Format: Elternfrage
Elternfrage

Was kann ich tun, wenn mein Kind keine Lust zum Lernen hat?

Autorin - Malena Böse

Wenn dein Kind keine Lust auf Hausaufgaben und auf das Lernen nach der Schule oder am Wochenende hat, bist du in bester Gesellschaft. Es soll Kinder geben, denen alles „zufliegt“, die ohne viel Lernen immer beste Noten schreiben. Doch meistens reicht Begabung allein nicht aus, um in der Schule gute Leistungen zu bringen. Das Üben gehört dazu – ganz gleich ob es sich um Schreiben, Rechnen oder Lesen und später um Vokabeln oder Rechnungsarten handelt. Da dein Kind für viele Jahre sehr viel Zeit in der Schule verbringt, sollte es Lust am Lernen haben – natürlich nicht in jedem Fach und an jedem Tag gleich viel. Auch wir Erwachsenen haben Leistungsspitzen und unsere Schwächen. Das sollten wir den Kindern auch zugestehen.

Wenn dein Kind keine Lust am Lernen hat oder die Hausaufgaben verweigert, solltest du zuallererst die Gründe dafür herausfinden. Dann kannst du gemeinsam mit deinem Kind nach Lösungen suchen. Das ist bereits ein ganz wichtiger Punkt: Hilf deinem Kind von Anfang an selbst Verantwortung zu übernehmen. Maria Montessori, die große Pädagogin, hat es in diesem Satz auf den Punkt gebracht: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Unterstützen: ja – bevormunden oder aus der Hand nehmen: nein. Das gilt ganz besonders, wenn es um die schulischen Leistungen deines Kindes geht.

Lesezeit: Etwa 7 Minuten
Vater und Sohn machen zusammen mühselig Hausaufgaben.

Möglich Gründe, warum dein Kind nicht lernen möchte

Erinnere dich an deine eigene Schulzeit: was hat dich zum Lernen motiviert und was konntest du überhaupt nicht leiden? Bestimmt fallen dir viele Dinge dazu ein: du fandest den Lehrer doof, das Fach war dir zu schwierig, die Lerninhalte zu langweilig, deine beste Freundin konnte das viel besser als du – oder du hattest einfach andere Interessen.

So vielfältig wie damals bei dir können auch heute die Gründe sein, wenn dein Kind keine Lust zu lernen hat. Hinzu kommen auch konkrete Ursachen, die du durch Beobachten und im Gespräch schnell herausfinden kannst: Lernt dein Kind zur richtigen Zeit oder braucht es erst mal eine Pause? Stimmt die Lernumgebung, der Arbeitsplatz? Ist es zu laut? Läuft gar der Fernseher oder die Musik nebenbei?

Es können aber auch tieferliegende Gründe sein, warum dein Kind nicht lernen möchte: Vielleicht fühlt es sich überfordert, kann Aufgaben nicht einteilen, hat Probleme mit der Motorik (z.B. beim Schreibenlernen) oder tut sich mit einem bestimmten Fach einfach sehr schwer. Bevor du also mit Strafen drohst oder mit Belohnungen winkst, solltest du gemeinsam mit deinem Kind herausfinden, was eigentlich los ist.

So kannst du dein Kind zum Lernen motivieren

Wie bereits beschrieben geht es zuerst darum, die Ursachen für die Lernunlust herauszufinden. Nehmt euch dafür einen ruhigen Augenblick. Macht es euch schön. Wählt eine stressfreie Situation – nicht dann, wenn direkt vor dem Schlafengehen das Üben für den Test am nächsten Morgen ansteht und der Druck hoch ist. Gehe davon aus, dass auch dein Kind Interesse daran hat, dass die Schule weniger belastend ist. Vielleicht hat es Lösungsvorschläge, die dir selbst gar nicht eingefallen wären. Hier einige Beispiele:

  • Wenn der Arbeitsplatz nicht stimmt solltet ihr gemeinsam überlegen, was ihr machen könnt. Die Umgebung sollte möglichst hell und ruhig sein. Wenn dein Schulanfängerkind beispielsweise lieber in deiner Nähe lernen möchte als am neuen Schreibtisch weit weg in seinem Zimmer, dann probiert das aus. Umgekehrt gilt das genauso.
  • Wie so oft im Leben ist das „Timing“ wichtig: Braucht dein Kind nach der Schule eine Pause, bevor es Hausaufgaben macht? Wie passt das Lernen am Wochenende ins Freizeitprogramm mit Familien und Freunden? Hier kann bei älteren Kindern ein Wochen-Lernplan gute Dienste leisten. Last-minute-Lernen am Sonntagabend kann so vermieden werden.
  • Bei Problemen mit einem bestimmten Fach kann vor allem bei älteren Kindern Nachhilfeunterricht sinnvoll sein, statt als genervte/r Mutter oder Vater den Lehrerersatz zu spielen. Denn dies belastet meist die Beziehung. Dann sind die Noten vielleicht besser, aber neue Probleme entstehen. Viele Schulen haben auch kostenlose Nachhilfemodelle. Auch ein „betreuter Mittagstisch“ bietet sich an, da dein Kind dann unter Anleitung mit Gleichaltrigen lernt.
  • Bei Problemen mit einem bestimmten Lehrer macht das Lernen ebenfalls wenig Spaß. Dann kann ein Eltern-Lehrergespräch sinnvoll sein.
  • Wertschätzung ist wichtig: Wenn dein Kind nach eurem Gespräch und den daraus folgenden neuen Spielregeln (Ort, Zeit, was auch immer) motivierter als vorher lernt ist es wichtig, dass du das wertschätzt. Sage deinem Kind, wie sehr du dich freust, dass es z.B. ohne Drängelei und ohne Trödeln jetzt die Hausaufgaben macht, dass es selbstständig den Schulranzen packt u.v.m. Auch wenn es sich für dich vielleicht um Selbstverständlichkeiten handelt – für dein Kind kann das eine große Anstrengung sein, die anerkannt werden sollte.

Was du tun kannst, wenn dein Kind seine Hausaufgaben nicht machen möchte

Wenn dein Kind seine Hausaufgaben nicht machen möchte ist es wichtig, dass du nicht in einen „Dauerkonflikt“ kommst, aus dem ihr beide nicht mehr herausfindest: du kontrollierst und drängst – dein Kind verweigert sich – du machst noch mehr Druck – und alles endet im Chaos, vielleicht sogar mit Tränen und Geschrei. Deshalb mache dir klar, was Hausaufgaben leisten können, wie ihr sie zuhause von den Bedingungen her gut gestalten könnt und besonders wichtig, wo dein Kind wirklich Unterstützung braucht bzw. was es selbst verantworten sollte.

Versuche mit realistischen Erwartungen heranzugehen. Besonders nach der Einschulung ist alles neu für euch – für dein Kind genauso wie für dich. Gewöhnt euch an die neue Situation und achtet auf das, was dein Kind dir berichtet. Häufig werden Kinder von den Lehrern gut an die Hausaufgaben herangeführt. Wenn das nicht der Fall ist, kann dies ein lohnendes Gespräch beim ersten Elternabend sein. Bleibe mit den Lehrern im Gespräch, denn von einer reibungsvollen Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule profitiert vor allem dein Kind.
 

Warum es Hausaufgaben gibt und wofür sie sinnvoll sein können

Ihr kennt den Satz aus den Nachrichten: „Bildung ist Ländersache“. Und so kommt es, dass auch die Hausaufgaben in jedem Bundesland anders geregelt sind. Doch es gibt einige allgemeine Hinweise, die für die meisten Schulen in Deutschland gelten und die wir hier beschreiben wollen.

Direkt nach der Einschulung gibt es normalerweise noch keine Hausaufgaben. Erst mit der Zeit wird ein Grundschulkind Hausaufgaben bekommen, die es in ca. einer halben Stunde erledigen kann. Im Verlauf der Grundschulzeit wächst der Zeitbedarf auf ca. eine Stunde. Länger sollte es nur in Ausnahmefällen dauern.
Die Hausaufgaben haben zwei Ziele: Zum einen soll durch das Üben die Aufgabe besser verstanden und erledigt werden können. Wiederholungen zuhause helfen beim Schreiben üben, Lesen lernen und Kopfrechnen trainieren, denn dafür bleibt manchmal in der Klasse wenig Zeit. Ältere Kinder nutzen Hausaufgaben auch zum Recherchieren, um ein Referat zu erstellen oder um ein eigenes Projekt in einer Lerngruppe vorzubereiten.

Zum anderen haben Hausaufgaben idealerweise einen positiven pädagogischen Effekt: Dein Kind lernt, sich längere Zeit zu konzentrieren, an einem Thema zu bleiben und – hoffentlich mit einem Erfolgserlebnis, selbstständig Aufgaben zu schaffen. Es findet seine Interessen heraus und stellt fest, wo seine Grenzen liegen und wie es mit (Lern)Frustrationen umgehen kann. Hausaufgaben können ebenso eine Chance für die Kinder sein, die in der Schule ein wenig länger brauchen oder sich schwerer konzentrieren können, um zuhause in ihrem eigenen Tempo und in einer vertrauten Umgebung Sicherheit zu gewinnen, was sich positiv auf das Selbstbewusstsein und auf die Leistung auswirken kann.

Hausaufgaben sind aber nicht dafür da, um Lehrern Zeit zu sparen, d.h. dass Lerninhalte, die aus zeitlichen Gründen nicht geschafft werden können, nun eigenständig zuhause angeeignet werden. Hausaufgaben, die von den Lehrern gar nicht beachtet werden, frustrieren Kinder schnell: Warum lernen, wenn es keinen interessiert? Positive Rückmeldungen dagegen können Kinder sehr stark anspornen und motivieren. Eltern sollten dabei nicht den „Nachhilfelehrer spielen“, sondern ihrem Kind das eigenständige Arbeiten und Lernen ermöglichen. Wenn ihr den Eindruck habt, dass euer Kind mit den Hausaufgaben überfordert ist, solltet ihr die Lehrkraftdarauf ansprechen und gemeinsam nach der Ursache dafür suchen.

Tipps für die Hausaufgaben zuhause

Damit die Hausaugaben gut und gerne erledigt werden, solltet ihr einige Dinge beachten:

  • Schafft ein gutes Lernumfeld: ruhiger, heller Arbeitsplatz ohne Ablenkung.
  • Vollständige Lernmaterialien bereithalten: Stifte, Radiergummi, Anspitzer etc.
  • Überlegt den passenden Zeitrahmen: gleich nach der Schule? Nach dem Spielen? In der Stunde vor dem Abendbrot? Wenn euer Kind den zu ihm passenden Rhythmus gefunden hat, kann es eigenständig und ohne Ermahnung seine Hausaufgaben erledigen.
  • Bei älteren Kindern kann ein Wochenplan sinnvoll sein, in den auch Hobbys und Familienaktivitäten eingetragen werden
  • Traut eurem Kind etwas zu und mischt euch nur ein, wenn euer Kind selbst um eure Hilfe bittet. Zeiht Interesse, stellt Fragen – aber überlasst es eurem Kind, die Aufgaben zu lösen. Die Hausaufgaben sind die des Kindes, nicht eure. Manchmal hilft es, am Ende zu kontrollieren – und die Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.
  • Wenn nichts mehr geht, geht nichts mehr: Bei Hausaufgaben helfen Zwang oder Strafen nicht weiter. Wenn gar nichts mehr geht eine Pause machen, ggf. Zeiten umstellen oder bei häufiger Überforderung Rücksprache mit dem Lehrer halten.

Lest hierzu auch unseren Artikel: Hausaufgaben – so können sie gelingen