nicht die richtigen Nährstoffe für das sehr rasche Wachstum vor allem im 1. Lebensjahr. Sie sind somit schädlich für das Wachstum und die Entwicklung deines Babys.

Milch von Ziege, Schaf, Kamel & Co.

Diese Milchanfangsnahrungen sind ungeeignete Produkte für die Säuglingsernährung. Sie haben nicht den hohen Standard der Nahrungen auf Kuhmilchbasis. Auch Allergien kann damit nicht vorgebeugt werden.

Achtung: Säuglingsmilchnahrung bitte nicht selber zubereiten!

Früher gab es Rezepte, wie man Säuglingsmilchnahrung selber kochen konnte. Davon raten alle Fachgesellschaften dringend ab. Eine selbstgemachte Milchnahrung erreicht in keinem Fall die Qualität einer industriell hergestellten Milchnahrung oder gar der Muttermilch. Es besteht die Gefahr von einem ausgeprägten Nährstoffmangel und ein hohes hygienisches Risiko für dein Baby.

Ab 1 Jahr Kindermilch?

Kindermilch ist für Kleinkinder ab dem Alter von 1 Jahr. Es ist ein Ersatzprodukt für Trinkmilch auf Kuhmilchbasis. In der Zusammensetzung ist sie allerdings anders als diese. Einige Nährstoffe sind höher dosiert, andere niedriger, insbesondere Calcium. Weil Nährstoffe auf der Verpackung ausgelobt werden, erscheint sie gesünder zu sein. Ist sie aber nicht: Ernährungsphysiologisch bietet die Kindermilch derzeit keine nachgewiesenen Vorteile für Kleinkinder. Sie ist häufig süßer als Kuhmilch und mit Aromen versetzt. Kinder können sich an diese Süße gewöhnen. Da Kleinkinder keine spezielle Milch brauchen und sie deutlich teurer ist als Trinkmilch, ist dieses Produkt eher überflüssig.

Tipps für die Wahl eines geeigneten Milchproduktes

Am Beispiel einer Pre-Nahrung erklären wir jetzt, wie man sich für ein bestimmtes Produkt entscheiden kann

  • Schau dir zunächst verschiedene Pre-Nahrungen an. Das kannst du auf der Homepage des Herstellers machen oder vor dem Babyregal im Supermarkt.
  • Dann kannst du dir überlegen, ob das Produkt noch weitere Besonderheiten aufweisen soll.
  • Du kannst aber auch nur nach dem Preis gehen, das ist kein Problem.
  • Denn mit allen Produkten wird dein Baby das bekommen, was es zum Wachsen und Gedeihen braucht. Dank dieser schon genannten Verordnung.
  • Wenn dir vom Krankenhaus oder deiner Hebamme ein bestimmtes Produkt empfohlen wurde, dein Baby es gut verträgt und du damit zufrieden bist, dann kannst du natürlich auch dabeibleiben.
  • Ein Wechsel auf ein anderes Produkt hat meistens keine Vorteile, außer wenn es dafür medizinische Gründe gibt.

Kurz und knapp zusammengefasst

  • Muttermilch: hervorragend geeignet, nach Bedarf füttern
  • Oder: Pre- bzw. 1- Nahrung, im gesamten 1. Lebensjahr nach Bedarf füttern
  • HA-Nahrung: zur Allergievorbeugung
  • Kuhmilch für den Abendbrei: Parallel stillen bzw. Pre- oder 1er-Nahrung für die Flasche.
  • Kuhmilch als Getränk: ab Ende des 1. Lebensjahres.
  • Folgemilch: nicht unbedingt erforderlich
  • Spezialnahrungen: in Absprache mit Kinderarzt
  • Andere tierische Milchsorten: keine Vorteile
  • Pflanzendrinks: ungeeignet
  • Häufige Wechsel der Milchnahrungen vermeiden, besser Rücksprache mit Arzt