Format: Elternfrage
Elternfrage

Baby beißt beim Stillen: Warum – und was tun?

Autorin - Melanie Schüer

Wenn das Baby beim Stillen beißt, ist das für die Mutter nicht nur schmerzhaft, sondern auch erst einmal ziemlich erschreckend.  Eine solche Erfahrung – besonders, wenn sie sich wiederholt, kann dazu führen, dass das Stillen immer schwieriger wird. Verständlich, denn natürlich ist man angespannt, wenn man jederzeit damit rechnet, gebissen zu werden! Hier erklären wir dir, warum Babys beim Stillen beißen und was du als stillende Mutter tun kannst.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten
Mutter stillt Baby

Baby beißt zu Beginn der Stilllzeit

Neugeborene haben noch keine Zähne, dennoch kann ihr Beißen weh tun. Da die Blutzufuhr durch den Druck kurz unterbrochen werden kann, ist es möglich, dass die Brustwarze weiß wird. Nicht erschrecken, das legt sich meist innerhalb weniger Minuten von selbst wieder. Dennoch gilt es, zu handeln, damit das Stillen nicht zur Belastungsprobe wird.

In dieser Phase handelt es sich um kein Zubeißen im eigentlichen Sinne: Manchen Säuglingen fällt es, gerade zu Beginn der Stillzeit, schwer, den Mund ausreichend offen zu halten. Dies kann mit Gründen wie einem zu kurzen Zungenbändchen, einer zu hohen Muskelanspannung im Kiefer oder anderen Schwierigkeiten der Mundöffnung zusammenhängen. Dein Baby will dich also nicht ärgern, sondern hat einfach noch Probleme, das Stillen motorisch zu meistern.

Tipp: In diesem Fall ist es oft gut, das Baby in Rückenhaltung (dein Baby liegt seitlich neben dir) zu halten, da hier die Tendenz zum Beißen geringer ist.

Auch Physiotherapie und/oder Osteopathie kann helfen, die Mundmotorik und Kiefermuskulatur zu entspannen. Frage aber auch den Kinderarzt, ob zum Beispiel das Zungenbändchen verkürzt ist oder andere medizinische Ursachen vorliegen könnten.

Beißen beim Zahndurchbruch

Bei der Trinkmenge spielt das Alter deines Babys eine entscheidende Rolle: der Magen eines Neugeborenen ist klein wie eine Murmel, und er wächst erst Tag für Tag. Deshalb ist es anfangs völlig normal, wenn du dein Baby 6 bis 12 mal innerhalb von 24 Stunden stillst bzw. fütterst. Dein Baby bestimmt, wie oft! Das bedeutet bei einigen Babys, dass sie etwa alle zwei Stunden trinken, anfangs sogar manchmal noch öfter, um ihre individuelle Trinkmenge zu erreichen. Und anderen, meist älteren Babys, reicht es, alle drei bis vier Stunden zu trinken.

Nicht selten wechseln die Abstände auch immer mal wieder. Achte auf die Hungerzeichen deines Babys wie Schmatzen oder Suchbewegungen zur Brust während du es im Arm hältst. Auch Schreien kann ein Hungerzeichen sein. Wenn dein Baby weint, kann das aber auch andere Ursachen haben. Lerne dein Baby besser kennen und erfahre mehr über seine wichtigsten Bedürfnisse – so fällt es dir leichter, dein Baby zur rechten Zeit zu Füttern und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Milch dein Baby braucht. Manche Babys senden aber auch keine „eindeutigen“ Signale – dann muss man einfach immer mal wieder probieren, was es gerade gebrauchen könnte.

Stillen mit Zähnen

Das Einschießen der Zähne ist kein Grund, abzustillen. Denn tatsächlich kann ein Baby nicht gleichzeitig saugen und beißen. Es beißt also entweder kurz oder nach dem Saugen und meistens gelingt es gut, dem Baby das Beißen wieder abzugewöhnen. Gerade nachts geschieht das Beißen oft ganz aus Versehen, wenn das Baby noch an der Brust nuckelt, ohne richtig zu saugen.

Wichtig ist daher, wenn das Beißen auftritt, vermehrt darauf zu achten, wann das Baby aufhört, zu saugen. Verhindere „Nuckeln“ ohne echtes Saugen, denn dann passiert es leichter, dass das Baby zubeißt. Wenn du merkst, dass dein Baby genug Milch hatte und nicht mehr saugt, löse das Vakuum mit dem kleinen Finger und nimm dein Baby von der Brust.

Spielerisches Beißen beim Stillen

Manchmal beißen Babys auch zu, weil sie einfach ausprobieren, was sie alles mit ihrem Mund unternehmen können oder, weil sie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wecken wollen – ohne natürlich zu wissen, dass das ziemlich weh tut! Wenn du das für möglich hältst, dann versuche mal, ob das Beißen weniger wird, wenn du beim Stillen etwas öfter Blickkontakt zu deinem Baby aufnimmst und mit ihm sprichst. Natürlich darf man auch lesen, telefonieren, o.ä., aber in manchen Phasen haben Babys ein höheres Bedürfnis nach Kontakt, auch beim Stillen.

Kneifen oder Kratzen beim Stillen

Manchmal spielen Babys beim Stillen wild mit den Fingern an der Brust herum, kneifen oder kratzen. Auch damit wollen sie natürlich ihrer Mutter nicht schaden. Meist geht es um den Abbau von Anspannung oder einfach den Spaß, die eigenen Hände spielerisch zu benutzen – haben sie es doch endlich in den Entwicklungsschüben gelernt!

Wenn dein Baby schon gut greifen kann, kannst du ihm alternativ etwas zum Greifen in die Hände geben, zum Beispiel ein Tuch oder Spielzeug oder ein Stück von deiner Kleidung. Auch das Ausprobieren verschiedener Stillpositionen ist oft sinnvoll.

Manchmal hilft es auch, zu schauen, ob das Stillen in einer ruhigeren Umgebung besser klappt. Denn wenn Babys gestresst oder reizüberflutet sind, drücken sie das auch oft durch motorische Unruhe mit vielen hektischen Bewegungen aus. Überprüfe also gern einmal die Situationen, in denen du stillst und, ob vielleicht etwas mehr Rückzug und Ruhe möglich sind. Manchen Babys hilft auch ein Stilltuch, mit dem sie etwas abgeschirmt werden oder ruhige Musik, die auch dir selbst beim Entspannen hilft.

Was tun, wenn das Baby beim Stillen beißt, kneift oder kratzt?

Du kannst das Beißen beim Stillen reduzieren, indem du das Baby in die Rückenhaltung bzw. Seitenhaltung nimmst.

Auch ein gutes Beobachten, wann das Baby nicht mehr saugt sowie ein Lindern von Druck im Kiefer durch Beißringe, Waschlappen, etc., können helfen.

Wenn dein Baby bereits zugebissen hat und kaum loslässt, kannst du einen kleinen Trick anwenden: Ziehe dein Baby nah an dich heran – dann bekommt es etwas schlechter Luft durch die Nase und lässt sehr wahrscheinlich automatisch los.

Auch wenn dein Baby das Beißen nicht böse meint, solltest du ihm natürlich klarmachen, dass es dir mit Beißen, Kneifen oder Kratzen weh tut. Deshalb sage ihm, wenn es beißt, möglichst ruhig, aber doch klar und entschlossen: „Nein! Aua!“ Nimm‘ es kurz von der Brust, um das Stillen zu unterbrechen und so deine Grenze deutlich zu machen.

So behandelst du eine verletzte Brustwarze

Sollte deine Brust durch das Beißen bluten, musst du dir keine Sorgen um das Stillen machen – das Blut ist nicht schädlich für dein Baby. Aber du solltest die Wunde anschließend gut pflegen, damit sich keine Keime entwickeln:

  1. Lass möglichst viel Luft an die Wunde
  2. Spüle sie mehrmals täglich mit Kochsalzlösung aus der Apotheke
  3. Pflege die Wunde mit Lanolinsalbe
  4. Wechsle Stilleinlagen oft, um eine Infektion zu verhindern

Sollte die Wunde nicht innerhalb weniger Tage gut verheilen, hole dir Rat von einer Ärztin, Hebamme oder Stillberaterin. Du kannst dich auch an unsere kostenlose Onlineberatung wenden.

Beißen, Kratzen und Kneifen beim Stillen sind sehr unangenehm, meist aber nur Ausnahmen. Wenn du weißt, was zu tun ist, kannst du das Problem mit großer Wahrscheinlichkeit schnell lösen und problemlos weiterstillen – auch dann, wenn die ersten Zähnchen durchkommen und es an die nächsten Themen Beikost einführen und Abstillen geht.

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