Das Leben mit Babys und Kleinkindern ist nicht immer einfach. Das wohl größte Thema dabei: Mangelnder Schlaf.
Eltern, besonders Mütter, sind irgendwie immer müde. Darüber wird oft in den Medien berichtet. Was da nicht steht: Müde ist man nicht nur in der ersten Zeit mit einem Neugeborenen sondern oft monatelang...
Ich habe so viel zu dem Thema gelesen: Die Bücher, in denen steht, wieso Babys nicht durchschlafen, die Ratgeber, die mir erklären sollten, dass sich das alles schon finden wird. Und natürlich erwartete ich von meinem Neugeborenen auch kein Durchschlafen. Auch nicht in den ersten Monaten, auch nicht im ersten Jahr. Dann aber, nach über einem Jahr mit maximal anderthalb bis zwei Stunden Schlaf am Stück, da wurde ich langsam nervös. Und schlecht gelaunt. Und ratlos. Meine Tochter war so anders als mein Sohn. Bereits mit acht Wochen schlief sie durch und ich habe all die Beschwerden meiner Freundinnen über ihre durchwachten Nächte nicht verstanden, vielleicht auch einfach nicht ernst genommen. Ich dachte, vollkommen zu Unrecht, dass sie wohl etwas falsch und ich alles richtig machen müsste. Natürlich habe ich ihnen das nie gesagt, aber jetzt, Jahre später, fühle ich mich immer noch schlecht dafür, dass ich wirklich dachte, dass man das Schlafverhalten seines Babys irgendwie beeinflussen könnte.
Versteht mich nicht falsch, ich glaube, dass diese Schlaflernprogramme wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“ ganz sicher Kinder beeinflussen. Nur nicht in einem Sinne den ich gut finde. Ich will meine Kinder nicht weinen lassen, will ihnen nicht zeigen, dass ich die Stärkere bin und sie sich auch in den Schlaf schreien können. Diese Idee lehne ich grundlegend ab, weswegen ich in den Augen vieler selbst daran Schuld bin, dass ich eben weiterhin an Schlafmangel litt.
Und ja, leiden ist das richtige Wort. Denn ich war nicht nur müde, ich war vollkommen fertig. Mein Sohn machte tagsüber längere Stillpausen, nachts war er davon weit entfernt. Manchmal wollte er stündlich gestillt werden. Hätte ich für jedes „Na, dann mach das halt nicht, gib ihm die Flasche und gut ist“ einen Euro bekommen, ich hätte mir mehrere Wochen in einem Luxushotel leisten können. Doch nein, abstillen war für mich keine Option. Denn es gibt ja keine Garantie, dass Kinder, die nachts nicht gestillt werden, durchschlafen. Und die Vorstellung plötzlich nachts Flaschen zuzubereiten schreckte mich mehr als die Idee eben weiterhin mit wenig Schlaf auszukommen.
Meine Rettung waren die Wochenenden. Dann nämlich schlief ich aus. Solange, bis ich nicht mehr müde war. Mein Mann frühstückte mit den Kindern, ging auf den Spielplatz, kaufte ein. Ich lag im Bett und genoss die Ruhe und das Durchschlafen von 8:00 bis 12:00Uhr oder solange wie es eben dauerte. Andere fanden das falsch, dieses getrennte Familienleben. Mich hat es gerettet.
Was definitiv nicht hilft, sind Vorwürfe oder Ratschläge von anderen Eltern, was man selbst angeblich falsch macht. Lasst es euch von mir sagen: Ihr macht nichts falsch, wenn eure Kinder nicht durchschlafen. Es liegt einfach in ihrer Natur. Meine Tochter war und ist ein Vorzeigekind, was das Schlafen angeht. Einmal eingeschlafen schlief und schläft sie. Das war immer so. Mein Sohn ist ein schlechter Schläfer. Er ist fast zwei Jahre alt und schläft inzwischen ab und zu durch. Aber nicht immer. Oft wacht er auf, fragt nach meinem Mann oder mir. Will kuscheln, Wasser trinken, von seinem Tag erzählen. Ich habe beiden Kindern gleich viel Geborgenheit und Nähe gegeben und trotzdem sind sie eben unterschiedliche Schläfer.
Es ist nicht euer Verdienst, wenn eure Babys früh durchschlafen. Und es ist nicht eure Schuld, wenn sie es auch nach Jahren noch nicht tun. Ihr müsst nur auf euch aufpassen. Denn gerade wenn der Schlafmangel so dramatisch ist, dass ihr Tage habt an denen ihr glaubt verrückt zu werden, kümmert euch um euch selbst. Fragt, wie in meinem Fall euren Partner und macht klar, dass ihr nicht einfach faul im Bett liegen wollt, sondern euer Körper und euer Geist diese Erholung braucht.
Sprecht darüber, was Schlafmangel anrichten kann. Damit sich auch der Blick darauf verändert. Denn es ist niemand Schuld daran, dass ihr nicht durchschlafen könnt, am allerwenigsten ihr. Es ist einfach eine wahnsinnig harte Zeit. Wendet euch an >>wellcome oder einen anderen Verein, der euch unterstützen kann. Fragt bei eurer Krankenkasse nach einer Mütterpflegerin, die euch tagsüber mit euren Kindern unterstützt. Und lest hier auf ElternLeben gute Artikel, die euch weiterhelfen oder nutzt die >>Online-Beratung.