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Welche Milch für mein Baby im ersten Lebensjahr?

Gar nicht so einfach, für einen Laien – und das sind wir als junge Eltern erstmal – den Durchblick zum großen „Milchangebot“ für Babys zu haben. Einen Überblick über die verschiedenen Milcharten für Babys im ersten Lebensjahr erhältst du in diesem Artikel. Hier findest du alle Informationen kurz und knapp: über geeignete und ungeeignete Nahrung und über Spezialnahrungen.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Baby bekommt die Flasche im Arm der Mutter

Muttermilch

Die natürlichste und beste Ernährung für das Baby. Alles Wichtige drin, immer dabei. Entweder Stillen oder abgepumpt mit der Flasche geben. Nach Bedarf des Babys füttern. Bis zum Beginn der Beikost alleinige Nahrung. Auch Teilstillen ist wertvoll. Gerne während der Beikost weiterstillen. Solange, wie Mutter und Kind das wollen.

Säuglingsmilchnahrung

Industriell hergestellte Pulvernahrung aus dem Super- oder Drogeriemarkt. Für nicht gestillte Babys oder beim Teilstillen. Gibt es als Anfangs- und als Folgenahrung.

Anfangsnahrung: Aufschrift 'Pre- oder 1' auf der Verpackung

Kontrollierte Produkte, hohe Standards, Zusammensetzung gesetzlich geregelt. Pre-Nahrung ist adaptiert an Muttermilch, deshalb Laktose als einziges Kohlenhydrat. 1-Nahrung ist teil-adaptiert, enthält weitere Kohlenhydrate (z.B. Stärke, Maltose oder Maltodextrin), deshalb etwas dickflüssiger, ab ca. 6. Woche einsetzbar.

Unterschiede in der Verträglichkeit oder für das Gediehen zwischen Pre und 1 nicht nachgewiesen. Für das gesamte erste Lebensjahr geeignet, auch während Beikost. Nach Bedarf des Babys füttern, Hunger- und Sättigungssignale beachten.

Folgenahrungen: Aufschrift '2 oder 3' auf der Verpackung

Enthält deutlich mehr Kohlenhydrate (Stärke, Maltodextrin u.a.) als Anfangsnahrung, auch in Form von Zuckern oder Fruchtzusätze. Nicht notwendige Produkte während Beikost, Pre oder 1 kann weitergefüttert werden (s.o.). Weitere Lebensmittel decken dann den zusätzlichen Nährstoffbedarf. Aufschrift 'ab 6. Monat' bzw. ab '10. Monat' missverständlich, es gibt keine zwingende Reihenfolge der Nahrungen. Folgenahrungen haben keine wesentlichen Vorteile bezüglich Sättigung oder Durchschlafen. Wenn überhaupt, dann frühestens mit Beginn der Beikost.

HA-Nahrung

Für allergiegefährdete Babys im ersten Lebenshalbjahr. HA = hypoallergen = weniger allergen. Gibt es als Pre oder 1-Nahrung. Hohe Qualität, kontrollierte Zusammensetzung. Auf Basis von Kuhmilcheiweiß hergestellt. Enthält teilhydrolysierte (gespaltene) Eiweiße. Dadurch seltener allergieauslösend. Leicht bitterer Geschmack, von Säuglingen trotzdem gut akzeptiert. Überflüssig, wenn Baby Beikost bekommt, da weitere, mögliche Lebensmittelallergene auf den Speiseplan kommen. Dann herkömmliche Säuglingsnahrung nehmen (Pre oder 1).

HA-Nahrung auch als 2- oder 3-Folgenahrung erhältlich. Allergievorbeugende Wirkung nicht nachgewiesen, daher nicht notwendig.

Babys ohne erhöhtes Allergierisiko mit herkömmlicher Säuglingsmilchnahrung füttern.

Kuhmilch

Für die Zubereitung des Milch-Getreide-Brei kann Kuhmilch aus dem Supermarkt verwendet werden. Ab Beginn des 6. Lebensmonats. Menge bis zu 200 ml für diesen Brei. Milch sollte wärmebehandelt sein, also pasteurisiert oder H-Milch. Keine Roh- oder Vorzugsmilch nehmen, kann krankmachende Bakterien enthalten. Kuhmilch nur für den Abendbrei vom Löffel einsetzen, ansonsten weiter stillen oder für die Flasche Säuglingsmilchnahrung. Sonst zu viel Eiweiß für das Baby. Wenn Breimahlzeit durch Brotmahlzeit ersetzt wird (Ende 1. Lebensjahr), Milch auch als Getränk aus Becher zum Frühstück oder Abendessen möglich.

Kuhmilch auch für allergiegefährdete Kinder ohne Allergiesymptome. Rücksprache mit Kinderarzt sinnvoll.

Spezialnahrungen bei Ernährungsproblemen

Verschiedene Produkte für Kinder mit Spuckneigung oder bauchwehgeplagte Kinder erhältlich. Werden als „diätetische Lebensmittel für besonderen Zwecke“ bezeichnet. Nur nach Rücksprache mit Kinderarzt verwenden. Nicht jedes Spucken nach einer Mahlzeit erfordert ein Spezialprodukt, da häufig harmlos. In manchen Fällen aber Ausdruck von Erkrankungen, dann braucht es gezielte ärztliche Behandlung.

Bei Kuhmilchallergie: HA-Nahrung nicht ausreichend, therapeutische Milchnahrung verwenden (sogenannte extensive Hydrolysate). Verordnung durch Kinderarzt, nur in Apotheken erhältlich.

Spezielle Säuglingsnahrungen auf Sojaeiweißbasis

Enthalten Phytoöstrogene (hormonähnliche Substanzen). Wirkung auf den kindlichen Organismus noch nicht komplett geklärt. Nicht ohne Rücksprache mit Kinderarzt füttern. Nur bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen verwenden. Nicht zur Allergieprävention geeignet.

Milch von Ziege, Schaf, Kamel & Co.

Ungeeignete Produkte für die Säuglingsernährung. Auch nicht zur Allergievorbeugung geeignet, da relativ ähnliche Eiweiße wie Kuhmilch.

Soja-, Mandel-, Hafer-, Nussdrinks & Co (pflanzliche „Milch“)

Sind keine speziellen Säuglingsprodukte. Für Babys völlig ungeeignet. Keine bedarfsgerechte Nährstoffzusammensetzung. Schädlich für Wachstum und Entwicklung.

Selbst hergestellte Nahrung

Keine bedarfsgerechte Nährstoffzusammensetzung, egal aus welchen Rohstoffen. Gefahr von ausgeprägtem Nährstoffmangel. Hohes hygienisches Risiko.

Exkurs: Ab 1. Lebensjahr Kindermilch?

Ist für Kleinkinder ab 1. Lebensjahr erhältlich. Ersatzprodukt für Trinkmilch, auf Kuhmilchbasis. In der Zusammensetzung anders als diese. Einige Nährstoffe höher dosiert, andere niedriger, insbesondere Calcium.

Weil Nährstoffe auf der Verpackung ausgelobt werden, erscheint sie gesünder zu sein. Ist sie aber nicht: ernährungsphysiologisch keine Vorteile für Kleinkinder nachgewiesen. Häufig süßer als Kuhmilch, Kinder können sich an diese Süße gewöhnen. Oft mit Aromen versetzt. Kleinkinder brauchen keine spezielle Milch, daher überflüssig. Und deutlich teurer als Trinkmilch. 

Kurz und knapp zusammengefasst

  • Muttermilch: hervorragend geeignet, nach Bedarf
  • Oder: Pre- bzw. 1- Nahrung, im gesamten 1. Lebensjahr, nach Bedarf
  • HA: zur Allergievorbeugung
  • Kuhmilch: für den Abendbrei. Parallel stillen bzw. Pre oder 1er Nahrung für die Flasche. Kuhmilch als Getränk ab Ende des 1. Lebensjahres.
  • Folgemilch: nicht unbedingt erforderlich
  • Spezialnahrungen: in Absprache mit Kinderarzt
  • Andere Tiermilchen: keine Vorteile. Pflanzendrinks: ungeeignet
  • Häufige Wechsel der Milchnahrungen vermeiden, besser Rücksprache mit Arzt